Einfach leben – Ausgabe 5: Schön wär’s - Armut zu Geschichte machen

Shownotes

In unserer 5. Ausgabe von „Einfach Leben“ haben wir ein Thema in den Blick genommen, das viel mehr Aufmerksamkeit verdient: besonders Kinder, alte Menschen und Menschen mit Behinderungen sind in Deutschland besorgniserregend häufig von Armut und Ausgrenzung betroffen. Das Ausmaß stehe in keinem Verhältnis zum Reichtum des Landes, heißt es in einem Bericht des Europarats, der Mitte März in Straßburg veröffentlicht wurde. Mit Regina Bergmann vom Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) und der 19-jährigen Diana Podoynitsyn hatten wir zwei Gäste, die aus ihrer beruflichen und persönlichen Perspektive zu einem dichten Gespräch beigetragen haben.

Unsere Gäste:

Diana Podoynytsyn: Kandidatin für den Stadtrat

Regina Bergmann: Sozialdienst katholischer Frauen Trier

Podcast:

Texte:

Statistiken:

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00:00:01: Herzlich willkommen zu einer neuen Ausgabe, zu unserer fünften Ausgabe von Einfach Leben.

00:00:08: Ein Podcast aus Trier für alle.

00:00:10: Wir versuchen wie immer auf einfache Weise die große Politik aus Welt, Europa und Bund auf Trier und auf die Großregionen herunterzubrechen.

00:00:20: Wir, das bin ich, Corinna Rüffer, Abgeordnete hier in Trier und neben mir sitzt.

00:00:26: Ich bin der Alf Keilen.

00:00:27: Ich bin kein Abgeordneter.

00:00:29: Ich bin der Nachtwächter von Trier.

00:00:30: Das kann ja noch kommen.

00:00:31: Ja, nein, nein, nein, dafür bin ich zu alt.

00:00:33: Der Nachtwächter von Trier.

00:00:34: Und ich habe noch ein Planungsbüro, in dem ich arbeite und glücklich bin.

00:00:40: Das freut mich, dass heutzutage mal jemand sagt, dass er glücklich ist.

00:00:43: Das freut mich.

00:00:44: Und Thomas Schneider sieht auch ganz glücklich aus.

00:00:47: Und wir sind vor allen Dingen glücklich, dass er dabei ist, weil er nämlich für uns die Technik hier handelt.

00:00:51: Wir wären völlig aufgeschmissen ohne dich.

00:00:55: Und bevor wir unsere Gäste vorstellen, will ich euch, den Zuhörerinnen und Zuhörern mal ganz kurz sagen, worüber wir heute miteinander ins Gespräch kommen wollen.

00:01:09: Vielleicht haben es einige mitbekommen.

00:01:11: Mitte März ist es gewesen, ist der Europarat rausgegangen mit einem Bericht über das Thema Armut in Deutschland.

00:01:20: Die haben sich sehr genau angeschaut, wie die deutschen Verhältnisse sind und die haben festgestellt: Prekär.

00:01:27: Man müsste viel mehr machen gegen Armut, Wohnungsnot und auch die Ausgrenzung behinderter Menschen in diesem Land.

00:01:36: Das hohe Maß an Armut und sozialer Benachteiligung in Deutschland steht in keinem Verhältnis zum Reichtum des Landes.

00:01:45: In Mitte März wurde dieser Bericht in Straßburg vorgestellt und kam vor allem zu dem Ergebnis, dass Kinder, Seniorinnen und eben Menschen mit Behinderung von Armut und Ausgrenzung in besonderer Weise betroffen sind.

00:02:05: Mir gegenüber sitzt Regina Bergmann.

00:02:09: Hallo.

00:02:09: Hallo, Regina.

00:02:10: Es ist sehr schön, dass du da bist.

00:02:12: Regina ist Geschäftsführerin des SKF, des Sozialdienst katholischer Frauen in Trier.

00:02:20: Und neben ihr sitzt Diana Podojnice.

00:02:26: Ist richtig ausgesprochen?

00:02:27: Podojnice, ja.

00:02:28: Podojnice.

00:02:30: Sie ist Studentin und Kandidatin für die Grünen hier im Stadtrat.

00:02:35: Auf welchem Listenplatz stehst du?

00:02:37: Auf Listenplatz 7.

00:02:39: Das ist sehr wahrscheinlich, dass du der nächsten Grünen Fraktion im Stadtrat angehören wirst.

00:02:45: Ja, das hoffe ich.

00:02:47: Das ist wunderbar.

00:02:48: Und Diana, ich erinnere mich an die Listenaufstellung vor einigen Wochen.

00:02:53: Da ist dir eine Frage gestellt worden von einem unserer Mitglieder und die hat ungefähr gesagt, Und das war eine Person, die in einer WfbM, einer Behindertenwerkstatt arbeitet.

00:03:05: Die hat gesagt, wir arbeiten für ganz wenig Geld im Monat.

00:03:09: Ja, also für 1,35 Euro im Durchschnitt pro Stunde Vollzeit.

00:03:16: Wir müssen aufstocken, Grundsicherung beantragen.

00:03:19: Wir müssen mit den Behörden kämpfen, um irgendwie zu unserem Recht zu kommen und am Ende des Monats irgendwie noch gut über die Runden zu kommen.

00:03:27: Und dann gibt es andere Leute, die beziehen einfach Bürgergeld.

00:03:31: Was sagst du dazu?

00:03:33: Was hast du an diesem Tag dazu gesagt?

00:03:35: Was hat dich bewegt?

00:03:36: Ich fand, das war so souverän, das schicke ich mal vorweg.

00:03:39: Was hat dich da bewegt, als du die Frage gehört hast?

00:03:42: Danke dir erstmal für das Kompliment.

00:03:44: Ich kann das gut verstehen, weil gerade durch Sendungen wie zum Beispiel Hartz und Herzlich auf RTL 2 dieses Bild von Menschen, die Bürger*innengeld als Leistung beziehen, einfach nur, weil sie nicht arbeiten wollen und faul sind, total populär ist.

00:04:00: Und es ist eine sehr einfache Erklärung dafür, warum Menschen darauf angewiesen sind, Hilfe zu bekommen seitens des Staates.

00:04:07: Ich glaube, wichtig ist, dass man solche Lebensgeschichten nicht pauschalisiert, weil es eben auch einfach andere Perspektiven gibt.

00:04:13: Es gibt viele Gründe, warum Menschen Bürger in Geld beziehen und meine Familie hat auch Bürger in Geld bezogen.

00:04:19: Meine Eltern waren in Ausbildung und ich war noch ganz klein und das Hartz IV, damals noch Hartz IV, lief über mich und das war gut für uns und ich würde nicht Ich würde nicht sagen, dass es da anders ging.

00:04:36: Meine Großmutter z.B.

00:04:37: hat auch immer gearbeitet und ist jetzt in Rente.

00:04:40: Die Rente reicht einfach nicht.

00:04:41: Sie ist auch darauf angewiesen, dass sie z.B.

00:04:43: Wohngeld bekommt, weil es anders nicht funktioniert.

00:04:46: Für mich ist das Thema soziale Gerechtigkeit und auch das Thema Hilfe bekommen vom Staat natürlich sehr stark mit Migration verknüpft, weil das einfach die Lebensperspektive meiner Familie ist.

00:05:03: Und ich glaube, wenn wir darüber mehr sprechen, wenn wir das mehr sensibilisieren, dann ist es verständlicher, warum solche Lebensperspektiven vielschichtig sind und warum Harz und Herz sich nicht die Lebensrealität von BürgerInnen, GeldempfängerInnen darstellt.

00:05:22: Hast du dich angesprochen gefühlt, also persönlich angesprochen gefühlt, als diese Frage aufgekommen ist?

00:05:30: Was macht das mit einem, der weiß so, ich war im Leistungsbezug, das war gut für uns, sagst du, das ist ja was Notwendiges, aber es gibt Leute in dieser Gesellschaft, die dann so auf einen runterblicken und sagen, die machen doch nichts für das Geld.

00:05:47: In Bezug auf meine Eltern macht mir das gar nichts, weil mein Vater ein sehr krasser Typ ist.

00:05:54: Und wir haben, bis ich 10 war, in Sozialwohnungen gewohnt, im Schamad.

00:05:59: Und mein Vater ist...

00:06:02: der Typus Mensch, so ein bisschen vom Tellerwäscher zum Millionär.

00:06:06: Wir sind nicht reich, aber mein Vater hat sehr viel und sehr hart dafür gearbeitet, dass wir nicht mehr darauf angewiesen sind, Hilfe zu bekommen.

00:06:14: Mein Vater hat während der Vollzeit gearbeitet und zwei kleine Kinder hatte.

00:06:19: Im Abendstudium vier Jahre lang sich weitergebildet, um mehr zu verdienen.

00:06:25: Und darauf bin ich sehr stolz.

00:06:28: Wo ich mich ein bisschen immer ärgere, ist in Bezug auf meine Großmutter, weil da einfach nochmal ganz viele verschiedene Themen zusammenkommen, wie zum Beispiel Sprachbarrieren und auch, dass man das ausnutzt.

00:06:41: Also meine Großmutter hat in einer Fabrik gearbeitet, bis vor ein paar Jahren waren da keine Fenster.

00:06:47: Und sie hat einen Vertrag, in dem sind zwei Schichten gelistet.

00:06:52: Es gibt ein Zwei-Schichten-Modell, aber praktisch haben sie in drei Schichten gearbeitet.

00:06:56: Und das wäre nie passiert, wenn da nicht der Großteil der Arbeiter einen Migrationshintergrund hat und einfach sich sprachlich nicht so artikulieren kann, um da irgendwie gegenzustehen.

