Einfach leben – Ausgabe 13: Nestwärme e.V. - wenn Freundschaft und Liebe Bewegung schafft

Shownotes

Shownotes:

  • Buch: Moske P., Schuh E.: nestwärme schafft Perspektiven - Ein starkes Netzwerk für Familien in Not 2. Auflage, Bonifatius, 2025.

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00:00:02: Corinna Herzlich willkommen bei Einfach Leben aus Trier für alle. Heute nehmen wir die 13. Ausgabe auf von unserem Podcast und wir versuchen wie immer die ganz großen, komplizierten, wichtigen Themen aus der Welt, aus Europa, Deutschland, Rheinland Pfalz hier runterzubrechen auf uns in Trier und auch so zu besprechen, dass sie für alle anderen dann wirklich interessant dargestellt sind und zu mehr Erkenntnis führen. So, gegenüber sitzt Thomas Schneider an der Technik, wie immer. Vielen Dank, dass du da bist.

00:00:39: Alf  Neben mir sitzt ja hier ist der Alf Keilen. Hast du mich vergessen? Weißt du schon gar nicht mehr, wer ich bin?

00:00:45: Corinna Ne, ich hab dich angesprochen, ich hab dich angeguckt und gedacht, du stellst dich jetzt mal vor.

00:00:50: Alf  Ich stell mich vor. Ich stell mich einfach als Nachtwächter von Trier vor. Ich hab auch andere Funktionen, aber das ist die wichtigste, glaube ich mittlerweile.

00:00:57: Corinna Und ich bin Corinna, Abgeordnete aus Trier und heiße alle herzlich willkommen hier heute. Bei der Vorbereitung habe ich noch mal drüber nachgedacht. Alf und Thomas, die letzte Ausgabe, die ist richtig gut gelungen. Da haben wir sehr intensiv über Schule geredet, über Inklusion, Vielfalt, Diversität an Schulen. Da hatten wir die Suki Faeser zu Besuch. Großartig.

00:01:22: Alf  Wie alt war die 14? Unglaublich. Die hat sich so tapfer geschlagen hier und hat so viel Positives dazu beigetragen zu dem Thema.

00:01:30: Corinna Die ist so ein kluger Kopf, wenn man an die denkt, dann kann man eigentlich nicht mehr Angst vor der Zukunft haben. Dann war dabei Julia Schmid vom Bildungsbüro hier in Trier auch eine ganz interessante Gesprächspartnerin und Jutta Müller als akademischer Direktor oben an der Uni. Und ich weiß nicht, ob ihr mitbekommen habt, dass gestern eine Pressekonferenz war. Hast du mitbekommen?

00:01:55: Alf  Doch, ich habe sogar das Bild gesehen.

00:01:57: Corinna Hast du gesehen, was es denn bei dir hängt geblieben?

00:01:59: Alf  Ja, dass der Lothar Müller drauf war? Nein, nein, ich habe die Bilder gesehen. Das war eine schöne Pressekonferenz.

00:02:07: Corinna War eine schöne Pressekonferenz. Und zwar ging es darum, dass hier die Montessori Schule, die ist ein paar hundert Meter weiter entwickelt, genau, mit der Universität zusammen eine Campusschule gründet und die wollen wirklich experimentieren, wie inklusive gute Schule in einer modernen Art und Weise funktionieren kann, die den Kindern wirklich zugutekommt. Und ich habe es gefeiert, Leute. Ich habe es gefeiert. Das habe ich gesehen. Bundesweit, bundesweit echt ziemlich einzigartig. Also es gibt die Laborschule in Bielefeld, die ist vor ungefähr 50 Jahren gegründet worden. Da gibt es eine ganz enge Kooperation zwischen der Schule und der Universität. Und so was Ähnliches soll hier in Trier jetzt auch entstehen. Und das ist natürlich einfach total außergewöhnlich und ein Grund zum Feiern. Und heute haben wir ein Thema auf dem Schirm, von dem Al vorhin gesagt hat, dazu kann ich eigentlich gar nicht, Der hat wahnsinnig viel gelesen in den letzten Wochen. Erzähl mal selber.

00:03:15: Alf  Ja, also ich wusste gar nicht, wo ich anfangen sollte. Also ich fange immer so an, Ich fange immer mit dem Gleichen an und knall mich vor den Computer, gebe Petra Moskau ein und bekomme dann Antworten. Da hab ich für mich Wo fängst du an? Wo fängst du da an? Da hab ich komm eng das Ganze ein, schreib mal Nestwärmetrier ich, wo fängt der Amateur wie ich dann an? Dann latsche ich am Samstag durch die Stadt und denk so vor mich hin, irgendwas muss ja haben. Und dann fällt mir fällt mir euer neuer Laden da auf in der Brotstrasse und das ist es. Geh mal einfach da rein, klopfste mal an. Ich klopfe an, eine wunderbare Frau kommt raus und erzählt, hör mal alles, was du wissen willst, steht in dem neuen Buch da drin und drückt mir das Buch Nestwärme schafft Perspektiven in die Hand und ich gehe nach Hause und scheiße, du bist so völlig überflüssig, brauchst ja gar keine Fragen, wer sich stellt, steht alles. Ne, ich habe mehr Fragen. Also so fange ich an. Es ist unglaublich viel, was ihr geleistet habt. Aber da kommen wir ja drauf zu sprechen.

00:04:30: Corinna Da kommen wir drauf zu sprechen. Also wir können mal so als Stichwörter reingeben. Jetzt haben unsere Zuhörerinnen haben gehört, wir reden heute über die Nestwärme, aber vielleicht wissen gar nicht alle, in welchem Bereich die Nestwärme so unterwegs ist. So der Alf hat gesagt, das ist ein Bereich, mit dem ich nie was zu tun hatte. Und ich glaube, es gibt viele Leute in Deutschland und überall eigentlich, die sagen, das hat mit mir nichts zu tun. So und wenn man so die Grundfakten sich überlegt, wir haben in Deutschland, glaube ich, ungefähr Kinder und Jugendliche mit einer Beeinträchtigung, mit einer lebensverkürzenden Erkrankung, Erkrankungen mit hohem Unterstützungsbedarf. Und diese Kinder habt ihr in den Blick genommen und ich fand es so spannend, weil dieses Buch ist ja ein sehr persönliches Buch. Also man kann das wirklich empfehlen. Also gerade Leuten wie Alf, die sich mit dem Thema Familien mit Kindern mit Beeinträchtigung noch nicht so intensiv oder noch gar nicht auseinandergesetzt haben. Wenn ihr erfahren wollt, worum es da geht, dann würde ich wirklich dieses Buch in die Hand nehmen. Nestwärme schafft Perspektiven von Petra Moske und Elisabeth Schuh. Und weil ihr ja nicht nur Partnerinnen in diesem Sozialunternehmen seid, sondern auch Freundinnen, gewachsene Freundinnen, kann man sagen, auf alle Fälle würde ich euch mal Stellt euch doch mal gegenseitig vor und erzählt, was euch verbindet.

00:06:02: Elisabeth Schuh Ja, ich stell gerne die Petra vor und ich bin doch schon ganz gespannt.

00:06:08: Petra Moske Ich hätte fast auch gern angefangen.

00:06:11: Corinna Müsst ihr euch einigen.

00:06:11: Elisabeth Schuh Ja, ich mach mal weiter. Ja, wir haben, also es ist so, ich habe die Petra kennengelernt, noch bevor ich meinen Mann kannte und wir scherzen, aber es ist eben auch mehr als ein Scherz. Ich kenne sie länger als mein Mann, als meine Familie. Und wir haben auch mal das Bild für uns gefunden, dass wir im Grunde Schwestern sind, Herzensschwestern. Wir teilen etwas, was wir Stück für Stück festgestellt haben, was uns verbindet und immer wieder zusammenführt und auch zusammen weiterführt, um eben für diese Zielgruppe Familien mit kranken, behinderten, pflegebedürftigen Kindern was zu entwickeln, für die da zu sein, die aber auch sichtbar zu machen, in unsere Gesellschaft zu holen. Aber ich will ja jetzt die Petra ein bisschen sichtbar machen und dazu gehört, dass ich einfach sagen kann, wir sind eine sehr gute Ergänzung miteinander. Und ich glaube, das hat auch bei Nestwärme und bei dem, wie wir Nestwärme aufgebaut haben, eine Rolle gespielt. Erstens, dass wir wissen, wie wir miteinander Freude haben können und Spaß teilen. Wir trauen uns aber auch zu streiten und auch zusammen zu trauern und zu teilen. Und das führt eben immer dazu, dass wir sagen, es braucht noch ein Projekt oder das, was eine Familie uns erzählt, das nehmen wir gerne auf. Und aus meiner Sicht ist Petra die Netzwerkerin, die Lobbyarbeiterin, der Motor und ich bin der Sprit da drin und dann düsen wir zusammen los und schau, dass wir die Welt tatsächlich ein kleines Stück besser machen und danke dafür, dass wir so lange diesen Weg schon gehen, Petra.

