Einfach leben – Ausgabe 6: Der demographische Wandel - ein Thema für alle in Stadt und Land!
Shownotes
Man kann über viele Dinge theoretisch reden und auch leicht ins Lamentieren geraten. Mit Dirk Löwe und Bernd Gard haben wir zwei Gesprächspartner gewonnen, die Helden der Praxis sind. Dirk ist Ortsvorsteher und kümmert sich tagtäglich um ein gutes Zusammenleben in seinem Stadtteil Trier-Nord. Herr Gard war Ortsbürgermeister im beschaulichen Dorf Mannebach, wo er Maßstäbe gesetzt hat. Und er hat nicht aufgehört, sich mit der Zukunft unserer Dörfer zu beschäftigen, im Gegenteil. Wir waren ganz begeistert von dem Perspektivenreichtum unseres Gesprächs. Viel Spaß beim Reinhören!
Unsere Gäste:
Dirk Löwe: Ortsvorsteher Trier-Nord
Bernd Gard: Dorfentwickler und ehem. Bürgermeister in Mannebach
Literatur zum Thema Demografie:
BRICKER Darrell und IBBITSON John (2019): Empty Planet. The Shock of Global Population Decline. – Robinson London.
IFO Institut (Hrsg.) IFO Schnelldienst 11 2023 (2023): Demografischer Wandel – bekannte Herausforderungen, neue Gestaltungsmöglichkeiten. – Selbstverlag München.
KERTELS Joachim (2012): Demografie und Demokratie: Zur Politisierung des Wohlfahrtsstaates. – Hamburger Edition.
KNORTZ Heike und SCHULTE-BEERBÜHL Margrit Hrsg. (2020): Migrationsforschung - interdisziplinär & diskursiv. – Vandenhoek und Ruprecht Göttingen.
MORLAND Paul (2019): Die Macht der Demografie: und wie sie die moderne Welt erklärt. – Ecowin Salzburg.
RICHTER Emanuel (2020): Seniorendemokratie: Die Überalterung der Gesellschaft und ihre Folgen für die Politik. – Suhrkamp Berlin.
RODRIGUES Maria João (2024): A New Global Deal. Reforming World Governance. – Friedrich-Ebert-Stiftung New York.
WEBER Hannes (2019): Der demographische Wandel: Mythos - Illusion – Realität. – Kohlhammer Stuttgart.
Websites/Online-Artikel:
Bricker/Ibbitson (2019): Forget overpopulation. The world could soon face a population bust., zuletzt abgerufen am 29.05.24.
Website der ARD: Weltbevölkerung und Bevölkerungswachstum, zuletzt abgerufen am 29.05.24.
Website des Berlin Institus: Factsheet zum Tag der 8 Milliarden, zuletzt abgerufen am 29.05.24.
Website der Bundestagsfraktion B'90/Die Grünen: Gutes Altern, zuletzt abgerufen am 29.05.24.
Website Internations: Demographischer Wandel - weltweit, zuletzt abgerufen am 29.05.24.
Website Internations: Demographischer Wandel - Deutschland, zuletzt abgerufen am 29.05.24.
Website Spiegel-Online: Welche Länder wachsen? Welche schrumpfen?, zuletzt abgerufen am 29.05.24.
Website der Tagesschau: Überbevölkerung, zuletzt abgerufen am 29.05.24.
Statistiken:
Website von Demografie Portal: Statistik zu Bevölkerung und Alterstruktur, zuletzt abgerufen am 29.05.24.
Website von DESTATIS: Statistik zum Demographischen Wandel, zuletzt abgerufen am 29.05.24.
Website der Eurpäischen Kommision/EUROSTAT: Diverse Statistiken, zuletzt abgerufen am 29.05.24.
Website der Landesregierung RLP: Statistiken zur Bevölkerungsentwicklung, zuletzt abgerufen am 29.05.24.
Weitere Podcasts:
Jung & Naiv - Podcast: Soziologe Stefan Schulz über den demografischen Wandel.