00:07:08: Und ich finde, meine Großmutter hat immer sehr hart gearbeitet und sehr viel getan, auch für unsere Familie, weil mein Großvater sehr schnell arbeitsunfähig war, aus gesundheitlichen Gründen.

00:07:21: Und wenn da dann das kommt, dann denke ich öfter mal, das ärgert mich, weil das ist einfach unfair.

00:07:29: Alf, du bist ja Stadtführer und du kennst dich ja mit der Geschichte dieser Stadt auch ganz gut aus.

00:07:37: Wie ordnest du das ein, wenn du hörst Fabrik, keine Fenster bis vor ein paar Jahren, erwerbsgemindert oder erwerbsunfähig?

00:07:45: Also das passt recht gut zu dem, was ich als Nachtwächter in Trier darstelle.

00:07:51: Ich gehe mit meinen Kunden im Jahre 1850 durch Trier, durch eine der ärmsten Städte im gesamten Rheinland.

00:08:00: Die Stadt Trier hatte damals 220 Steuerzahler bei 12.000 Einwohnern.

00:08:06: Das heißt also nur, sagen wir mal, etwas mehr als ein Prozent oder knapp zwei Prozent haben Steuern bezahlt.

00:08:12: Alle anderen waren letztendlich Empfänger oder aber waren nicht in der Lage, ihren eigenen Lebensunterhalt zu finanzieren.

00:08:21: Das war eine schlimme Zeit.

00:08:23: Die Lebenserwartung war sehr niedrig.

00:08:25: Sie war bei den Frauen 34 Jahre, bei den Männern 36 Jahre.

00:08:29: Das heißt, wir haben schon einen weiten Weg zurückgelegt und umso tragischer ist es, dass es immer noch diese Diskrepanz gibt.

00:08:36: Ich habe gerade einen Blick geworfen auf die Liste der deutschen Milliardäre.

00:08:41: Wir haben fünf Milliardäre, die zusammen 162 Milliarden besitzen.

00:08:44: 162 Milliarden, nur die ersten fünf.

00:08:51: umschreibt die ganze Problematik.

00:08:54: Das war 1850 nicht viel anders.

00:08:56: Es gab 220 Steuerzahler und der Rest hat keine Steuern bezahlt, weil er zu arm war.

00:09:01: Das wollte ich einfach nur mal ins Verhältnis zu dem rücken, über was wir heute reden.

00:09:06: Das ist kein neues Problem, das ist ein sehr, sehr altes und über die Generationen fortgetragenes Problem.

00:09:14: Genau, Regina Bergmann, ganz toll, dass du da bist.

00:09:17: Vielleicht magst du uns ein bisschen von deiner Arbeit beim SKF, beim Sozialdienst katholischer Frauen erzählen.

00:09:24: Und du hast zwar keine Perspektive, die bis 1850 reicht, aber schon eine Perspektive, die über eine ganze Weile reicht.

00:09:32: Und was mich interessieren würde, wie nimmst du die Entwicklung wahr?

00:09:36: Wird es besser?

00:09:39: Also wir haben eine Perspektive bis 1899, das war ja unsere Vereinsgründung, übrigens genau zu einer Zeit von unserer Gründerin gegründet, als Kapital gemehrt wurde, in Fabriken unter unsäglichen Bedingungen gearbeitet wurde und Frauen- und Kinderrechte schlicht nicht vorhanden waren.

00:09:59: Das sind jetzt über 100 Jahre.

00:10:01: Wir sollten eigentlich annehmen, in einem modernen Sozialstaat, eine 100-jährige Entwicklung und Geschichte, es wäre alles besser.

00:10:10: Wir dürften eigentlich nichts mehr zu tun haben.

00:10:14: Eigentlich müsste es so sein, dass es uns nicht mehr gibt.

00:10:17: Das ist aber genau im Gegenteil nicht der Fall.

00:10:20: Wir stellen insbesondere seit 2020, also seit Corona oder vielmehr dass die Anzahl der Menschen, die bei uns Hilfe suchen, steigt und steigt.

00:10:33: Und es ist nicht nur die Anzahl, es ist auch die Komplexität der Probleme, die die Menschen mit sich bringen.

00:10:39: Wir haben jüngst einen zusätzlichen Wohncontainer angeschafft für obdachlose Frauen.

00:10:47: Wir wollten das alles sehr schön, sehr würdevoll mit Einzelzimmern, damit die Frauen, wenn sie in dieser Situation sind, wenigstens ein Obdach haben.

00:10:55: indem sie sich gut fühlen können.

00:10:57: Das reichte schon lange nicht mehr vom Platz her aus.

00:11:00: In den vergangenen vier Wochen hatten wir gefühlt täglich Einsätze von Polizei oder Ordnungsamt, weil es sich fast ausschließlich um Frauen mit psychischen Erkrankungen handelt, die nicht behandelt wurden oder die einfach durchs Netz gefallen sind.

00:11:16: Die sind akut psychisch krank.

00:11:18: Es gibt Suizide, es gibt Aggressivität und Gewalt.

00:11:22: Eine Frau hatte sich noch im Krankenhaushemdchen mit Zugang irgendwie aus der Klinik entfernt und sich bei uns in die Notunterkunft begeben.

00:11:32: Das ist nur ein Teil.

00:11:34: Dann sind wir auch Träger der Trierer Tafel.

00:11:38: Hier stellen wir natürlich fest, dass die Anfrage steigt.

00:11:41: Schon reflexartig, sobald es hieß, die Preise steigen, es wird alles teurer, die Armut steigt, stiegen auch bei uns die Anfragen.

00:11:49: Da musste noch gar nicht konkret die Notsituation da sein, aber die Angst vor der Not reichte schon aus, um Hilfe zu bitten.

00:11:57: Insgesamt erreichen wir zwischen 4.500 und 5.000 Menschen in der Stadt Trier und im Landkreis mit unseren Hilfen, mit 190 hauptamtlichen Mitarbeiterinnen.

00:12:09: Und ich finde, das ist eine enorm hohe Zahl, wenn wir dem gegenüberstellen, dass wir hier eigentlich in einem modernen Sozialstaat leben.

00:12:19: Dessen Ziel es ja eigentlich sein sollte, dass Menschen, die am Rande leben, auf die eigenen Füße kommen und selbstständig leben können.

00:12:28: Das wäre ja unser Wunsch für alle.

00:12:30: Aber wir stellen fest, dass die Abhängigkeit steigt.

00:12:34: weil dieser Wust an unterschiedlichsten Sozialleistungen, einhergehend mit überbordender Bürokratie, häufig für diese Menschen einfach ein riesengroßes Hindernis ist, um überhaupt ihre Lebensgrundlage sicherstellen zu können.

00:12:50: Was könnt ihr denn dafür tun, dass diese Menschen wieder auf eigene Füße kommen?

00:12:56: Einen Schritt ist zum Beispiel, heute hier in diesem Podcast mitzuwirken, das auch nach außen zu tragen, also wirklich immer wieder diesen Menschen auch eine Stimme geben, weil sie es oft selbst nicht können.

00:13:08: Unsere eigenen Dienste immer wieder auch daran überprüfen, ob das, was wir tun, auch tatsächlich dazu beiträgt, dass die Menschen mit ihrem eigenen Einkommen auskommen.

00:13:23: Natürlich in unseren Diensten ist es so, dass die Frauen, die bei uns betreut werden, umfassende Hilfe bekommen.

00:13:29: Die Mitarbeiterinnen bei uns in den Einrichtungen sind recht versiert im Unterstützen beim Anstellen von Anträgen.

00:13:39: Allerdings sagen auch die, wir kommen an unsere Grenzen.

00:13:42: Wir schaffen das teilweise als Expertinnen schon nicht mehr.

00:13:45: Das heißt, wir versuchen immer wieder darauf hinzuwirken, darauf aufmerksam zu machen, dass das der falsche Weg ist.

00:13:52: Gleichzeitig sind wir aber immer wieder unter dem Druck, auch Hilfen bereitzustellen, weil die Menschen diese Hilfen ja auch brauchen.

00:14:00: Ist denn tatsächlich die Bürokratie in den letzten Jahren angewachsen?

00:14:04: Ist es komplizierter geworden oder sind die Lebenslagen der Menschen schwieriger geworden?

00:14:09: Also die Bürokratie ist seit 2002 massiv angewachsen, seit der Umstellung der Sozialgesetzbücher ist es wirklich ein Drama geworden.

00:14:19: Ich habe damals schon dem guten alten BSHG ein bisschen hinterher geweint, weil es ja auch immer so eine...

00:14:24: Das Bundessozialhilfegesetz.

00:14:25: Genau, das kennen nicht mehr alle.

00:14:28: Ich bin schon 60 Jahre alt.

00:14:31: Und das war so eine Absicherung für die Menschen.

00:14:34: Man wusste, es kann eigentlich nichts passieren.

00:14:37: Mit der Umstellung der Sozialgesetzbücher haben wir natürlich auch dieses ganze System weiter zergliedert und es besteht auch aufgrund dessen, dass es ja eine Hierarchie der Hilfen gibt, um das ein bisschen verständlich auszudrücken, eben nur mal die Notwendigkeit erstmal abzugleichen, welche Hilfe greift als erste.

00:14:56: Das heißt, ich muss durch ganz verschiedene Institutionen der Bürokratie, um an die Hilfe zu kommen, die mir eigentlich zusteht und die für mich die passende ist.

00:15:06: Und das ist für Menschen, die zum Beispiel eine psychische Erkrankung haben oder eine geistige Behinderung oder kognitiv eingeschränkt sind oder einfach nur in einer schwierigen Lebenssituation sind, weil sie vielleicht Gewalterfahrungen hatten, aus einer belasteten Beziehung geflohen sind, einfach nicht leistbar.