00:07:54: Lautsprecher 1 Ja, ich kann mich ja dem fast nicht nur fast anschließen, du hast schon so viel vorweggenommen, dass es mir jetzt gar nicht so leicht fällt, das zu ergänzen.

00:08:06: Petra Moske Zum einen greife ich das Wort Herzensschwester auf, diese Verbindung mit einem Menschen Höhen und Tiefen erleben zu dürfen, zu können. Und das finde ich ja das Spannende daran, auch zu wachsen. Also das ist etwas, was uns wirklich ausmacht, dass wir beide uns auf den Weg gemacht haben und Lust darauf hatten, auch miteinander zu wachsen, voneinander zu lernen, miteinander zu lernen, uns weiterzuentwickeln und auch ein Team aufbauen konnten, denen wir das auch vermitteln konnten und können, Dass es sich immer wieder lohnt, das Gespräch aufzunehmen, sich die Mühe zu machen, dem anderen zuzuhören, Interesse an Menschen zu haben, für Werte zu kämpfen. Das ja, das zeichnet uns aus. Und was Elisabeth so besonders Ich kann nicht ohne sie Also die Arbeit bei Nesslamme würde mir keinen Sinn mehr geben, wenn Elisabeth nicht da wäre und da kriege ich fast Pipi in die Augen und sie hat so ein großes Talent, klein zu denken. Das kann ich nämlich nicht. Ich kann nur groß denken und sie bricht das immer schön runter und das danke ich dir auch. Oh Gott, Corinna, bitte.

00:09:26: Corinna Das ist so schön.

00:09:27: Petra Moske Hört ihr?

00:09:28: Corinna Ich hoffe. Also wir sind ja kein Fernsehen, sondern Podcast und man kann hier nicht reinschauen, aber man merkt euch verbindet einfach wahnsinnig viel. Es ist großartig. Elisabeth, Was meint sie mit du kannst klein denken?

00:09:44: Elisabeth Schuh Ja, ich würde sagen, operationalisieren. Eine Idee zum Beispiel, die wir hatten reingetragen von der Mama aus dem Ruwertal, die Zwillinge hatte. Darf ich das hier gerade erzählen? Dafür sitzen wir hier von und von diesen Kindern. Das war eindrücklich für uns. Wir haben ja den Kinderhospizdienst schon gehabt und die Kinderkranken und Intensivpflege. Diese Kinder waren massive Frühgeborene, ein Mädchen, ein Junge. Und der Junge wurde quasi von der Klinik nach vielen, vielen Versuchen, ihn gut auf den Weg zu bringen, mehr oder weniger aufgegeben und die Familie mit unserem Hospizdienst und der Kinderkrankenpflege, der entlastend eben auch unterstützt bei Nachtwachen etc. Nach Hause gegeben, als eben Kleinkinder. Das Mädchen hatte sich ganz gut entwickelt und bei dem Jungen war es so, dass die Ärzte gesagt Wir können da jetzt so nichts mehr tun, wenn sie mögen. Mit dieser Stabilität der Nestwärme gehen Sie nach Hause und geben Sie dem Kind ein Nest, eine Familie auch, vielleicht, um sich da zu verabschieden. Und dann ging unsere Hospizschwester die Yvonne, wirklich da regelmäßig hin und kam nach etwa drei Monaten. Wir haben alle gewartet und ein Stück mitgefühlt. Wann kommt dieser traurigste aller Momente, kam sie und Elisabeth Ich glaube, wir müssen hier mal wieder die Ärzte dazu holen und einschalten. Der Kleine fängt an zu greifen, der guckt Sachen hinterher, da wird kein Ende sein. Und dann sind wir da weiter auf den Weg gegangen, wieder Frühförderung, Kliniken, Kinderärzte etc. Und der Junge ist heute volljährig, macht eine Ausbildung, hat eine leichte Gehbehinderung, hat sich aber super, super entwickelt. Und diese Mama hat etwas beschäftigt, was für uns auch politisch ein Riesenthema ist. Auch dein Thema, Corinna, euer Thema ne? Was bedeutet es für Familien, ein schwerkrankes Kind zu Hause zu pflegen und ganz viel aufzugeben. Berufstätigkeit vielleicht unübersehbar für viele lange Jahre auch aufzugeben, den Arbeitsplatz vielleicht aufzugeben oder zu verlieren. Und diese Mama wollte gerne nach einem Jahr wieder arbeiten. Die hat sich zu Hause angebunden gefühlt, vielleicht auch stark belastet und hat Ich brauche auch mein anderes Umfeld, um weiter bestehen zu können und auch für mich noch etwas zu tun und für die Kinder gut und richtig da zu sein. Und die kam zu uns, gell, Petra? Und hat Ich würde gerne arbeiten gehen. Wisst ihr, eine Krippe, die beide Kinder nimmt, das gesunde Kind und dieses schwer beeinträchtigte, das war noch dialysepflichtig zu der Zeit. Ganz, ganz viel Entwicklung und Pflegeaufwand. Und dann haben wir uns angeguckt und haben Es gibt keine Krippe, die integrativ oder inklusiv arbeitet. Dann haben wir gesagt, das wollen wir auf den Weg bringen. Und wenn die Petra zu mir Da muss doch was geben, das machen wir jetzt, Dann traben wir zusammen los. Und dann macht sie die politische und die öffentliche Schiene und da helfen wir uns gegenseitig mit. Und dann geht es darum, Was will das Landesjugendamt wissen? Was muss die Stadt wissen? Was muss man alles noch so machen und denken, was für ein SGB braucht man? Und das ist dann eher dieses Runterbrechen bis ins Kleinste, damit man es auch wirklich umsetzen kann.

00:13:12: Corinna Und wenn ich mal fragen: Wie seid ihr denn eigentlich auf dieses Thema gestoßen? Also wir haben von Alf gehört, damit hatte ich nie was zu tun und so weiter. Und hat euch dieses Thema von Anfang an in irgendeiner Weise verbunden?

00:13:31: Petra Moske Ja, schon, aber wir Beide haben ja vorher, als wir uns wirklich kennengelernt haben, in einem ganz anderen Bereich gearbeitet, sondern nämlich eher im Erwachsenenbereich und hatten da für einen damaligen Wohlfahrtsverband eine ambulante Station für Erwachsene aufgebaut. Und das, was für Erwachsene so selbstverständlich war, haben wir dann erlebt, als wir im Kollegenkreis miterlebt haben, wie es sich anfühlt, wenn man ein behindertes Kind bekommt, dass die Dinge, die für die Erwachsenen Gültigkeit haben, aber für Kinder noch lange nicht existieren. Da wurde uns erst mal bewusst, was das bedeutet und dass das nicht sein kann. Also Dinge, das entzieht sich sogar unserem Gerechtigkeit. Es kann ja nicht sein, dass Kinder anders behandelt werden wie pflegebedürftige Erwachsene. Und das war eigentlich der Ursprung, dass wir da auch gedacht haben, dann müssen wir was tun.