00:15:24: Das durchschaue ich als studierte Erziehungswissenschaftlerin ja schon fast nicht mehr.

00:15:30: Also eigentlich müsste man, man sagt so bei Medikation so eine Art Wash-Out, eigentlich, müsste man das Ganze mal so auf Null setzen.

00:15:40: Und mal schauen, wie wäre es pragmatisch und wie wären Lösungen, die für alle nachvollziehbar sind, um transparente Wege zu schaffen.

00:15:49: Je mehr Gesetze aufeinandergeschichtet werden, umso komplizierter wird es.

00:15:56: Also bei uns in der Verbandsarbeit ist es so, wir haben ein sogenanntes Beschlussregister.

00:16:01: Die Beschlüsse sind ja unsere Gesetze.

00:16:03: Und wir gleichen das ab.

00:16:04: Wenn ein neuer Beschluss gefasst wird, schauen wir, ob nicht ein alter Beschluss von vor sieben, acht Jahren eventuell dem entgegenlaufen würde oder den aushebeln würde oder umgekehrt.

00:16:16: Und das würde ich mir auch für Gesetzgebung wünschen.

00:16:20: Ihr seid ja auch ein Betreuungsverein.

00:16:23: Was bedeutet das für diesen Verein?

00:16:27: Wie ist die Belastungssituation?

00:16:29: Also wenn Menschen mit der Bürokratie nicht klarkommen, die Zugänge zu Leistungen, die ihnen eigentlich zustehen, nicht erreichen, liegt es ja nass, erlebe ich immer wieder in Gesprächen, dass dann gesagt wird, dann muss der Mensch sich halt eine rechtliche Betreuung suchen.

00:16:46: So war das System ja im Prinzip nicht gedacht, sondern eigentlich sollte jeder von uns in der Lage sein, diesen Bürokratie-Dschungel zu durchschauen, Anträge selbstständig stellen und wenn man das nicht mehr kann, weil man an Demenz erkrankt ist beispielsweise, dann bekommt man eine rechtliche Betreuung an die Seite gestellt.

00:17:05: dass das aber mittlerweile für viele Leute zutrifft, die nicht mit einer sogenannten geistigen Beeinträchtigung leben oder einer seelischen Erkrankung, sondern für Menschen, die einfach in prekären Lebenslagen sind.

00:17:20: Merkt ihr das als Betreuungsverein?

00:17:22: Ja, die Kolleginnen im Betreuungsverein merken das sehr wohl.

00:17:27: Da die aber schon immer eigentlich mehr Betreuung geführt haben, wie man eigentlich mit einer Vollzeitstelle Grundsätze schaffen könnte, ist es so, dass die das schildern eher darin, dass sie keine Zeit mehr haben für den persönlichen Kontakt mit den Menschen, für die sie die Betreuung übernommen haben, weil sie stets und ständig mit irgendwelchen bürokratischen Dingen beschäftigt sind.

00:17:49: Wir haben darüber hinaus, und da wird es eigentlich noch viel deutlicher, das Projekt Alltagslotsen.

00:17:56: Alltagslotsen ist ein Projekt, in dem Ehrenamtler Bürgern aus der Stadt, die überfordert sind zum Beispiel mit Bürokratie, eine Hilfe an die Seite stellen, um genau diese Bürokratie, die eigentlich für den Alltag dienen sollte, zu bewältigen.

00:18:12: Und wenn wir uns überlegen, dass wir Mittel einsetzen müssen und Personalkapazitäten, um Bürokratie zu bewältigen, die eigentlich für jeden Bürger machbar sein sollte, um seine ganz normalen Ansprüche geltend zu machen, dann läuft da was schief.

00:18:32: Ja, also das sind viele Dinge, die ich bisher mir eigentlich so nie klargemacht habe, wie komplex das Ganze ist.

00:18:38: Ich hätte eine Frage an die Diana zu stellen.

00:18:42: Du bist jetzt noch sehr jung, also ich darf sagen, du bist jetzt 19 Jahre alt.

00:18:47: Planst du dein Studium in dieser Richtung irgendwie, ja, du studierst Philosophie und Germanistik.

00:18:54: Du wirst also mit dem Thema Armut sicher im Studium wahrscheinlich weniger konfrontiert werden.

00:18:59: Willst du in deiner politischen Arbeit dich dem Thema mehr zuwenden oder hast du ganz andere Themen, Schwerpunkte?

00:19:10: Tatsächlich kann ich mich im Studium damit beschäftigen.

00:19:13: Es gibt eine Professorin der Germanistik, die viel dazu forscht, wie Ökonomie und Arbeit und Geld in Dramen dargestellt wird.

00:19:24: Es gibt ja auch soziale Dramen, in denen genau das Thema ist.

00:19:28: Richtig, genau dazu habe ich ein Seminar belegt letztes Semester.

00:19:32: Aber zum Beispiel auch Woizek, wo es ja auch um psychische Erkrankungen geht.

00:19:36: Das heißt, da kann man schon auch in Berührung kommen im Germanistikstudium hier in Trier.

00:19:43: Für mich war tatsächlich die Erfahrung meiner Familie, sowohl in Bezug jetzt auf die finanzielle Situation, aber auch dieses ewige Integrationsthema und die Anforderungen, die damit irgendwie verbunden sind, was Integration bedeuten soll, aber auch ganz Alltägliche Rassismus-Erfahrungen, ein sehr großer Antrieb, mich politisch zu engagieren, weil ich zum einen auch sichtbar sein möchte als Person mit Migrationshintergrund.

00:20:18: weil wir das leider viel zu wenig sind.

00:20:20: Wenn man sich auch unsere grüne Stadtratsliste anschaut oder auch die Stadtratslisten anderer Fraktionen, sind da einfach zu wenige Menschen mit Migrationsgeschichte, finde ich.

00:20:29: Also davon bräuchte es, finde ich, mehr.

00:20:32: Und zum anderen ist das einfach noch mal ein anderer Blick.

00:20:37: Und ich glaube, es ist total wichtig, dass so viele verschiedene Perspektiven mitkommen.

00:20:40: Es ist total gut, dass der Sozialdienst katholischer Frauen so eine feministische Perspektive mitbringt und auch mal viel stärker die Situation von Frauen oder Finter-Personen beleuchtet, weil die einfach auch nochmal zum Beispiel durch eine höhere Gefahr für häusliche Gewalt nochmal mit anderen Themen konfrontiert sind.

00:20:59: als dass jetzt zum Beispiel Menschen mit Migrationshintergrund sind.

00:21:02: Aber wenn du jetzt eine Frau bist mit Migrationshintergrund, dann kommen da zwei Ebenen zusammen.

00:21:07: Und das muss man halt sehen.

00:21:08: Und diese Intersektionalität ist, glaube ich, total wichtig.

00:21:11: Und das schaffen wir halt nur, wenn wir ganz viele Perspektiven mit an den Tisch kriegen.

00:21:16: Und wenn du dann noch eine Frau bist mit Migrationsgeschichte und Behinderung, dann wird es noch schwieriger.

00:21:22: Was mir jetzt gerade gekommen ist, weil der Alf dein Studium angesprochen hat und wir uns gut an deine Bewerbungsrede erinnern und du erzählt hast, du möchtest eigentlich schreiben.

00:21:33: In dem Moment habe ich gedacht, du hast jetzt gerade erzählt, du hast ein Seminar über die Weber belegt und wenn wir uns die neueste deutsche Literatur anschauen, dann gibt es ja relativ wenig zum Thema Armutserfahrung, also autobiografische Armutserfahrung.

00:21:55: Christian Baron kennen wir mit »Ein Mann seiner Klasse«, aber dann wird es ziemlich dünn.

00:22:00: Es gibt noch zwei, drei andere Bücher.

00:22:02: In Frankreich ist das ein bisschen anders.

00:22:04: Woran liegt das, dass im Literaturbetrieb sehr wenige Menschen zumindest von ihrer eigenen Erfahrung mit Armut berichten?

00:22:17: Ich glaube, das hat mehrere Gründe.

00:22:18: Zum einen ist der Literaturbetrieb auch ein Markt.

00:22:21: Das heißt, da wird geschaut, was ist die Nachfrage, was wird gerne gelesen, was haben wir vielleicht schon so oder so ähnlich im Programm.

00:22:30: Noch eine weitere Armutsgeschichte ist vielleicht ein bisschen viel, weil die Leute wollen was anderes lesen.

00:22:35: Also damit hat das zu tun.

00:22:37: Es hat aber auch einfach mit Klassismus zu tun.

00:22:39: Also Menschen, die arm sind, die setzen sich nicht hin und schreiben ein Buch darüber, dass sie arm sind, sondern die haben andere Probleme, die total existenziell und fundamental sind.

00:22:49: Und es ist ja auch eine sehr persönliche Geschichte, die man dann erzählt.

00:22:54: Und es ist auch eine Geschichte, die nicht nur mit sich selbst zu tun hat, sondern auch mit der Familie, mit den Menschen, mit denen man sich umgibt, mit einer Beziehungsperson, wenn man in einer Partnerinnschaft ist.

00:23:05: Und das muss man, glaube ich, auch erst mal abklären.

00:23:08: Und es gibt total viele Bücher von Menschen mit Migrationshintergrund, die auch Armutserfahrungen gemacht haben oder im Leistungsbezug waren, die jetzt schreiben.

00:23:20: Aber da ist halt auch die Frage, wer liest das?

00:23:22: Wenn das halt wieder nur die Blase liest, die selbst Migrationshintergrund hat und die sich dadurch vielleicht irgendwie gesehen fühlt, dann ist das auch ein bisschen am Ziel irgendwie vorbeigeschossen.

00:23:31: Und deswegen, glaube ich, ist es auch wichtig, dass Zum Beispiel die Germanistik an der Uni Trier mehr Seminare über postmigrantische Literatur in Deutschland abhält, denn die gibt es.

00:23:44: Die gibt es auch in anderen Ländern und das müssen wir halt sehen.

00:23:47: Also man kann noch so oft über Wojcek und Faust sprechen und das ist alles auch wichtig und schön und gut.

00:23:53: Aber wir müssen eben auch irgendwie perspektivisch in die Zukunft schauen und ich glaube, unsere Germanistik an der Uni Trier ist gut aufgestellt, was das in Bezug auf Gender Studies angeht.

00:24:02: Die Gender Studies sind in der Germanistik angesiedelt und da gibt es viele Dozentinnen, die sehr gute Arbeit dazu leisten und die eigentlich auch einen sehr intersektionalen Ansatz verfolgen.

00:24:13: Aber wenn das halt stehen bleibt bei weißen Frauen, die vielleicht arm sind oder die vielleicht mit Sexismus irgendwie zu kämpfen haben, was auch wichtig ist.

00:24:22: Aber wenn das nicht darüber hinausgeht, dann ist das irgendwie ein Alice-Schwarzer-Feminismus.

00:24:27: Im Zweifelsfall, dass wir jetzt niemandem unterstellen, weil das ist nicht so, aber das wäre die Gefahr, dass das so ankommt bei StudentInnen.

00:24:33: Weil man muss auch darüber nachdenken, die Leute, die studieren, die sind schon unendlich privilegiert, dass sie studieren können.

00:24:39: Auch wenn wir keine Studiengebühren in Deutschland haben, aber zu studieren und sich die Unterlagen zu schaffen und überhaupt zu verstehen, was man studiert.

00:24:46: Wenn ich meinen Eltern erkläre, wie mein Studium funktioniert, dann kann ich denen das jeden Tag erzählen, die verstehen es trotzdem nicht.

00:24:53: Ja, das ging mir schon so.

00:24:57: Meine Eltern haben es auch nicht verstanden.

00:25:00: Worauf ich hinaus wollte ist, Der Themenkreis ist sehr komplex.

00:25:06: Wir wissen, es gibt sehr viele Arme.

00:25:08: Es gibt 14 Millionen Arme in Deutschland.

00:25:11: Das ist eine sehr große Zahl.

00:25:13: Davon sind 5 Millionen richtig arm.

00:25:15: Also die absolute Armut gibt es nicht, aber es gibt eine relativ hohe Armut.

00:25:21: Und diese relativ hohe Armut, die wird ja oder die sollte ja möglichst bekämpft werden.

00:25:28: Und egal was man liest, man liest immer, der Mindestlohn muss steigen auf 15 Euro.

00:25:36: Als ein Beispiel, wir brauchen 400.000 zusätzliche Kita-Plätze.

00:25:41: Was mir immer ein bisschen zu kurz kommt ist, und das lese ich aus dem, was du jetzt erzählt hast, sehr gut raus, Bildung.

00:25:49: Bildung ist doch der Hauptfaktor um Armut.

00:25:53: zu bekämpfen und letztendlich zu verhindern.

00:25:55: Da würde ich die Regina mal gerne fragen, was das mit dir so macht, der Gedanke.

00:26:01: Es war ja schon deutlich zu sehen, dass ich schon zustimmend am Nicken war und schon hier mit den Händen am Rudern war.

00:26:07: Das ist genau auch meine Auffassung.

00:26:09: Einmal ist Bildung, insbesondere auch Mädchenbildung, eine ganz wichtige Grundlage zur Armutsbekämpfung, weil Bildung bedeutet, ich kann mich auch beruflich Ich kann einen guten Beruf ergreifen und ich kann für meine Rechte einstehen.

00:26:24: Ich bin auch imstande, den Alltag zu bewältigen.

00:26:28: Nichtsdestotrotz dürfen wir nicht übersehen, der Ruf nach den Kindertagesstätten ist ein durchaus berechtigter Ruf, weil wir verlässliche Kindertagesbetreuung brauchen.

00:26:38: Das wissen wir ja auch.

00:26:40: dass immer noch überwiegend die Frauen zusätzlich die Care-Arbeit übernehmen und sich allzu gerne auf Teilzeitarbeit zurückziehen oder sie auch damit begründen können, dass das Kind eh nicht betreut ist.

00:26:53: Und für die, die Vollzeit arbeiten, ist eine lückenhafte Kita-Betreuung eine Katastrophe und ein sehr hohes Armutsrisiko.

00:27:01: Was wir aber auch brauchen, sind verlässliche Wohnangebote.

00:27:06: Ich habe das jetzt gerade auch noch mal im Privaten so ein bisschen mitbekommen, wie desaströs dieser Wohnungsmarkt ist, wie viele Eigenbedarfskündigungen sehr schnell auch kommen, dass Menschen zum Beispiel im Bürgergeldbezug ja auch nur für eine gewisse Zeit vielleicht eine höhere Miete gewährt bekommen.

00:27:25: Wenn das erste Kind aus dem Haus ist, müssen die schon wieder neu suchen.

00:27:30: Da wäre es ganz, ganz wichtig, dass wir über vielleicht neue Formen nachdenken, wie genossenschaftliches Wohnen, dem auch Teileigentum möglich ist.

00:27:39: Denn nur ein sicheres Wohnen ist auch eine sichere Absicherung, auch eine Sicherheit vor Armut.

00:27:46: Jede Familie, die mit ihren Kindern umziehen muss, geht ein hohes Armutsrisiko ein, weil sie vielleicht keinen Betreuungsplatz für die Kinder hat, weil sie einen neuen Job suchen muss und so weiter und so weiter.

00:27:58: eine lose Kette an Ursachen und Wirkungen, die dadurch entstehen.

00:28:05: Und wir müssen, glaube ich, uns dazu durchringen, einfach gemeinsam zu vereinbaren, dass wir aktiv gegen Armut vorgehen möchten.

00:28:15: Und das mal systematisch anschauen, wo kommt das her?

00:28:18: Also Bürgergeldbezug ist ja ein Symptom der Armut.

00:28:24: Die Armut ist ja schon vorher da.

00:28:26: Und da müssen wir ran.

00:28:28: Und das heißt, wir müssen uns alle nochmal klar machen, dass wir, wie Oswald von Helbroningen sagte, wir sitzen alle in einem Boot.

00:28:37: Und der SKF ist ja auch Preisträger letztes Jahr gewesen.

00:28:42: Dass wir uns alle nochmal klar machen, wir alle gemeinsam tragen Verantwortung.

00:28:47: Sowohl die, die das erwirtschaften, was wir brauchen, um die Menschen im Transferleistungsbezug zu unterstützen und ihnen steht diese Unterstützung zu, als auch umgekehrt, da von der Seite auch nochmal diese Leistung anerkannt wird und dass es nur funktioniert, wenn wir alle an einem Strang ziehen.

00:29:07: Das war jetzt nochmal ein ganz guter Überblick und ich hatte vorhin Dianas Finger oben gesehen, als es noch um das Bildungsthema ging.

00:29:15: Hattest du da noch einen Gedanken einzubringen?

00:29:18: Ja, genau.

00:29:19: Also ich würde gerne einen Punkt stark machen, den du schon genannt hast und zwar ist es total wichtig, glaube ich, dass ArbeitnehmerInnen ihre Rechte kennen.

00:29:28: Und ich glaube, das ist auch so ein Defizit in der Schulbildung.

00:29:32: Denn ich glaube, junge Menschen laufen total Gefahr, auf dem Arbeitsmarkt einfach ausgebeutet zu werden.

00:29:38: Ich habe das auch erlebt.

00:29:40: Ich habe ganz lange gearbeitet ohne Arbeitsvertrag.

00:29:42: Ich habe im November meinen allerersten Arbeitsvertrag unterschrieben und ich habe schon während der Schulzeit gearbeitet.

00:29:48: Und dann habe ich aufgrund meiner Gesundheit einen Monat nicht arbeiten können und in dem Monat hatte ich kein Geld.

00:29:54: Und das ist natürlich auch schon total dramatisch.

00:29:57: Und das wäre mir, glaube ich, nicht passiert, wenn ich meine Rechte gekannt hätte und wenn ich mich da dann auch stark genug gefühlt hätte, die irgendwie geltend zu machen.

00:30:06: Deswegen bin ich dann auch Ver.di-Mitglied geworden, weil ich gedacht habe, das passiert mir nicht nochmal.

00:30:10: Und ich glaube, was auch wichtig ist und was man auch nicht außer Acht lassen sollte, wenn man über Bildung spricht, ist, dass wir uns bilden müssen in Bezug auf mentale Gesundheit.

00:30:21: Denn wenn man aufwächst als Kind mit Eltern, die Unterstützung brauchen bei ihrem Alltag oder die Unterstützung brauchen, dabei Leistungen beantragen zu können, dann ist das eine Rolle, die man als Kind nicht annehmen sollte oder in die man eigentlich nicht gesteckt werden sollte.

00:30:40: Und das ist ein Prozess von Parentifizierung des Kindes, der total traumatisch sein kann.

00:30:47: Diana, wir wollen hier Fremdwörter vermeiden.

00:30:49: Okay, tut mir leid.

00:30:51: Kannst du übersetzen, bitte?

00:30:52: Ja, also Paralytifizierung bedeutet einfach nur, dass das Kind eine Elternrolle einnimmt für seinen Elternteil.

00:31:01: Und eigentlich sollte es ja umgekehrt sein.

00:31:03: Und das kann eben total psychisch belastend sein und dazu führen, dass die Kinder im Laufe ihres Erwachsenenlebens in Therapie gehen müssen zum Beispiel.