00:14:34: Elisabeth Schuh Ich will mal ergänzen, natürlich müssen Kinder anders behandelt werden als Erwachsene, weil wir ja auf ein Familiensystem gucken. Aber du meinst, es gibt eine ambulante häusliche Krankenpflege schon Zeit und Ewigkeit, Sozialstationen, ambulante Pflegedienste, Jeder weiß und kennt das, weil es natürlich auch viele Erwachsene oder ältere Menschen gibt mit Hilfe oder Pflegebedarf zu Hause. Aber bei Eltern mit schwerkranken Kindern oder leichter kranken Kindern auch wird einfach erwartet, dass diese Eltern das alles zu Hause stemmen und alleine bewältigen, dass die in der Klinik angeleitet sind, dann tapfer nach Hause gehen und dann mal schauen, wie sie alles unter einen Hut kriegen. Und dann ist ja nicht nur, dass du ein Kind pflegst und versorgst, was vielleicht mehr Zeit braucht als ein anderes gleichaltriges Kind, sondern es geht ja auch darum, dass du die Kinder, die wachsen ja noch ins Leben rein. Selbst selbst wenn sie mit einer lebensbedrohlichen Erkrankung oder einem hohen Pflegeaufwand, ich sag mal, geschlagen jetzt sind, wachsen sie ins Leben rein. Und das ist das Wunderbare auch an uns Menschen, dass wir uns entwickeln, obwohl wir auch eine Erkrankung oder Beeinträchtigung haben. Und Eltern müssen beides bedienen, diese Versorgung der Pflege, aber auch natürlich die Frühförderung, die Entwicklungsförderung, Therapien, Diagnosen, vielleicht Operationen. Und da kommt so viel zusammen, wie wir gesehen haben eben bei zwei Kollegen aus unserem Team, dass die eine Mama bis nachts um 2 den Haushalt schmeißt, das hat die natürlich nicht in die Arbeit mitgebracht und erzählt. Und es ist eben, glaube ich, für uns alle die Frage, so wie der Alf sagt, da habe ich ja nichts mit zu tun. Schaut man irgendwo mal auch hin oder fragt man auch nach? Und aber auch die andere Seite, da höre ich fast schon in mir die Petra sprechen. Wir werden ja schon, jeder weiß auch, was der andere so ein bisschen mit auf dem Schirm hat. Dieses Es bedarf auch, dass die Familien signalisieren, dass sie da sind und dass sie dieses und jenes Thema haben. Und zwar nicht, um zu jammern, um zu klagen oder zu Ich brauche unbedingt diese oder jene Hilfe, sondern einfach um die anderen auch zu beteiligen und auch teilhaben zu lassen. Weil Teilhabe geht ja in jede Richtung. Nicht nur ich muss mal gucken, was ist Teilhabe, ich integriere hier in irgendeine Gruppe jemanden, sondern auch diejenigen, die diese Situation haben, sollten auch Interesse haben, andere teilhaben zu lassen.

00:17:10: Corinna Und das erscheint ja so ein bisschen selbstverständlich, dass darauf geschaut wird. Und wir sind ja in so einer Gesellschaft, wo oberflächlich betrachtet durchaus gesagt wird, Kinder und Jugendliche haben besonderen Stellenwert und so weiter. Gab es da nur eine, erklärt doch mal, gab es nur eine Lehrstelle hier in Trier, was die Versorgung und Begleitung anbelangt. Habt ihr zu dem Zeitpunkt eurer Gründung, als ihr angefangen habt, habt ihr über den Tellerrand geschaut, habt erfahren, ob es woanders besser funktioniert hat? Konntet ihr aufsetzen bei den Erfahrungen anderer oder wie ist das gelaufen?

00:17:44: Petra Moske Ja, also über den Tellerrand haben wir übrigens schon immer geguckt.

00:17:47: Elisabeth Schuh Das glaube ich gerne.

00:17:48: Petra Moske Das ist ja eigentlich das Spannende. Aber bevor ich jetzt irgendwas sage, ich hab gesehen, der Alf hat den Finger gehoben, ich muss mich nennen.

00:17:55: Alf  Ich habe eine ganz einfach aus dem, was Elisabeth gesagt hat, habe ich mir etwas überlegt. Es sind ja nicht nur die Krankenkinder, die leiden, es sind ja auch die Geschwisterkinder. Das ist also etwas, was ich immer so als sehr, sehr problematisch ansehe, wenn ich als gesundes Kind nur zu kurz komme, aus dem einfachen Grund, weil mich meine oder weil meine Eltern sich naturgemäß nur um das kranke Kind kümmern. Das ist also so eine Situation, das glaube ich nicht.

00:18:24: Corinna Also würde ich Widerspruch erheben. Also ich glaube, das beeinträchtigte Kind naturgemäß mehr aufmerksamkeit erfordert natürlich, weil es auch immer um Termine geht und so. Aber ich würde in dieser Absolutheit Eltern niemals unterstellen, dass sie ein Hans Corinna Ne, das ist, ich glaube, das hören ja jetzt auch Eltern und ich glaube, bei denen kommt das in einer bestimmten Weise.

00:18:50: Alf  Also ich kritisiere das nicht, aber ich finde das, ich habe über das, wir kommen ja gleich noch auf das Hospiz Thema, war dieses Thema ganz groß rausgestellt, dass es auch um die nicht kranken Kinder geht. Das ist doch euer Anliegen. Das wollte ich in Erfahrung.

00:19:07: Corinna Können wir einmal noch mal klären, weil ich finde von der Pike an wichtig, noch mal zu differenzieren zwischen Beeinträchtigung, Behinderung, Inwieweit reden wir über kranke Kinder, beeinträchtigte Kinder? Ich finde das ist schon wichtig. Elisabeth magst du das mal ein bisschen aufklären?

00:19:28: Elisabeth Schuh Das muss Elisabeth jetzt sagen, weil das sind Schnittmengen. Ich könnte es im Prinzip grob an Zahlen runterbrechen. Es gibt deutschlandweit 1,3 Millionen Kinder mit einer chronischen Erkrankung. Das kann auch einfach eine schlichte Hauterkrankung sein, Das kann Richtung Mukoviszidose gehen, das kann aber auch und integriert sämtliche lebensbedrohlich erkrankten Kinder 1,3 Millionen. Da kann keiner sagen, man hätte nicht irgendwo vielleicht auch die Chance auf Begegnung. Dann gibt es nach Statistik von vor zwei Jahren etwa, bis Kinder, die Pflegegrad, irgendeinem Pflegegrad eingestuft sind, nach dem Sinn der Pflegeversicherung, sprich Pflegeaufwand hat. Die Zahl der behinderten Kinder, also eingestuft nach Landesversorgungsamt, ist glaube ich, ein bisschen kleiner bundesweit. Vielleicht weiß Corinna die besser, das könnt ihr aber sonst auch noch mal sichten. Und die Zahl der lebensbedrohlichen, wie wir am Anfang gesagt haben, liegen jetzt nach neuesten Schätzungen von dem Professor Jennison bei. Und angefangen von chronischer Erkrankung ist das für mich wie so eine Zwiebel, die immer enger wird und immer kleiner. Und letzten Endes sind alle, die in der engeren Zwiebel drin sind, auch die lebensbedrohlich erkrankten Kinder, die pflegeaufwändigen, die behinderten Kinder sind alle auch behinderte Kinder, auch nach Testat vom Landesversorgungsamt. Bei den chronisch Kranken, diesen 1,3 Millionen vielleicht nicht unbedingt. Und von daher ist es berechtigt, dass wir hier von Inklusion sprechen, weil das alle betrifft und sehr, sehr viele auch Hospizkinder, sage ich jetzt mal, werden gar nicht wahrgenommen als ein lebensbedrohlich erkranktes Hospizkind, was eine besondere Wolke, Gedankenwolke noch mal mit sich bringt und eine Besorgung und ein großes Mitgefühl von allen, aber auch ein Stück Abstand und Angst. Viele dieser Kinder werden als schwerstmehrfach behinderte Kinder, als ein behindertes Kind wahrgenommen. Und da hab ich das Gefühl, und das ist auch das, was bei Nestwärme beschäftigt ist, der Blick auf Menschen mit Behinderung schon noch mal anders gefühlt. Und es gilt, alle Menschen sind gleich und welches Etikett man benutzt, da kommt es schon auch drauf an und vor allem letzten Endes auf die innere Haltung.

00:21:57: Corinna Und es ist so, also das Beispiel von dem Kind, das du vorhin erwähnt hast, von dem die Ärzte gedacht haben, es hat keine Überlebenschance, Lebenschance, Überlebensperspektive, wie auch immer, dass sich die Ärzte getäuscht haben, dieses Kind dann 18 Jahre alt geworden. Ist, wie du gesagt hast, das sind so Erzählungen, die ich von sehr vielen Menschen mit Behinderungen kenne, dass den Eltern bei der Geburt gesagt worden Das Kind wird maximal drei Jahre alt oder vier Jahre alt, also gewöhnt euch nicht so sehr daran, das wird euch bald verlassen. Das sind alles Originalzitate, die ich kenne. Und diese Leute sind zum Teil jetzt so alt wie ich. Es sind erwachsene Menschen, die erwachsenen Biografien hingelegt haben, die Ausbildung gemacht haben und so weiter. Also deswegen glaube ich, ist es total wichtig zu erkennen, dass das Feld sehr weit ist und dass sich so eine Kinderhospizarbeit von einer Erwachsenenhospizarbeit wirklich auch fundamental unterscheidet, weil ihr diese Kinder ja vielfach über viele Jahre auch begleitet.

00:23:08: Petra Moske Ja, und ich möchte da mal gerne einwerfen, zum einen auch kurz noch mal Alf in Geschwisterkind zu sein. Da stecken auch Chancen drin und die versuchen, diese Chancen, die versuchen wir auch nutzbar zu machen. Und das gelingt uns mit dem Projekt Geschwisterzeit eigentlich sehr gut. Und das ist auch ein Projekt, was mich persönlich sehr anspricht und auch zu unserer Haltung passt. Nur wollte ich das noch einmal sagen, dass das auch viele Chancen in Richtung Resilienz auch birgt, ein Geschwisterkind zu sein. Von einem schwerkranken oder behinderten Geschwisterkind wieder, was du gerade noch mal gesagt hast, Corinna, da möchte ich auch noch mal gerne drauf antworten, dass die Kinder so alt werden oder so.