00:31:15: Und da fängt es ja wieder an, wenn man Therapie gemacht hat, kann man danach keine Berufsunfähigkeitsversicherung mehr abschließen, weil die Versicherung sagt, das lohnt sich gar nicht.

00:31:24: Und wenn man dann im Handwerk arbeitet und sich verletzt und dann nicht mehr arbeiten kann, dann steht man wieder irgendwie ohne alles da.

00:31:31: Also es sind total viele Themen, die zusammenkommen.

00:31:34: Sehr spannend.

00:31:36: Regina, nochmal zum Bildungsthema.

00:31:39: Beim SKF leben ja Frauen, wenigstens zeitweise, die häufig mit ihren Kindern unterwegs sind, die vor häuslicher Gewalt fliehen mussten etc.

00:31:52: Und ihr bekommt ja sicherlich mit, was mit diesen Kindern im Bildungsverlauf passiert.

00:32:03: Ob die gut aufgehoben sind in den Kitas, in den Schulen?

00:32:09: Also es ist so, dass wir in der Arbeit Mutter-Kind-Haus, das hast du jetzt gerade angesprochen, ja versuchen genau diesen Teufelskreis zu durchsprechen, der eben gerade auch hier mit dem Stichwort oder Fachbegriff Parentifizierung.

00:32:23: Es sind Kinder, die ohne fremde Hilfe, wenn wir sie nicht gewähren würden, Und bei Eltern aufwachsen würden, wo die Rollen vertauscht würden und die dann vielleicht tatsächlich dieses lebenslange Trauma mit sich rumtragen.

00:32:37: Was wir versuchen ist ja, diese Mütter zu stärken.

00:32:41: einmal in ihrer Mutterrolle, aber auch in ihren Rechten und damit ihren Kindern die sichere Plattform zu geben, von der aus sie starten können.

00:32:49: Das ist das A und O.

00:32:51: Da ist es völlig egal, ob mit oder ohne Migrationshintergrund oder wo ein Kind herkommt.

00:32:56: Wenn diese Absicherung nicht vorhanden ist, dass dieses Kind sich als eigenständige Person erleben und fühlen darf und man diesem Kind die Botschaft mitgibt, du kannst das, Und so wie du bist, bist du gut.

00:33:11: So bist du richtig.

00:33:13: Dann werden wir scheitern.

00:33:15: Wir erleben leider aber auch dieses Scheitern.

00:33:19: Wir erleben zunehmend, dass Frauen mit einem älteren Kind, weil sie noch mal schwanger sind oder ein Säugling hinzugekommen ist, wieder zurück in die Einrichtung kommen, weil sie es eben nicht geschafft haben, für sich und ihr Kind eine stabile Perspektive, eine Lebensgrundlage aufzubauen.

00:33:37: Hierzu muss man aber auch wissen, es sind bei uns im Haus überwiegend mittlerweile auch Mütter mit Suchterkrankungen, Drogenkonsumentinnen, die es ungleich schwerer haben, die auch keine Ausbildung haben und die auch bei diesem Arbeitsmarkt, der ja im Moment eigentlich sehr komfortabel ist, keine Chance haben, irgendwo anzukommen, weil sie das auch nicht schaffen.

00:34:03: Was wir in unseren Kindertagesstätten sehen, sind natürlich die Kinder überwiegend der Familien, die nicht bei uns in Begleitung und Betreuung waren.

00:34:12: Hier haben wir eher mitbekommen, dass Kinder in der Pandemie gelitten haben.

00:34:22: Jahre ihres Lebens quasi herausgeschnitten bekommen haben und dass man jetzt in mühevoller Kleinarbeit das alles nochmal aufarbeiten muss, wobei wir bis 85 Prozent der Kinder in der Betreuung gehalten haben und damit auch eine gewisse Kontinuität darstellen konnten.

00:34:38: Nichtsdestotrotz ist es so, ist die Mutter oder ist das Elternpaar arm, ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Kind es schwerer hat, wesentlich höher, als wenn das Kind in einer Bildungsnahen Familie aufwächst.

00:34:56: Und für diese Beispiele, wie wir es eben hatten, dass man aus dem Transferbezug mit viel Arbeit eine Existenz aufbauen kann, die werden auch irgendwie weniger.

00:35:09: Die Chancen werden geringer, die Durchlässigkeit wird schwieriger.

00:35:14: Also ich bin auch so eine, die mit dem gerade Abitur und einem recht knappen Einkommen, dann zusätzlich auch Studium aufgenommen hat und sich mit viel Kraft weitergebildet hat.

00:35:27: Das war vor 30 Jahren.

00:35:29: Das ist heute alles sehr viel schwerer geworden, weil auch der Alltag sehr mühselig geworden ist.

00:35:34: Ich weiß nicht, ob ich es heute noch mal schaffen würde, Familie, Beruf und Studium gleichzeitig zu schaffen.

00:35:43: Was ist genau schwieriger geworden?

00:35:46: Also ...

00:35:47: Ich empfinde unseren Alltag als sehr anstrengend mittlerweile, weil selbst ich das Gefühl habe, diesen vielen Anforderungen, die gefühlt und tatsächlich auf mich zukommen, manchmal nicht mehr gewachsen zu sein.

00:36:03: Ich frage mich oft, wo soll ich denn die Zeit hernehmen, das jetzt auch noch zu machen?

00:36:07: Da muss noch eine Bürokratie erledigt werden.

00:36:09: Hier muss ich noch irgendwas abgeben.

00:36:12: Da muss ich in meiner Funktion noch ein neues Gesetz und noch ein Gesetz beachten und noch eine Vorschrift.

00:36:19: In der Pandemie haben wir es ja sehr deutlich erlebt, wie sowas wenn man freitags nachmittags um 17 Uhr die Verordnung bekommt, die montags morgens schon umgesetzt sein sollte.

00:36:31: Also dieses ohnmächtige Gefühl, dass ich als Mensch da gar keine Rolle mehr spiele, sondern dass es nur noch darum geht, das alles umzusetzen, was da so an Verordnungen und Gesetzen kommt.

00:36:47: Ich will jetzt nicht sagen, dass das objektiv tatsächlich so ist, aber wir haben alle sehr harte Jahre hinter uns und ich glaube, wir sind alle auch sehr dünnhäutig geworden und unsere Frustrationstoleranz ist doch immer noch deutlich herabgesetzt.

00:37:02: Ich glaube, damit hängt natürlich auch vieles zusammen.

00:37:04: Deswegen brauchen wir auch unbedingt die Aufarbeitung der Maßnahmen gegen Corona.

00:37:10: Das wäre jetzt meine nächste Frage geworden.

00:37:14: Du hast das Thema ja jetzt verschiedentlich angesprochen.

00:37:21: Der Deutsche Bundestag, glaube ich, nähert sich dem Punkt.

00:37:25: Also ich glaube, dass allen eigentlich klar ist, dass es eine Aufarbeitung dringend braucht, ob es eine Enquete-Kommission sein muss oder eine andere Art von Aufarbeitung ist, glaube ich, sekundär.

00:37:34: Aber wir bekommen natürlich alle an uns persönlich, aber auch in Gesprächen mit Menschen aus Verbänden, in professionellen Settings, aber auch an anderen Stellen mit, dass die Pandemie immer noch bei ganz vielen Menschen einfach tiefe Spuren hinterlassen hat und wir schon mit Blick auf zukünftige Lagen einfach in der Verantwortung stehen, Konsequenzen und Lehren zu ziehen und dafür braucht man eine Aufarbeitung.

00:38:00: Alf?

00:38:01: Ja, ich habe bei der Regina einiges gehört, was mich schon sehr interessiert hat und zwar, Der ganze Problemkreis Armut und Krankheit, Armut und Sucht, der spielt eine große Rolle.

00:38:17: Es gibt eine Studie, eine englische Studie aus Glasgow, wo zwei Viertel nebeneinander liegen, ein Viertel.

00:38:25: da ist das Viertel mit der niedrigsten Lebenserwartung in ganz Europa.

00:38:29: Da werden die Leute im Schnitt 53 Jahre alt.

00:38:32: Und das Nachbarviertel ist das reichste von Glasgow und da werden die Leute im Schnitt 82 Jahre alt.

00:38:38: Also das sind 29 Jahre Unterschied.

00:38:41: Also Armut tötet, Armut verkürzt Leben und zwar in ganz massivem Ausmaß.

00:38:48: Nicht nur, weil die Ernährung nicht in dem Umfang gewährleistet ist, die sie sein sollte, also von der Qualität her, sondern auch weil Suchtmittel eine sehr große Rolle spielen oder Gesundheitsvorsorge vernachlässigt wird.

00:39:04: Vielleicht sollte man über diesen Komplex nochmal sprechen.

00:39:07: Vielleicht gebe ich einfach mal das Wort an die Diana, ob du da vielleicht irgendetwas dazu sagen kannst.

00:39:16: Auch die Erfahrung gemacht.

00:39:19: Meine Familie kommt aus Russland und eben auch aus der ehemaligen UdSSR.

00:39:24: Und da sieht man sehr stark auch, wie Suchterkrankungen den Alltag bestimmen.

00:39:29: Und bei vielen Menschen, die als Spätaussiedlerinnen dann nach Deutschland gekommen sind, also Menschen, die Deutsch sind eigentlich, aber eben in der Sowjetunion gelebt haben, weil es mal eine Zarin gab in der Sowjetunion, die eigentlich Deutsche war.

00:39:45: Und die hat den Deutschen gesagt, hey Leute, kommt rüber.

00:39:47: Und dann sind die rübergekommen.

00:39:49: Und dann in den...

00:39:52: 80er, 90er, Anfang der 2000er Jahre sind viele eben wieder zurückgekommen, weil der Zusammenbruch der Sowjetunion jetzt nicht die idealen Lebensumstände irgendwie waren.

00:40:04: Und viele Menschen, die dann hergekommen sind und die vielleicht auch schon in der Sowjetunion süchtig waren, haben das hier weiter fortgeführt.

00:40:14: Und ich glaube, das hat viel damit zu tun, weil die ganzen Lebensumstände so überwältigend waren, dass das einfach so der Fluchtpunkt war.

00:40:25: Und es ist total leicht, Menschen dafür zu verurteilen, dass sie süchtig sind, weil sie ja an irgendeinem Punkt die Entscheidung getroffen haben, Drogen zu konsumieren oder viel Alkohol zu konsumieren.

00:40:38: Aber ich glaube, wenn wir so anfangen und das Leuten so vor die Füße werfen, du bist ja selber schuld, dass du nicht mehr arbeiten kannst, wenn du deinen Körper so kaputt gemacht hast, dann landen wir halt ganz schnell in so einer Corpus Delicti Juli-C-Dystopie, wo Gesundheit irgendwie das höchste Gut ist.

00:40:55: Und das ist total vorbeigedacht an den Problemen, für die es eigentlich Lösungen braucht.

00:41:02: Und deswegen, glaube ich, ist es total gut, wenn es so Angebote wie vom Sozialdienst Katholische Frauen gibt, wo Menschen aufgefangen werden.

00:41:10: Aber ich glaube, da muss ich wieder so mit meinem Migrationsthema anfangen.

00:41:13: Das braucht es halt auch viel mehr Gedacht für Menschen mit Migrationshintergrund, die sich niemals in einer Beratungsstelle beraten lassen können.

00:41:22: Ich habe es jetzt so pauschalisiert.

00:41:24: Wenn ich jetzt so an meine persönlichen Erfahrungen und Begegnungen denke, dann ist das ganz schwer.

00:41:29: Also ich gehe mit meinen Großeltern immer zum Arzt, weil das halt sonst nicht möglich ist.

00:41:35: Und mein Großvater hatte mal Krebs und da bin ich durchs Krankenhaus gerannt und habe mit allen Leuten gesprochen, weil es halt anders nicht ging.

00:41:41: Und diese Person braucht es dann aber auch erstmal in der Familie, die sagt, ich traue mir das zu.

00:41:46: Und das kann man halt auch nicht irgendwie so voraussetzen.

00:41:50: Genau.

00:41:54: Wenn wir die Inanspruchnahme von Diensten mit Blick auf Migrationshintergrund anschauen, dann gibt es da Unterschiede.

00:42:01: Das hat auch was mit den Zugängen zu tun.

00:42:04: Es ist z.B.

00:42:05: so, dass in unserer Schwangerschaftsberatungsstelle mittlerweile immer mehr Familien mit Migrationshintergrund explizit zu uns in die Beratung kommen, weil wir als katholische Beratungsstelle da sehr vertrauensbildend sind bei vielen.

00:42:20: Da ist der Zugang aber auch ein offener und freier Zugang.

00:42:23: Bei anderen Hilfen, wie zum Beispiel der Jugendhilfemaßnahme Mutter-Kind-Haus oder in der Eingliederungshilfe ist das schwieriger, weil das sehr viel damit zusammenhängt, welchen Aufenthaltsstatus haben die Menschen, haben die überhaupt einen Anspruch auf diese Form der Hilfe.

00:42:40: Ich glaube, da muss man auch noch mal ein bisschen genauer hinschauen, wie ist die Durchlässigkeit, der Zugang in diese Hilfen.

00:42:48: Ich denke, da muss man auch wirklich noch mal ein bisschen genauer überlegen, welche Menschen blenden wir aus oder schließen wir aus von den Hilfen, einfach weil sie einen bestimmten Lebensstatus haben.

00:43:03: Die Anfragen sind schon auch da, aber wir haben dann oft auch die Mühe, welcher Kostenträger würde denn zum Beispiel diesen Aufenthalt übernehmen.

00:43:14: In der Obdachlosenhilfe ist das überhaupt nicht der Fall.

00:43:18: Das sind tatsächlich zu 100 Prozent Frauen ohne Migrationshintergrund.

00:43:23: Das sollte einem auch noch mal ein bisschen zu denken geben.

00:43:27: Vielleicht sind die privaten Hilfestrukturen bei Familien mit Migrationshintergrund deutlich besser.

00:43:34: Das wissen wir nicht, wir können es nur vermuten.

00:43:37: Während wir bei den Frauen, die zu uns in die Obdachlosigkeit kommen, sehen, dass die Familien sich in der Regel gänzlich zurückgezogen haben.

00:43:46: Zu dem Thema der Schuldzuweisung bei Suchterkrankungen fällt mir immer gleich ein, das ist ja so ein bisschen eine Projektion.

00:43:57: Nicht-suchtkranke Menschen oder suchtgefährdete Menschen mit einem guten psychosozialen Hintergrund und Menschen, die nicht arm sind, neigen dazu, denjenigen, die in der schlechteren Position sind, zu unterstellen, dass sie das entschieden haben und dass es eine Willensfrage ist, eben nicht so zu leben.

00:44:17: Dahinter steckt aber eigentlich nur der große Wunsch, sich vor einer Suchterkrankung und vor Armut mit Willensstärke schützen zu können.

00:44:26: Und es gibt sehr viele Menschen, die bitterlich erfahren mussten, dass eine Suchterkrankung nicht etwas mit Willensstärke zu tun hat.

00:44:34: Die kommt oder sie kommt nicht, aber sie hat durchaus etwas mit Lebensbedingungen zu tun.

00:44:41: Genau.

00:44:42: Je prekärer Lebensbedingungen sind, desto größer ist die Gefahr, auch Suchtmittel zu konsumieren, oft auch als Selbstmedikation gegen Depressionen.

00:44:52: Und was die Sterblichkeit bei Armut angeht, das wissen wir seit 1960, seit dem Black Report.

00:45:00: Vorletzte Woche hat das RKI die Pressemeldung zur Armut, Gesundheit und Sterblichkeit herausgegeben.

00:45:05: Ich dachte, neu ist es nicht.

00:45:08: Aber wir setzen es trotzdem mal auf die Homepage für alle, die es vergessen haben.

00:45:13: Das Bitterliche ist, wir wissen es schon lange, dass Armut krank macht und dass man früher stirbt, wenn man arm ist.

00:45:21: Und es ist uns bis heute nicht gelungen, das tatsächlich nachhaltig aufzulösen.

00:45:27: Ich fand jetzt unterschiedliche Punkte wirklich total spannend und das eine ist dieser vermutete Befund, dass es unter Menschen mit Migrationsgeschichte zumindest teilweise bessere Netzwerke gebe als unter Menschen, die in Armutssituationen leben und keinen Migrationshintergrund haben.

00:45:52: Das kann ich mir durchaus auch vorstellen.

00:45:55: Also mit Blick auf die ukrainische Gemeinschaft in Trier.

00:46:01: Wir haben den Netzwerkhafen Ukraine, wo Leute sozusagen mit ihren Ressourcen eigentlich gestärkt werden, miteinander in Verbindung gesetzt werden.

00:46:11: der eine dem anderen erklären kann, wie es hier funktioniert.

00:46:14: Das gilt ganz ähnlich für Menschen, die nach 2015 aus Syrien gekommen sind, wo ich auch den Eindruck habe, dass es da eine ganz starke Solidarität untereinander gibt.

00:46:26: Jetzt ist aber ein bisschen die Frage, wie können wir die anderen erreichen?

00:46:29: Vielleicht kann man von diesen starken Netzwerken auch Lehren ziehen und das in einer bestimmten Weise dann übertragen.

00:46:37: Fällt euch dazu was ein vielleicht?

00:46:41: Also mir fällt dazu spontan ein, das, was wir ja auch teilweise schon gemacht haben im Ehrenamt, auch zunehmend Menschen mit Migrationshintergrund zu aktivieren, die auch dieses Wissen mit einbringen können.

00:46:55: Das eine Projekt, was wir hatten 2015-16, Mariam, dieser Begleitdienst für schwangere geflüchtete Frauen, der hat ja ganz viele Menschen schon zusammengebracht.

00:47:06: Das ist das eine.

00:47:07: Wenn ich aber familiären Zusammenhalt fördern möchte, dann muss ich auch die Lebensbedingungen von Familien komfortabel gestalten.

00:47:17: Dieses stete Damoklesschwert des Wohnungswechsels, des Jobwechsels, des Jobverlustes, das alles macht es schwierig, für Familien im Zusammenhalt zu bleiben.

00:47:30: Und wir erleben ja seit der Pandemie, dass so eine Art Vereinzelung stattgefunden hat.

00:47:37: Jeder kämpft für sich alleine.

00:47:39: Ein gutes Beispiel ist für mich immer das Verhalten im Straßenverkehr.

00:47:43: Gefühlt zwei Jahre lang hatte jeder offenbar den Eindruck, es ist ganz alleine auf der Straße.

00:47:48: Es gibt keinen anderen Verkehrsteilnehmer außer mir.

00:47:51: So war das Fahrverhalten.

00:47:53: Und so ähnlich funktioniert offenbar im Moment Gesellschaft.

00:47:57: Ich sage mal, Schicksalsgemeinschaften wie jetzt Ukraine, die hierher geflüchtet sind, die eint ja ein gemeinsames Trauma, ein gemeinsames Erleben.

00:48:07: Und ich glaube, das bildet Vertrauen.

00:48:09: Und sie können über das sprechen, wo sie herkommen, wie es mal war.

00:48:16: Und für die Menschen, die ich bei uns anlebe, habe ich oft das Gefühl, da gibt es kein Wir mehr.