00:24:03: Elisabeth Schuh Erwachsen.

00:24:06: Petra Moske Insofern die Das ist die Arbeit der Eltern und meistens der Mütter. Und jetzt kommen wir ja genau zu diesem Punkt. Das ist ja eine Rund um die Uhr Aufgabe. Das ist eine Liebe, die diese beiden oder ja, meistens sind es halt wirklich die Mütter miteinander verbindet. Das wird dann zu einer Lebensaufgabe und dann wird alles andere geht dann manchmal, fällt hinten runter, weil die Sorge um das Kind so groß ist, dass die sich da wirklich richtig reinhängen. Und dann ist es so ungerecht, wenn jemand ja Kinder haben, Eltern, sollen die sich doch drum kümmern. Tun ja diese Eltern. Das ist ja das Schlimme. Sie übernehmen ja die Verantwortung. Sie sagen, ja, ist mir egal, soll es doch woanders hingehen. Die übernehmen die Verantwortung in unserer Gesellschaft und werden eigentlich noch dafür bestraft, dass sie die Verantwortung übernehmen. Sie geben sie ja nicht ab an irgendeine Einrichtung, an irgendein Heim. Und wir finden, dass es unsere gesellschaftliche Aufgabe ist, egal in welchem Bereich. Wenn Menschen Verantwortung übernehmen, dann sind sie unterstützenswert und zwar von jedem von uns.

00:25:20: Alf  Gut, das klingt richtig, das sehe ich schon.

00:25:23: Petra Moske Das ist egal, ob jemand krank oder Das wünschen wir uns doch in der Gesellschaft alle, dass wir Verantwortung übernehmen und sie nicht an den Staat abgeben oder sonst an Chefs, an Freunde, an Politik. Das wünschen wir uns doch. Aber das geht ja nur, wenn wir das auch fördern, dass jemand Verantwortung übernimmt und nicht noch Bashing betreibt.

00:25:48: Corinna Und jetzt wollen die Kinder natürlich auch aktiv am Leben teilnehmen, also Inklusion erleben. Und ihr hattet ja angedeutet, das Erste, was ihr gemacht habt, als ihr angefangen habt bei dieser Arbeit. Und das entwickelt sich ja manchmal auch biografisch, Also dass man also ein Kind kennenlernt, das vielleicht aus einem Krankenhaus kommt und so weiter, Erzählt doch mal vielleicht anhand einer Geschichte, wie sich das so entwickelt hat und euch in eurer Arbeit der Nestwärme darstellt.

00:26:23: Petra Moske Also wenn wir jetzt von einem bestimmten Kind ausgehen, dann kann es nur der Arne mit der Schmetterlingskrankheit sein. Ja, das war tatsächlich der berührendste und für uns unfassbarste Begegnung. Ich will gar nicht Fall sagen, also die unfassbarste Begegnung, weil zu uns kam eine strahlende junge Mutter, die in Luxemburg berufstätig war, die ein Baby bekommen hat, war so goldig und so süß war, dass wir uns schockverliebt hatten und dann hat der halt diese schlimme Krankheit, man nennt sie im Sprachgebrauch Schmetterlingskrankheit, im Fachgebrauch Epidermolysis bullosa und die Haut ist wie darf man sich vorstellen wie rohes Fleisch. Also der hat gar keine Haut mehr, wie wir das kennen, sondern überall rote Hautflecken. Und wir hatten ja die Erfahrung aus der Erwachsenenpflege, dass man bei bestimmten Dingen dann auch Module anwend kann, um Menschen zu versorgen. Und das war eben dann in der Pflege und Versorgung von diesem Jungen überhaupt nicht der Fall. Und wir haben tatsächlich dann auch gekämpft, dass der eine medizinische und pflegerische Versorgung, eine ambulante bekommt. Und unsere erste Anlaufstelle war damals hier der MDK und da wurden wir ziemlich.

00:27:47: Elisabeth Schuh Abgestraft, abgemeiert.

00:27:50: Corinna Der medizinische Dienst Krankenkassen.

00:27:52: Petra Moske Genau. Und die Person, die damals die Verantwortung dort trug, entgegnete uns genau diesen Sie schaffen hier Bedarf, den braucht keiner und die Kinder haben Eltern und sollen sich die Eltern drum kümmern. Und dann haben wir eigentlich, da waren wir sozusagen so motiviert und haben alle Hebel in Bewegung gesetzt und gesagt, das das kann ja nicht sein, weil sie übernehmen ja die Verantwortung, also brauchen sie auch die Hilfe, weil die sind ja ohnmächtig vor Angst und Sorge. Ja und dann gingen wir an die Presse und das hat dann am Ende dazu geführt, dass die Krankenkasse sich bewegt hat. Aber wir standen ja mit der Versorgung mit dem Rücken an der Wand. Wir haben das alles durch Spendengelder finanziert und dann kam tatsächlich leider erst durch die Öffentlichkeitsarbeit Bewegung in die ganze Geschichte. Mit Erfolg, muss man sagen.

00:28:53: Elisabeth Schuh Mit Erfolg auf alle Fälle auch um vielleicht das, das klingt in mir noch so ein bisschen nach, war das, was auch gerade mit dieser Kinderkranken und Intensivpflege, dem Blick auf die Kinder, wie werden die zu Hause versorgt und wie kann man das unterstützen? Gab es das nur hier war das bundesweit und es war aus meiner, aus unserer Sicht glaube ich schon eine Initiativbewegung, die wie man manchmal gibt auch dieses Beispiel an gleichen Stellen entsteht plötzlich irgendwas, weil eine Lücke erkannt wird. Und das war hier auch so mit wir haben über den Tellerrand geguckt. Es gab in Köln, die haben uns unterstützt in der Startphase auch bei dieser Lobbyarbeit noch mal und auch wir haben ja hier ein großes Presseforum gehabt und dann das Thema vorgestellt und veranschaulicht. Da waren die mit dabei, weil die auch auf dem Weg waren, einen Kinderkrankenpflegedienst zu gründen, der nach anderen Bedingungen arbeitet, aber eben Kinder zu Hause auch versorgt. Und dann haben wir das geschafft, noch mit zwei weiteren Organisationen, die gesagt okay, ist auch unser Thema, kenne ich mich mit aus, dass wir hier in Rheinland-Pfalz einen speziellen Kinderversorgungsvertrag bekommen haben. Die AOK hat sich dann wirklich an vorderste Front gestellt und hat Wir unterschreiben mit euch einen Vertrag. Die Ersatzkassen und andere Konten wollten sich nicht anschließen. Gibt es dann auch juristische Findigkeiten, warum die da so Schwierigkeiten haben. Aber dieser Vertrag dann mit den AOK war wirklich zentral auch, wie soll ich sagen, wie so ein Leuchtfeuer auch bundesweit. Das ist dann auch an anderen Inseln entstanden bundesweit und so, dass die Ersatzkassen dann auch gesagt haben okay, wir lehnen uns an. Das sind zwar Einzelfallentscheidungen, aber wenn die AOK da den Vorreiter macht, lehnen wir uns an. Und das hat wirklich jetzt für unseren Pflegedienst dazu geführt, dass wir gewachsen sind, weil der Bedarf eben einfach da ist und nicht, weil wir den wecken. Welche Mama würde denn, ich mein, wie kann man so was sagen, welche Mama würde denn um Hilfe rufen, wenn sie nicht wirklich Hilfebedarf hat? Und das so zu strafen als Gesellschaft und nicht kindgerecht zu machen. Du musst ja Kindern auch bei einer Pflege mehr erklären können. Oder es sind wie bei diesem Jungen beim Arne, der war zwar ganz klein, aber der musste quasi wie Ganzkörperverbände haben und gebadet werden und hat Schmerzen dabei. Das musst du ja anders handeln als einem Erwachsenen, den du sagst so, wir baden jetzt das und den Fuß und dann wird da verbunden, dann hält er das schon mal aus. Und das ist in der Kinderkrankenpflege wirklich anders. Und es gehört eben auch dazu, Na Mama dann noch Mut zuzusprechen, das mit auszuhalten.