00:48:23: Die sind irgendwie so ...

00:48:26: weggespült worden, entwurzelt, sagen wir auch in der Wohnungslosenhilfe.

00:48:30: Die haben keine Wurzeln mehr.

00:48:32: Irgendwie alles weg.

00:48:35: Ja, miteinander in Kontakt kommen, sich sozusagen die guten Beispiele anzuschauen, zu überlegen, wie schaffen wir es vielleicht, kleine Sozialräume zu bilden.

00:48:47: in denen gegenseitige Unterstützung unter guten, abgesicherten Bedingungen möglich ist.

00:48:52: Das war ja immer so meine Fantasie für Corona-Maßnahmen.

00:48:55: So kleine Sozialräume und dann in einer Form Partizipation, Maßnahmen selbst zu entwickeln, die hilfreich und unterstützend sind.

00:49:04: Wir haben ja bewiesen, dass das geht.

00:49:06: So könnte man das vielleicht auch übertragen.

00:49:09: Ich hatte eben so dieses Thema genossenschaftliches Wohnen, vielleicht genossenschaftliches Mehrgenerationenwohnen.

00:49:16: in kleinen Sozialräumen, in denen es möglich ist, zum Beispiel Wohnungen zu tauschen, je nach Lebenssituation und sich gegenseitig zu unterstützen, aber ohne die Angst, dass es irgendwie schlimmer wird oder irgendein Verlust geschieht.

00:49:36: Hast du den Eindruck, dass diese Ideen von der Kommunalpolitik hier in Trier gesehen werden?

00:49:43: Also Trier ist grundsätzlich ja ohnehin schon seit vielen Jahrzehnten recht gut aufgestellt.

00:49:49: Das ist einmal die Uninähe.

00:49:50: Wir haben ja verschiedene Beispiele auch für genossenschaftliches Wohnen.

00:49:56: Klar, es könnte immer mehr von allem sein, von den guten Beispielen.

00:50:00: Uns ist natürlich auch bewusst, letzten Endes stößt auch vieles an finanzielle Grenzen.

00:50:05: Nichtsdestotrotz, ja, ich glaube schon, wir könnten uns noch mal aktiver damit befassen, welche Möglichkeiten hätten wir.

00:50:12: Fantasievoller vielleicht auch sein und einfach auch mal Dinge denken, über die wir vorher nicht nachgedacht haben.

00:50:20: Diana, du bist ja jetzt eine herangehende Stadträtin.

00:50:25: Hast du vielleicht irgendwelche Ideen, welche Netzwerkpartner man sich suchen könnte, um genau so eine Art von Problemlösungen anzusteuern?

00:50:35: Genossenschaftliches Wohnen, soziale Teilhabe im Quartier etc.

00:50:44: Ich habe da viele Ideen, aber ich glaube, wie immer ist es eine Frage der Ressourcen.

00:50:48: Also die meisten Gruppen, die mir da einfallen, sind vor allem viel ehrenamtlich unterwegs und die sind schon aktiv in 50 Bündnissen, in 50 Gruppen, haben irgendwie 100 Veranstaltungen am Laufen und dann noch ihr ganz normales Alltagsgeschäft und ich glaube, dass daran viel scheitert.

00:51:09: Also nicht nur auf das Thema bezogen, sondern ganz grundsätzlich, weil es viele Menschen gibt, die eigentlich sagen würden, ja, ich finde das wichtig, dass dieser Verein jetzt hier die Arbeit macht, aber die sind halt nicht Mitglied.

00:51:20: Die zahlen keinen Mitgliedsbeitrag oder die engagieren sich nicht selber.

00:51:24: Und es gibt viele Gründe, warum das einem Menschen in einer gewissen Lebenssituation nicht möglich ist.

00:51:30: Und das ist auch total okay, aber das hat halt die Folge, dass viel an wenigen hängen bleibt und die das alles nicht leisten können.

00:51:40: Also ich glaube, es gibt einfach super viele Ideen und wenige helfende Hände, die das dann umsetzen können.

00:51:45: Und da sehe ich eher so eine Schwierigkeit, was natürlich nicht bedeuten sollte, dass man das nicht angeht.

00:51:53: Also mir fällt ein, ich habe einen Bekannten, der in einer städtischen Wohnung wohnt, in einer Sozialwohnung, wie man früher gesagt hat, lebt, der selber auch eine Migrationsgeschichte hat, mehrere Kinder, also ein gestandener Mensch, handwerklich begabt, der lebt seit langer Zeit in dieser städtischen Wohnung, die total runtergekommen ist.

00:52:18: Der hat gesagt, ich könnte ja auch selber mal eine Haustür einbauen.

00:52:22: Das wäre für mich überhaupt kein Problem.

00:52:24: Aber ich darf das nicht tun, weil irgendwelche Regeln dagegen sprechen.

00:52:28: Also soll heißen, es gibt natürlich die üblichen Verdächtigen, die in Netzwerken unterwegs sind, die Bündnisarbeit, Schmieden und so weiter.

00:52:35: Das kennen wir, glaube ich, hier alle am Tisch aus unserer persönlichen Biografie.

00:52:40: Aber es gibt ja Leute mit handfesten eigenen Interessen, die sozusagen gestandene Personen sind, die selber, glaube ich, auch gerne mal ihren Beitrag leisten würden.

00:52:49: Aber wir antworten nicht kreativ genug auf das Potenzial, das da ist.

00:52:54: Und das hat ja auch was mit Würde zu tun.

00:52:57: Hat das nicht was mit Würde zu tun, ob ich sage, ich würde gerne in einem Haus wohnen, das eine Haustür hat und ich bin auch bereit, die einzubauen, darf es aber nicht, weil irgendwelche Regeln dagegenstehen.

00:53:09: Ich meine, dieses Kapital in diesem Sinne zu heben, das wäre doch eine interessante Geschichte, oder nicht, Regina?

00:53:15: Ja, wir müssen natürlich immer mal schauen, wer hat denn die Regeln gemacht und wo müssten sie geändert werden.

00:53:24: Ja, doch, ich muss schon mal so ein bisschen schauen.

00:53:28: Ich erlebe es ja in meiner Funktion auch.

00:53:31: Ich verzweifle an manchen Tagen schier an den Verordnungen und Gesetzen, die da einzuhalten sind.

00:53:37: Manchmal habe ich das Gefühl, ich bin nur noch damit beschäftigt, Dinge umzusetzen, die irgendwer beschlossen hat.

00:53:44: Das heißt, wir müssten natürlich auch noch mal die Wege nachgehen.

00:53:48: Wer hat wann wo was beschlossen?

00:53:50: Wer darf eigentlich in dem Gefüge

00:53:53: von Bund, Land, Kommune was, und wer ist zuständig?

00:53:57: Wir wissen ja auch, dass die Kommunen nicht schlecht ächzen unter den Bürden, die sie auferlegt bekommen.

00:54:04: Sehr oft wird ja auch gesagt, wer bestellt, sollte doch auch bezahlen.

00:54:08: Ist ja auch nicht immer so der Fall.

00:54:11: Das, was ganz unten am Ende ankommt, ist das Ergebnis, einer ganz, ganz langen Kette, die in Gang gesetzt wurde.

00:54:22: Und da komme ich wieder so zu meinem Mantra, mal alles auf null setzen wäre super.

00:54:28: Einfach mal alles platt machen und neu machen.

00:54:31: Also diesen Altbau vom Dorf zur Stadt an Verwirrungen, die wir geschaffen haben, vielleicht mal durch einen Neubau zu ersetzen oder mal grundlegend zu sanieren.

00:54:45: Ich hatte da gerade eben auch nochmal so einen Bericht dazu gelesen.

00:54:48: Wir verheddern uns zu viel in widersprüchlichen Verordnungen.

00:54:52: Ich habe da so ein Beispiel.

00:54:55: Meine Tochter ist Besitzerin einer kleinen, bescheidenen Eigentumswohnung, um eben genau der Wohnungslosigkeit als Alleinerziehende zu entgehen.

00:55:03: Da ist jetzt eine Hauswand unverputzt.

00:55:08: weil da eine Scheune abgerissen wurde.

00:55:10: Die können die aber nicht einfach verputzen, weil nach GEG müssen die die dämmen.

00:55:16: Mit der Dämmung müssen die aber aufs Nachbargrundstück.

00:55:20: Und seit zwei Jahren kollidieren Nachbarschaftsrecht und GEG und die Wohneigentümergemeinschaft.

00:55:28: Da verzweifelt jemand ganz Normales dran.

00:55:33: Ich muss den ganzen Tag arbeiten, ich muss mein Kind großziehen, jetzt muss ich mich damit auch noch rumwerkeln.

00:55:38: Also das ist nur ein Beispiel, wie jetzt eben auch das Beispiel mit der Tür.

00:55:45: Wo kommen denn die Regeln her und was könnten wir tun, um diese Regeln wieder so zu konzipieren, dass die Menschen sie auch einhalten können und die Regeln, die völlig unsinnig sind, vielleicht auch mal wegfallen.

00:56:00: Das ist schon eine Herkulesaufgabe, weil die Regeln natürlich über die Jahrzehnte tatsächlich immer komplizierter geworden sind.

00:56:06: Und wir sind ja froh, dass dieses Thema Entbürokratisierung, ich bin wirklich auch ganz persönlich froh, dass das endlich mehr Raum greift, auch im politischen Diskurs.

00:56:18: Und wir uns sozusagen diesen Lösungen ja zumindest mental schon einmal nähern.

00:56:24: Aber es gehört ja noch so viel mehr dazu, gerade wenn ich auf die Kommunalpolitik blicke.

00:56:30: Ich habe gerade heute morgen mit einem ehemaligen Ortsbürgermeister hier aus der Gegend gesprochen.