00:31:38: Petra Moske Ja, und was bedeutet das auch für die Mama noch mal? Also jetzt am Beispiel dieser Mama, die hat bis heute zeitlebens die Versorgung ihres Sohnes übernommen. Die war ja top ausgebildet, die hat ja gearbeitet, die hat ja sozusagen zum Bruttosozialprodukt beigetragen und wurde dann durch die Krankheit ihres Kindes mehr oder weniger dazu verdonnert, zu Hause zu bleiben. Und von heute heißt das ja Bürgergeld und Pflegegeld zu leben, was Ist denn das für eine Aussicht? Das hat sie sich doch nicht ausgesucht. Natürlich wäre die auch gerne arbeiten gegangen und hätte weiter auch für die Gesellschaft mitgewirkt. Aber was soll sie denn tun? Und was passiert jetzt? Die Frau wird in Altersarmut enden. Das ist doch eine schreckliche Geschichte.

00:32:31: Corinna Was empfindet ihr denn, wenn ihr im Moment diese Diskussionen hört über Bürgergeld, die Finanzierbarkeit des Sozialstaates, weil das jetzt einfach so gut reinpasst? Was macht das mit euch und eurer Arbeit und vor allen Dingen den Leuten, mit denen ihr zusammenarbeitet?

00:32:50: Petra Moske Ja, also die ganze politische Entwicklung, die jetzt so in Gange ist, entsetzt und natürlich total, weil wir ja auch eine Gruppe von Menschen begleiten, die polarisieren kann und Dinge und Sachen, die polarisieren können bei Menschen was auslösen. Die werden auch schon mal gerne auf den Prüfstand gestellt, was das für eine Gesellschaft bedeutet. An Mehrkosten oder Nichtkosten lohnt sich etwas. Etwas lohnt sich etwas nicht. Und so denken wir nicht. Wir denken nicht darüber nach, ob es sich lohnt, dass diese Mama sich um ihr Kind kümmert oder dass wir uns für eine Familie einsetzen. Das gehört für uns zu unserer Haltung.

00:33:40: Elisabeth Schuh Wie ja, ich will das ergänzen auch das ist wie mit Füßen getreten. Es wurde sichtbar gemacht, dass es häusliche Pflege und Begleitung gibt und mit einer Form von Anerkennung natürlich eigentlich für den Pflegebedürftigen, aber hier ja auch für die Familie verbunden und nicht mal monetäre Anerkennung, sondern einfach es wird anerkannt, dass da eine Pflegeleistung gemacht wird. Und jetzt diese Diskussion mit dem Pflegegrad 1, 18 Prozent aller Menschen, die aller Menschen, die im Pflegegrad eingestuft sind, sind 18 Prozent in Stufe eins. Da kriegst du gar kein Pflegegeld. Du hast bestimmt andere kleine Vorteile, aber du weißt, du wirst gesehen und es wird anerkannt und respektiert, was du da leistest. Und da drüber, wo ich aus meiner Sicht sagen würde, da kannst du, was haben sie gesagt, zwei Milliarden sparen vielleicht, wenn sie den Pflegegrad abschaffen. Was tust du den Menschen und uns allen an und auch unserer Gesellschaft mit der Das streichen wir mal schnell wieder weg. Das entzieht wirklich den Boden. Und ich finde dieses mit Monetarisierung gleichsetzen, was Menschen leisten, so wie Petra jetzt gesagt hat, das mit Monetarisierung gleichsetzen und zu Als Gesellschaft müssen wir, ich sage mal, den Po zusammenkneifen oder irgendwo was sparen, das wissen wir alle. Aber an der Stelle anzusetzen, wo uns bewusst sein sollte, dass da ein kleines Mehr an Unterstützung sinnvoller wäre und einen höheren Beitrag leisten würde gegen Altersarmut, wie der Alltag überhaupt laufen kann, da zu streichen, das ist unsäglich. Ich weiß nicht, wie man als Gesellschaft und als einzelne Politiker auf diese Idee kommen kann, solche Signale zu setzen, weil die Signale, die setzt du ja anderen, die sich womöglich noch darüber freuen. Und das darf aus unserer Sicht einfach nicht sein.

00:35:45: Petra Moske Jetzt sind wir alle stumm.

00:35:47: Corinna Das macht einen auch ein bisschen sprachlos, ehrlich gesagt.

00:35:50: Alf  Das hat uns alle sprachlos gemacht. Die ganze Diskussion ist völlig daneben. Die Diskussion, nein, die Diskussion auf Bundesebene um den Pflegekräften. Elisabeth hat das ziemlich deutlich gesagt und ich kann dazu jetzt keine Ergänzung dazu geben, aber mich hätte noch eine Sache interessiert, die mich wirklich innerlich sehr bewegt hat, weil ich viel gelesen habe, was ihr so in den Jahren gemacht hab. Also ich habe allein über 200 Volksmann Artikel gefunden. Über 200, das wisst ihr gar nicht, wer sich alles für euch so stark gemacht hat. Das ist auch schon toll. Also ich finde zum Beispiel ganz toll, dass sich der Mario Götze, ehe er das Tor geschossen hat, schon für euch stark gemacht hat. Das hat mich total geworfen. Oder jetzt der Samuel Fitvi, der sich für euch stark macht. Also ich muss schon sagen, ich hab.

00:36:54: Corinna Kannst du mal den Leuten, die nicht so drin sind, sagen, über wen redest du?

00:36:58: Elisabeth Schuh Wer ist Mario Götze?

00:37:00: Alf  Mario Götze wird ja wohl jeder, der muss mir nicht erklären. 2014, ich bin immer in den er Jahren noch. 2014 hat er das Tor geschossen, das entscheidende Tor gegen Argentinien. Und der Samuel Fitwe ist der Marathonläufer überhaupt in Deutschland, hat selbst eine Migrationsgeschichte und wohnt in Gerolstein und vertritt die Region enorm gut. Beeindruckend, beeindruckend. Und er ist für euch mit ein Aushängeschild. Also ich habe mich in ganz viele Aktivitäten, die ihr, ich weiß gar nicht, wie ihr das macht und wo ihr die Zeit dafür überhaupt aufbringt, so viel zu unternehmen. Bitte sagt mal das.

00:37:43: Petra Moske Naja, das ist einfach so. Ja, wir sind einfach glücklich und auch ein Stück privilegiert, dass wir etwas tun können, was sinnhaft ist, was eine Sinnhaftigkeit hat und was auch Menschen berührt und zum Mitmachen anregt. Das ist das, was uns wirklich immer immer wieder selbst auch die Kraft gibt, dass wir so viele tolle Menschen kennenlernen dürfen, mit denen gemeinsam etwas bewirken und bewegen können. Und das gibt ja so ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Und auch Menschen, die so die gleiche Atmung haben, die gleiche Haltung, die Lust haben, denen nichts zu viel ist, die auch mal rechts und links gucken, die einfach auch Freude daran haben, Freude weiterzugeben. Das hält uns immer am Laufen. Da werden wir auch nicht müde, das auch immer wieder zu betonen.

00:38:50: Elisabeth Schuh Da werden wir aber auch nicht müde. Und vor allem du nicht, andere weitere Kollegen, die dicht mit dir zusammenarbeiten, andere anzustecken mit einer Begeisterung, mit Humor, mit Lebensfreude, mit tollen Events. Der hat ja hier gelaufen jetzt für uns und ich weiß manchmal gar nicht, was da alles läuft, aber die Ideen und das, wofür andere quasi stehen und leben, sei es Fußball, sei es Laufen, sei es der Dritte, der ich bin Konditor und könnte ich irgendwie was einbringen, die Leute anstecken, dass sie mit dem, was sie selber sind und lieben, einen Beitrag leisten können, irgendetwas sich beteiligen. Und das ist so wie Petra sagt, finde ich, das nährt auch uns wieder in diesem Engagement. Ja, das kostet ganz viel Zeit. Wir rechnen nicht in Freizeit und Homezeit oder Family Quality Time oder solchen Sachen, sondern das fließt ein Stück ineinander. Das darf es auch, weil es auch für uns eine schöne Zeit im Grunde ist. Nicht alle Sachen machen immer Spaß, aber das gehört ja mit dazu. Und ich finde das ein besonderes Talent, Menschen anzustecken. Und du hast gesagt, da muss ich auch noch einmal kommentieren für euch und das hört sich so an für uns, für Nestwärme. Ich finde es ganz wichtig. Wir möchten stellvertretend für diese 1,3 Millionen und auch für die Geschwister und Eltern und alle da sein, so ein bisschen Stellvertreter wahrnehmen. Aber im Grunde glaube ich, diese Menschen wissen sehr genau, warum sie sich jetzt einbringen. Sie machen das zwar auch, weil sie sich freuen, wenn die Petra kommt und mitläuft oder mitfiebert oder am Rand laut halt schreit, dass jeder weiß, sie ist auch da. Aber die wissen schon, wofür sie das machen. Und das finde ich ein besonderes Geschenk, was uns dann immer wieder jeden Tag zurückgeschenkt wird. Aber natürlich machen wir uns auch jeden Tag wieder auf, die Nächsten auch zu begeistern von dieser Mitmachidee Ja, und weil.

00:41:07: Petra Moske Wir eben nicht vom Schreibtisch aus agieren, sondern uns ist das wirklich ein tiefes Bedürfnis, dass wir mit den Menschen Kontakt haben, mit denen wir gemeinsam etwas bewegen. Und wenn ich sage mit den Menschen, dann meinen wir die Eltern, die betroffenen Eltern, wir meinen die Förderer, die Unterstützer, die Läuferinnen und Läufer, die Musikerinnen und Musiker, alle, die etwas haben, was sie in die Gesellschaft weitertragen können, damit es einfach eine Bereicherung für jeden wird. Das ist so erfüllend. Und wir haben ja auch mal ehrenamtlich angefangen, das Ganze aufzubauen und irgendwann auch festgestellt, okay, das braucht Strukturen und entweder wir kümmern uns jetzt richtig darum und müssen dann aber unsere Jobs aufgeben, weil wir uns dann wirklich nur noch darum kümmern oder es bleibt ein kleines Pflänzchen, was auch in Ordnung ist, aber wir haben uns dann einfach dazu entschieden, daraus eine Lebenshaltung zu machen und ein Sozialunternehmen mit Verantwortung.

00:42:14: Corinna Und das finde ich ein bisschen einen interessanten Punkt. Also ihr seid ein Sozialunternehmen und funktioniert eigentlich, würde man neudeutsch als Start up bezeichnen, würde ich mal sagen.

00:42:26: Alf  Darüber sind sie hinaus, darüber sind sie.

00:42:28: Elisabeth Schuh Aber damals in der Gründungsphase bleiben. Ein Start up.

00:42:36: Petra Moske Mentalität muss diesen Start up Gedanken haben, weil die Erfahrung hat, natürlich muss man in eine Wachstums und Konsolidierungsphase kommen. Dann werden Strukturen eingezogen. Und da ist ja diese Gefahr, wenn du Strukturen einziehst, dass du dir trotzdem diese Flexibilität behältst, diese unbürokratischen Möglichkeiten, die dir möglichst schnell zu handeln. Flexibel, nicht unüberlegt, aber schnell zu handeln. Und diese Gratwanderung, die beschäftigt uns bis heute. Manchmal gelingt sie uns gut, manchmal gelingt sie uns nicht so gut, aber dieses Mühen und Ringen immer wieder, diese nicht in behäbige Strukturen zu verfallen.

00:43:24: Elisabeth Schuh Ja, jetzt kommt's, ne? Mir fällt nur so nicht zufrieden sein. Wir haben einen Kinderpflegedienst, wir haben eine inklusive Kita, wir haben den Kinderhospizdienst, was haben wir noch? Die Nestwärmeakademie und diese Bausteine, die noch entstehen, die uns selber Freude machen, die andere auch als Impuls mit reingeben. Das ist diese Start up Mentalität, die bleiben muss. Und natürlich muss eine Kita klare Strukturen haben oder wie Petra sagt, bestimmte Bereiche brauchen das. Und es ist unsere Herausforderung. Auch das erleben wir schon so. Wenn Strukturen entstehen, kann das leicht verkrusten und dann kommt auch so eine Haltung, ich arbeite hier und was steht mir hier alles zu? Und auch von Eltern in der Kita? Das steht mir zu und das steht mir zu, von den Mitarbeitenden auch. Und unsere Herausforderung und unser Wunsch ist, dass das was, was uns trägt, was einen ganz, ganz großen Teil von nestwärmeaffinen Menschen und Mitwirkenden trägt, dass das erhalten und lebendig bleibt, diese Überzeugung. Weil nur so kann auch eine Kita sich immer wieder neu erfinden und immer wieder Motivation generieren, als wenn man sagt, da haben wir jetzt unser Qualitätshandbuch und so bleibt das dann.

00:44:41: Petra Moske Ja, das ist auch eine interessante Sache, die Elisabeth anspricht. Formal, juristisch haben wir ja tatsächlich die Funktion eines Arbeitgebers übernommen. Und doch müssen wir ganz klar sagen, wer bei Nestfam mitwirkt in bestimmten Bereichen, der kann und darf uns nicht als Arbeitgeber sehen, sondern nur als Mitwirkender.

00:45:03: Alf  Wie viel Mitwirkende habt ihr denn insgesamt? Also das sind ja offensichtlich viele. Ich habe gesehen, Österreich, Luxemburg ist dabei, es hat sie in Deutschland schon weiter ausgebreitet. Wie viel seid ihr denn? Nur damit unsere Hörer und Hörerinnen mal so ein Bild davon bekommen, wie viele Leute wir sind, wie viele Leute ihr seid.

00:45:23: Petra Moske Also wir unterscheiden jetzt tatsächlich in den Verantwortungsbereichen wie Kita oder Pflegedienst zwischen Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen. Wir haben ganz viele Berührungspunkte mit ehrenamtlichen Mitwirkenden und in der Hauptamtlichkeit beschäftigen wir 130 140 aber jetzt nicht Vollzeitstellen, sondern Personen. Und im freiwilligen Engagement sind das immer unterschiedlich zwischen und manchmal auch Personen. Und wie kommen die zusammen? Ja, das ist tatsächlich in der Zahl 4, das können wir hier für die Region noch mal runterbrechen auf 300 ganz Aktive. Und alle anderen Mitwirkenden sind auch aktive Menschen, die sich punktuell einsetzen, die aber Ressourcen in diese Idee bringen. Und es wäre fahrlässig, die ja nicht mitzuzählen, weil sie bewirken ja etwas, sie engagieren sich, sie haben Lust darauf, Botschafter zu sein oder in ihrem Unternehmen Dinge anzustoßen, zu laufen, irgendwas für die Gesellschaft beizutragen und für die Mission von Nestwärme. Und deswegen sind das so viele. Aber natürlich kann man das wieder runterbrechen auf eine Aktivität. Aber diese Aktiven, die wirklich eins zu eins hier auch in die Familien gehen oder auch bei Ständen mit uns agieren, die brauchen eine Struktur und die muss wieder hauptamtlich besetzt werden, denn wir haben auch eine hohe Wertschätzungskultur den freiwillig Engagierten gegenüber.

00:46:56: Corinna Ich mal so eine gar nicht als kritische Nachfrage, sondern neugierige Nachfrage. Ich war ja auf Sommertour und mein erster Termin, der war bei euch, daran erinnere ich mich. Und am Tag danach war ich in einer Notunterkunft für obdachlose Menschen. Und da habe ich danach dann über euch noch mal nachgedacht. In dieser Einrichtung für obdachlose und wohnungslose Menschen wurde mir gesagt, wir sind komplett unterfinanziert. Wir können eigentlich den Bedarfen und Bedürfnissen dieser Menschen überhaupt nicht gerecht werden. Die finden hier nachts vielleicht mal ein Bett, eine Matratze, auf der sie schlafen können, aber wir können denen eigentlich in ihrer Lebenssituation ehrlicherweise gar nicht gerecht werden. Und wenn ihr jetzt damals aufge. Wenn ihr damals angefangen hättet und euch entschieden hättet, für eine andere Zielgruppe zu arbeiten, die ja wahrscheinlich noch viel weiter aus dem Fokus des öffentlichen Interesses steht, also Obdachlose, wohnungslose Menschen, Menschen, die wirklich prekär unterwegs sind, meint ihr, ihr hättet ähnlich erfolgreich mit eurer Mentalität sein können?

00:48:30: Petra Moske Ja, also ich würde, Elisabeth nickt auch, ich habe schon geguckt, wie du reagierst. Ja, also ich will mal so sagen, die Haltung wäre die gleiche gewesen. Nicht nur wäre, ist die gleiche. Und ich habe, während du gesprochen hast, immer und immer darüber nachgedacht und habe innerlich gesagt, ja, ja. Und wir hätten auch Wege gefunden, das auch sozusagen öffentlich zu machen. Also öffentlich zu machen heißt bitte, liebe Gesellschaft, schaut, was um euch herum passiert. Ehrlicherweise muss man jetzt zugestehen, dass tatsächlich die Lobby von obdachlosen Menschen leider, leider, leider noch weiter unterhalb der Zielgruppe steht, die wir begleiten. Aber ich bin der Meinung, dass man auch diese Menschen so sichtbar machen kann und ihnen Platz geben kann, dass es auch für andere, dass sie sich interessieren, sich für diese Gruppe einzusetzen. Da bin ich von überzeugt, dass das funktioniert.

00:49:41: Corinna Das macht mich ein bisschen glücklich, das zu hören.