00:56:36: Er war zehn Jahre lang ehrenamtlicher Ortsbürgermeister und hat in dieser Zeit unheimlich viel auf den Weg gebracht und hatte immer das Thema demografische Entwicklungen auf dem Schirm.

00:56:48: das ja mit einer Wucht uns entgegenkommt, dass es wirklich kracht.

00:56:53: Also wir müssten ja in aller Konsequenz handeln, um Lösungen, wo man hinschaut, Ärztemangel, Wohnraum, Barrierefreiheit und so weiter, um diese Punkte zu lösen.

00:57:06: Wir haben heute Morgen darüber geredet, dass es an ganz vielen Orten hier in Rheinland-Pfalz überhaupt keine Kandidaten mehr gibt.

00:57:13: Also niemanden, der sich bereit erklärt, sich wählen zu lassen.

00:57:16: Und das hat ja mit diesem Ohnmachtsgefühl auch auf dieser Ebene zu tun, dass Leute sagen, ja, Ehrenamt, Kommunalpolitik, alles klar, aber ja nur dann, wenn ich einen Gestaltungsspielraum habe.

00:57:29: Ja, wenn die Regeln nicht zu kompliziert sind, wenn ich dann zumindest, wo die Regeln kompliziert sind, professionelle Unterstützung bekomme.

00:57:37: Aber wenn vor allen Dingen auch die Kassen so gefüllt sind, dass ich sozusagen auch eine Gemeinde eine Ortsgemeinde in die Zukunft positiv entwickeln kann.

00:57:49: Und das erscheint mir ganz wichtig zu sein, dass wir auch über diese Frage, wie statten wir unsere Städte und Gemeinden so aus, dass sie wieder handlungsfähig werden, da dürfen wir nicht nachlassen

00:58:03: darüber zu reden.

00:58:05: Und Diana, das interessiert mich natürlich auch ein bisschen.

00:58:08: Du hast dich jetzt wählen lassen auf diese Liste, aber genau diese Probleme werden ja auf dich zukommen.

00:58:14: Bei allen guten Ideen, die wir haben, ist es ganz oft so, dass einfach gesagt wird, das ist schön, aber es ist kein Geld da.

00:58:22: Wie gehst du damit um jetzt in der Vorbereitung?

00:58:26: Ja, ich bin auch gespannt, wie ich dann in der Praxis damit umgehen würde, weil ich glaube, so ein Ohnmacht- und Frustrationsgrundgefühl gehört leider oft dazu, wenn man ehrenamtlich aktiv ist, weil, wie du beschrieben hast, viele gute Ideen da sind und es dann oft an der Umsetzung scheitert, aufgrund von Geld zum Beispiel, aber auch vielleicht, weil man mit einigen Themen dann doch vielleicht schon weiter ist als der Rest.

00:58:57: Ich beschäftige mich ja auch sehr viel mit queerfeministischen Themen und ich glaube, es gibt auch sicher Menschen in unserer Stadt, wo ich gar nicht mit dem Thema ankommen müsste, weil das vielleicht einfach noch zu weit weg ist.

00:59:12: Aber ich glaube, es ist trotzdem wichtig, dass man dran bleibt.

00:59:17: Aber ich finde es auch manchmal schwierig.

00:59:20: Also ich finde es auch manchmal schwierig, das zu machen.

00:59:23: Und ich frage mich auch manchmal, wie man das so aushalten soll, gerade wenn es Themen sind, die einem persönlich auch einfach nahe gehen.

00:59:32: weil man dann einfach auch noch mal anders dafür kämpft und anders damit emotional verbunden ist.

00:59:41: Ja, so langsam nähern wir uns wieder dem Ende unseres Gespräches.

00:59:45: Aber ich finde es sehr, sehr wichtig, dass noch ein Aspekt wirklich auch benannt wird.

00:59:51: Was können wir tun?

00:59:53: Was kann jeder Einzelne tun?

00:59:55: Was kann die Politik tun?

00:59:56: Corinna, da bist du gefragt.

00:59:58: Aber was können wir selbst tun, um der Armut zu begegnen, die wir täglich sehen?

01:00:02: Wir sehen sie überall und wir müssen sie einfach nur, ja, auf uns selbst projizieren.

01:00:10: Wir müssen selber Hand anlegen.

01:00:12: Ich denke, das wäre sehr, sehr wichtig, dass also die Bürgerschaft, dass der Einzelne oder die Einzelne sich dem Thema mehr zuwendet.

01:00:20: Ein Freund von mir hat jetzt angefangen in der Tafel zu arbeiten beispielsweise und das macht ihn glücklich.

01:00:26: Er hat mir wirklich gesagt, das hat mich, er ist in Rente jetzt, und er hat gesagt, das hat mir einen großen Schub gegeben, weil ich jetzt aktiv etwas tun kann.

01:00:35: Ich bewege etwas und da müssen wir unsere Freunde, unsere Freundinnen und Familienmitglieder auch dazu bewegen, wir können alle etwas tun.

01:00:47: Ich finde das so wichtig, dass wir uns nicht im Reden erschöpfen und im Beklagen erschöpfen, sondern im Tun enden.

01:00:56: Und vielleicht, dass wir herausfinden, dass egal in welcher Funktion wir unterwegs sind, als Privatmenschen, als Vertreterin eines Verbandes, als Kommunalpolitikerin oder als Bundestagsabgeordnete, in meinem Fall, dass wir hier ein gemeinsames Interesse haben, diesen Zustand nicht einfach zu akzeptieren.

01:01:17: Also ich kann ganz persönlich sagen, ich möchte Armut in einem reichen Land wie Deutschland nicht länger akzeptieren.

01:01:23: Ich möchte eigentlich nicht, dass der SKF eine Tafel betreiben muss, wo Menschen sich Lebensmittel schenken lassen müssen.

01:01:31: Und sich da in Netzwerke hinein zu begeben, einfach aufzubegehren und zu sagen, bestimmte Dinge gehen für uns nicht.

01:01:39: Wir müssen Lösungen schaffen.

01:01:41: Ich habe gestern von einer Geschichte gehört von einer jungen schwangeren Frau mit 24 ohne festen Wohnsitz.

01:01:49: kurz vor der Geburt ihres Kindes in die Situation geraten ist, dass sie entweder eine Wohnung finden hätte müssen oder das ganz klar gewesen ist zu diesem Zeitpunkt, dass ihr das Kind nach der Geburt direkt abgenommen wird.

01:02:07: Anstatt, dass sich da mal jemand verantwortlich erklärt und sagt, wir unterstützen dich dabei, eine geeignete Wohnform zu finden.

01:02:14: entscheidet man in so einem Fall dann eher der Mutter das Kind wegzunehmen mit allen Folgen, die da im Hintergrund schwelen.

01:02:23: Also ich glaube, sich insgesamt klarzumachen und auch ganz unabhängig davon, welche politische Farbe man hat, dass man sagt, wir werden hier in diesem Land nur glücklich, wenn wir es schaffen, es zusammenzuhalten.

01:02:36: Und Menschen nicht einfach so entfleuchen zu lassen, verschwinden zu lassen, nicht mehr wahrzunehmen, weil sie in Einsamkeit ihre Probleme am Ende des Tages nicht lösen können.

01:02:46: Ich glaube, wir haben ein gemeinsames Interesse daran, wirklich zu arbeiten.

01:02:51: Ich denke, ich würde sogar noch einen Schritt davor gehen.

01:02:53: Das Erste ist, wir müssen dieses Bewusstsein herstellen, dass es Armut gibt.

01:02:58: Es gibt ganz, ganz viele Menschen, die das nicht wahrhaben wollen oder es auch tatsächlich nicht sehen, weil sie in der eigenen Lebenswelt leben.

01:03:06: Und dieses Thema mit der jungen Schwangeren Mutter ist ja, man hätte ihr ja einfach einen Platz in einer Mutter-Kind-Einrichtung anbieten können oder suchen können.

01:03:18: Da hätte sich was gefunden, aber das kostet natürlich erst mal viel, viel Geld.

01:03:23: Also lässt man lieber die Frau in die Obdachlosigkeit gehen, das Kind geht in die Bereitschaftspflegefamilie.

01:03:29: Wir müssen uns klar machen, dass viele Geld, was wir erwirtschaften, auch dafür einsetzen müssen, die Schwächeren in unserer Gesellschaft auch zu unterstützen, solange sie unsere Unterstützung brauchen.

01:03:43: Und was wir auch brauchen, ist, wir müssen die Angst loswerden.

01:03:47: Ich glaube, Angst war in den letzten vier Jahren für alle ein riesengroßes Thema.

01:03:52: Die Angst vor dem Virus, die Angst vor den Maßnahmen, die Angst vor der Armut, die Angst vor einem wirtschaftlichen Abstieg, die Angst vor der Rezession, die Angst vor dem Klimawandel.

01:04:04: Angst, Angst.

01:04:04: Und Angst ist mit der schlechteste Ratgeber.

01:04:08: Was wir alle zunächst auch noch mal brauchen, ist auch noch mal ein bisschen Ruhe, damit wir einen Plan erstellen können.

01:04:15: Und ein bisschen einfach leben, oder?

01:04:17: Genau, ganz genau.

01:04:18: Ein bisschen Lebensfreude wäre für uns alle

01:04:20: echt mal wieder gut.

01:04:23: Wollen wir so verbleiben, Alf?

01:04:24: Das ist ein wunderbares Schlusswort.

01:04:26: Okay, Corinna.

01:04:28: Schön, dass ihr da wart und ich bin mir sicher, dass wir dieses Thema miteinander auch weiter bearbeiten werden.

01:04:33: Nicht nur im Podcast, sondern auch im realen Leben.

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