00:49:43: Elisabeth Schuh Elisabeth Heitz Ich sehe das ganz genauso. Genauso, weil wenn du ein Zentrum für Obdachlose besuchst, ich frage wer führt das? Was haben die für eine Gedankenwelt, welche Finanzierung vielleicht auch? Und wenn man da stehen bleibt, dann ist es vorbei. Aber ich würde darauf setzen, so wie Petra und ich uns begeistern für ein Projekt. Wenn jemand das sieht und mit diesen Menschen sich verbunden fühlt mit den Obdachlosen dann hat der Ideen, die vielleicht auch anders sind, als man sie bislang kenn. Du kennst selber Start up Projekte für Randgruppen, die wirklich kaum gesehen werden oder wo Menschen nicht gerne hingucken. Thema Kinder ist ja immer noch mal ein bisschen anders. Und ich bin überzeugt davon, wenn eine Idee, die auch von den Obdachlosen selber mitgetragen wird und die aber einen Dreh hat, den man so noch nicht kennt und Menschen zum Mitmachen anregt, weil sie dann merken, auch da können sie sich verwirklichen. Da bin ich von überzeugt, dass ein Samuel FITW und andere, dass die sich da genauso einbringen wollen würden oder dass da das Interesse genauso groß ist.

00:51:00: Petra Moske Passiert ja auch Gott sei Dank. Es gibt ja so viele Prominente, die sich eben auch für diese Zielgruppe einsetzen Und ich finde, obdachlos ist man ja nicht geboren worden. Das ist ja irgendwann durch etwas, durch irgendeine Geschichte passiert und und so wie uns die Geschichten der Familien interessieren, würde uns auch die Geschichte Wieso ist eigentlich dieser Mensch obdachlos geworden und was steckt da dahinter? Und wir würden die Geschichte erzählen, so wie wir auch die Geschichten der Menschen erzählen, mit denen wir Kontakt haben und die Familien. Ich glaube aber, dass es gerade im Bereich der Obdachlosen und wahrscheinlich bei den Organisationen, die sich für Migration engagieren, das.

00:51:47: Elisabeth Schuh Ist.

00:51:49: Petra Moske Gesellschaftlich und politisch wird das eben gerade zu einer Herausforderung und davon darf man sich dann auch wirklich nicht beeindrucken lassen, sondern dabei bleiben.

00:51:59: Elisabeth Schuh Ja, ich meine, wir hätten ja auch nach dem ersten MDK Besuch die Hände in den Schoß legen können. Hier geht nichts mehr. So und ja, jetzt weiß ich nicht mehr weiter.

00:52:13: Petra Moske Und weißt du, manchmal sage ich immer so locker, wir hatten auch wirklich immer viel Glück, dass wir so viel Menschen, wie du, Alf, das eben gesagt hast, begegnen konnten. Dann denke ich, war es wirklich nur Glück? Nein, es war nicht nur Glück. Das ist echt, jetzt sage ich es bewusst, das fällt nicht vom Himmel. All das, was wir uns in den 25 Jahren aufgebaut und erarbeitet haben, das ist nicht, da ist gar nichts vom Himmel gefallen oder uns gar geschenkt worden in den Schoß gelegt. Ne, Leute, das war echt Harte. In der Politik würde man sagen, Kernerarbeit bis heute. Da ist uns nichts zugeflogen. Also wir haben ja auch tatsächlich ganz viele Menschen, die uns unterstützen und begleiten, aber wir haben leider natürlich auch Menschen, die uns nicht nur kritisch beäugen sondern auch, ich sag's jetzt besser nicht, die auch unschöne Dinge einfach über uns erzählen, aber leider nie mit uns Kontakt aufnehmen, um zu fragen oder sich zu interessieren. Und umso dankbarer sind wir auch für dieses Buch, weil selbst die können jetzt nachlesen, wie wir entstanden sind und dann würden wir uns wünschen, sie kommen mit uns ins Gespräch.

00:53:33: Corinna Das glaube ich auch. Aber es liegt in der Natur der Sache, dass Menschen, die solche Dinge kritisch begleiten, das nie mit den Betroffenen besprechen und manchmal auch intendieren, Schaden anzufessen. Da sitzen wir, glaube ich, relativ in einem Boot, was das angeht. Aber ich finde, also ich habe so eine bestimmte Idee von einer inklusiven Gesellschaft und dazu gehört für mich natürlich total elementar die Frage, Wie schaffen wir es, Menschen mit Beeinträchtigungen die Möglichkeiten zur vollen und wirksamen Teilhabe in der Mitte der Gesellschaft zu gewährleisten, was ja ihr Recht ist. Genauso wie die Wie schaffen wir es von der Intention her, Obdach und Wohnungslosen vermeiden.

00:54:28: Petra Moske Ja, weil es ist auch Inklusion.

00:54:30: Corinna Genau das ist alles Inklusion. Wie auch die Frage, weil du es gerade Petra angedeutet hast, auch in dem Bereich Migration und Flucht wird es immer problematischer. All das sind eigentlich Themen, die für mich so in die Fragestellung hineingehören. Wie schaffen wir es, eine inklusive Gesellschaft zu gestalten? Und ich bin fest davon überzeugt, dass dieses Arbeiten daran und auch das Zeigen, dass es möglich ist, ganz fester Bestandteil sein muss einer Gesellschaft, die demokratisch stabil bleibt. Würdet ihr das teilen? Also arbeitet ihr eigentlich für eine stabile Demokratie in der Nestwärme?

00:55:08: Petra Moske Ja, also absolut. Und weißt du, Demokratie fängt ja auch bei uns intern auch an, ein gutes Miteinander zu haben, also einfach ein wohlwollendes Miteinander, auch wenn es hakt oder es Schwierigkeiten gibt. Es geht doch darum, gut miteinander umzugehen und dem anderen zuzuhören und und auch natürlich zu streiten, aber doch nicht niederzumachen oder Bashing zu betreiben. Und ja, wir denken auch nicht nur, wir denken, wir sind auch ein demokratischer Mitmotor und legen da auch wirklich Wert drauf, dass wir das auch bleiben.

00:55:48: Elisabeth Schuh Ja, ja. Und das ist ja ein Wort, was ich von dir das erste Mal gehört habe, dass Inklusion den Beitrag zur Demokratie leistet und dass ist glaube ich auch wirklich so. Nur wenn alle gleichberechtigt in der Form beteiligt sein können und teilhaben können, können sie auch sich entwickeln und eine gewisse Zufriedenheit und dann auch wieder ihren Beitrag leisten und auch anderen was gönnen. Da geht es ja auch drum, dass jeder anders ist, aber auf seine Weise eben auch leben darf ein Stück weit und dass nichts verteufelt wird.

00:56:24: Petra Moske Ja, weil wir uns ja auch selbst in welcher Gesellschaft wollen wir? Also ich meine, ich bin noch Teil dieser Gesellschaft und frage mich doch jeden, was will ich denn selbst dazu beitragen oder wie will ich denn hier leben? Ja, dann ist doch das schon eine Selbstverständlichkeit, dass ich ordentlich mit anderen Menschen umgehe. Also das ist ja für uns gar keine.

00:56:43: Elisabeth Schuh Und ich will auch noch mal was zu dem Buch sagen. Wir haben das Buch auch geschrieben, nicht nur um unseren Weg und den Weg von Familien in Deutschland sichtbar zu machen und zu, sondern auch um zu zeigen, Petra hat es ja gesagt, es fällt einem nichts in den Schoß, aber wenn man sein Feuer entdeckt für ein Thema und sich da reinkniet und sich Sachen erarbeitet, das ist, gehst die eine Tür rein, wirst du rausgeschmissen, dann gehst du die nächste Tür rein. Also ich muss schon auch sagen, ich bewundere Petra dafür, wie viel Abfuhren sie auch erträgt und aushält und nicht die Hoffnung verliert. Das ist ja eine Stichwort von Resilienz, was man sonst so kaum haben kann. Und man wird eben auch Erfolg haben, weil man dann auf die Menschen trifft. Wir testen ja förmlich die Gesellschaft. Beteiligst du dich, bringst du dich ein oder hast ein anderes Lieblingsthema? Und dieses Buch soll auch eben zeigen, wenn du es schaffst, Menschen mitwirken zu lassen oder auch mit Spenden zu lassen, dann kannst du diesem Thema nachgehen. Dann kannst du was.

00:57:48: Petra Moske Das kann ich jetzt ja nur zurückgeben, gell? Bitte. Weil deine Hartnäckigkeit, Elisabeth hat ja ganz viel immer mit öffentlichen, mit Menschen aus öffentlichen Diensten zu tun, mit anderen Strukturen. Und da bewundere ich Elisabeth, wie die das Aushält erträgt, weil da würde ich, glaube ich, einen Knall kriegen mit den.

00:58:10: Corinna Leuten, die keine Start up Mentalität haben.

00:58:14: Elisabeth Schuh Genau.

00:58:14: Alf  Corinna Ja, das Ganze manifestiert sich ja jetzt in eurem, ich sag ja gar nicht mal so neuen Projekt mit dem Kinderhospiz. Also da wollte ich noch unbedingt drauf zu sprechen kommen, denn wir sind schon um. Nee, nee, nee, wir haben nach hinten immer Zeit ohne Ende, das schneiden wir raus. Aber ich habe das von Anfang an so ein Stück weit mitverfolgt, wie das entstanden ist, ist ja schon ein Jahrzehnt lang als Gedanken unterwegs Und jetzt was für ein Gefühl ist das? So langsam wird das Ganze fertig. So langsam seid ihr auf der Zielgeraden. Und ich hätte einfach mal gern gewusst, wie glücklich seid ihr darüber und sagt.

00:59:01: Corinna Mal, was es ist, weil unsere Hörerinnen das vielleicht noch gar nicht so richtig einschätzen können, was ihr da baut. Ihr seid ja nicht Ende, sondern eher am Anfang, wenn man sich anschaut, was da in Aussicht steht.

00:59:13: Alf  Großer Schritt 26 soll es geöffnet werden?

00:59:16: Elisabeth Schuh Ja, auf alle Fälle. Aber das ist, ich sag mal, es ist ein immanenter Teil von Nestwärme und es ist nicht, dass alles sich auf das Haus konzentriert und das, was du gesagt hast, Alf, was Nestwärme alles ist und wo wir uns bewegen, das wird alles bleiben. Aber wir brauchen, das haben wir mit Studien belegt. Wir haben es auch selber gespürt bei diesen Rückschritten, die teilweise in der Gesellschaft angestrebt werden, dass es etwas braucht, was haptisch ist. Anfassbaren Fluchtort, von dem aus wir immer arbeiten können, wo aber auch Leute schnell spontan zusammenkommen können. Wir haben Teams von uns und Ehrenamtliche, die müssen sich sonst wo treffen und wir sind schon auch froh, wenn wir Nestwärme geführt gefühlten Ort haben, wo alle sich auch ein Stück heimisch fühlen oder wo du Leute anstecken kannst und sichtbar machen kannst, was Nestwärmearbeit bedeutet.

01:00:10: Petra Moske Willkommen heißen kannst.

01:00:11: Elisabeth Schuh Ja, willkommen auf alle Fälle. Und wir haben die große, große Chance. Und du hast richtig Seit zehn Jahren sind wir in Verbindung mit der Stiftung REKIT, die uns die Chance gegeben haben, etwas zu schaffen für Kinder, wo wir Das braucht es wirklich. Wir hätten uns das nicht zu träumen erwagt, dass wir die Chance bekommen, das mit dieser Stiftung zusammen ein Stück auf den Weg zu bringen, weil das hätten wir so noch länger arbeiten und Baggern und Sterntaler pflücken müssen, um das auf den Weg zu bringen. Und die Stiftung hat uns da einen guten Weg gebahnt. Und diese Chance haben wir ergriffen zusammen mit dem Ehepaar Re um dieses Gebäude, was die mit ihrer Stiftung errichten, wie Wir werden dort drin Mieter sein über eine große Fläche und dort können eben lebensbedrohlich erkrankte Kinder mit Familie oder auch zum Teil unbegleitet durch Eltern, die völlig ausgepowert sind oder wo von der Familiensituation oder der Schwere der Erkrankung das Kind zu Hause nicht mehr versorgt werden kann, können längerfristig dort wohnen und Familien mit schwerkranken Kindern können als Ganzes kommen und Ressourcen auffüllen, sich erholen, entlasten, Tipps und Anregungen aufnehmen und dann sozusagen von uns auch zu Hause wieder weiter betreut oder von ehrenamtlich begleitet zu sein. Und was uns wichtig ist, ist, dass wir ein Begegnungs und Beratungszentrum in dieses Gebäude integrieren können und dort tatsächlich auch jede, jeder der möchte, sich informieren kann, vorbeikommen kann. Wir kennen so viel viele Familien, die dann mal in der Stadt sind, die vielleicht auch noch mal einen Ruheort für sich oder ihre Kinder. Dafür möchten wir da sein, aber auch eben für jeden, der ich habe da ja gar keine Ahnung von, da wollen wir Begegnung eben ermöglichen und einfach trau dich rein, so wie jetzt in der Brotstrasse, du bist ganz mutiger. Nicht jeder geht ja in so ein Geschäftsmodell, Haus quasi rein, wo wir jetzt übergangsweise noch mal wohnen können. Wohnen, sag ich schon, residieren, sehr gemütlich, danke. Ja, hast dich auch wohlgefühlt auf jeden Fall. Und das soll so bleiben, weil dieses, wie Petra sagt, Begegnung ist das A und O, um irgendwie sich einzubringen, um zu verstehen, worum geht es. Und wir haben ja auch viel Unterstützung einsammeln dürfen jetzt in der Zeit der Kampagne hier mit dem Trierischen Volksfreund und alle diese Menschen, so sagen wir immer, sind Teil dieses Nestwärmehauses und die sollen auch kommen dürfen und sich eingeladen fühlen, weil das Thema Hospiz ist schon abschreckend genug zum Teil, aber zu wissen, ich kann da kommen und es gibt einen Bereich, da bin ich immer präsent und ob ich ins Hospiz tiefer reingehe oder nicht, liegt an mir, liegt auch an den Gästen, die da sind. Aber wir möchten uns auf keinen Fall von irgendetwas abgrenzen und abschotten, sondern eher noch mehr zusammenkommen.

01:03:27: Petra Moske Ja, das hast du so schön gesagt und ich muss jetzt noch einmal auf dich kommen, Corinna, du sagst, es ist gemütlich da und weißt du, was mir gerade kommt. Also zum einen heißen wir ja Nestwärme und ich glaube, deswegen schaffen wir es auch immer in der kleinsten Hütte und glaub mal, wir haben schon unter Bedingungen gearbeitet, da würden andere denken, geht's noch? Also das kann man eigentlich gar keinem Arbeitnehmer angeblich zumuten, haben wir aber schon auch gemacht. Arbeitnehmer so nicht Arbeitgeber. Und wir schaffen es immer wieder, es auch in der kleinsten Hütte einfach gemütlich zu machen, weil wir einfach selbst Lust darauf haben, unser Umfeld so schön zu gestalten, dass wir uns wohlfühlen.

01:04:16: Alf  Sie nennt das Namana, weil sie schafft die Mindesttemperatur. Das ist doch ein Begr.

01:04:21: Petra Moske Ja, aber das stimmt auch. Nestwärme heißt ja im biologischen Kontext die Schaffung einer Mindesttemperatur, damit sich Gelege im Nest entwickeln kann. Und das ist tatsächlich für uns ein Antrieb, diese Mindesttemperatur, die ja jeder braucht. Wir übrigens auch, weil wir sind ja auch froh, wenn uns die Menschen von außen stärken stützen, begleiten, Mut zusprechen, uns in den Arm nehmen, mit uns einen Kaffee trinken, uns Türen öffnen, uns Räume ermöglichen, die wir uns sonst nicht leisten können. Sie, Familie, Reh und andere, das ist ja nichts Selbstverständliches. Sag das noch mal. Das ist schon auch etwas, was wir mit großer Dankbarkeit jeden Tag auch erleben. Und Dankbarkeit ist tatsächlich auch ein Zauberwort bei uns, weil wir alle zusammen diese Dankbarkeit leben und auch Demut kennen.

01:05:16: Alf  Das ist schon fast das Schlusswort, kann man schon schon als Schlusswort hinnehmen. Also das ist richtig rund geworden jetzt.

01:05:25: Corinna Ich finde auch, ich bin ein bisschen gerührt von dem Gespräch, weil da so viel Menschlichkeit drinsteckte. Und Alf, du mal, hast du jetzt ein bisschen mehr Nähe zum Thema gewonnen?

01:05:38: Alf  Ich habe ein bisschen mehr Nähe. Ja, also ich bin dem Thema, ich bin ganz offen. Ich werde doch da oben und ich mache auch gerne für euch mal Nachtwächter runter.

01:05:49: Petra Moske Das wäre mal was Tolles.

01:05:52: Corinna Und bis dahin wollen wir einfach leben. Vielen Dank an alle und euch.

01:05:59: Petra Moske Wir sagen danke.

01:06:00: Elisabeth Schuh Danke euch für den schönen Austausch.

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