StatGespräch - der Podcast des Statistischen Bundesamtes: Arbeitskräftemangel: Welche Potenziale bietet eine alternde Gesellschaft?, zu Gast: Prof. Norbert Schneider, Präsident der Deutschen Gesellschaft für DEmografie und früherer Direktor des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung, und Frank Schüller, Leiter des Referats „Arbeitsmarkt“ im Statistischen Bundesamt.
Wir.sind.Bergheim- Der Podcast: Zukunftswerkstatt Kommunen - dem demographischen Wandel begegnen, feat. Christiane Knirsch.
Transkript anzeigen
Corinna: Herzlich willkommen zur Ausgabe Nr. 6 unseres Podcasts "Einfach leben - aus Trier für alle". Wie immer versuchen wir, die großen Themen unserer Zeit aus der Welt, Bund, Land runterzubrechen hier auf Trier und die Großregion. Wir, das bin ich, Corinna Rüffer, Bundestagsabgeordnete aus Trier und mir gegenüber sitzt:
Alf: Ich bin der Alf Keilen, bin kein Bundestagsabgeordneter, sondern einfach nur Nachtwächter in Trier.
Corinna: Schön, dass wir mal wieder loslegen, oder?
Corinna: Links neben mir sitzt Thomas Schneider, der die Technik wie immer mühelos im Griff hat und der mir gerade erzählt hat, dass seine Mutter heute Geburtstag hat, morgen feiert und immer morgen fährt er in den Urlaub. Und trotzdem ist er heute da. Und das ist voll super und unentbehrlich, weil dieser Podcast ansonsten nicht gesendet werden könnte, weil Alf und ich würden das allein niemals hinbekommen, oder Alf?
Alf: Nein, ganz sicher nicht.
Corinna: Und wir wollen uns heute einem Thema zuwenden, das uns alle in dieser Gesellschaft schon längst betrifft und das in vielen Diskussionen so durchschimmert. Also denken wir an den Arbeitskräftemangel, an die Krise in der Pflege und viele anderen Themen. Das Thema, das eigentlich darüber steht, das ganz wesentlich da mit reinspielt, das ist der demografische Wandel. Damit wollen wir uns heute beschäftigen. Wir haben zwei Gäste, über die wir uns sehr freuen. Rechts neben mir sitzt Bernd Gard.
Corinna: Er war ehemals Berater von Menschen mit Behinderungen bei der Bundesagentur für Arbeit über sehr lange Zeit. Danach viele Jahre lang Ortsbürgermeister in Mannebach und hat mit dem Mannebacher Mobilitätskonzept in Rheinland-Pfalz hier und auch weit darüber hinaus ein Stück weit Geschichte geschrieben. Ist sehr bekannt geworden damit. Die Frage treibt ihn um, wie es ist möglich, Dörfer trotz des demografischen Wandels zukunftsfähig zu halten, vielleicht auch zukunftsfähig zu machen. Mittlerweile hat er seinen Blick auf die gesamte Saarburger Verbandsgemeinde gerichtet. Als ehrenamtlicher Beauftragter arbeitet er daran, mit dem Saarburger Modell die Eigenkräfte der Dörfer und seiner Bewohner zu aktivieren und zu stärken, um die Orte zukunftsfähig und lebenswert zu erhalten. Und gerade haben wir im Vorgespräch darüber geredet, dass ihn jetzt das Thema StartupDörfer noch viel mehr bewegt. Die Frage, wie wir das Management eigentlich von Dörfern professionalisieren können, wie wir professionell mit den Herausforderungen unserer Zeit umgehen können. Dazu wird er gleich sicherlich noch etwas sagen.
Corinna: Mir gegenüber sitzt Dirk Löwe. Er war viele Jahre lang Jugendreferent der evangelischen Kirchengemeinde im Gemeindezentrum Dietrich-Bonhoeffer-Haus hier im Stadtteil Trier-Nord und ist aktuell unser toller Ortsvorsteher hier in diesem Stadtteil und ziemlich im Wahlkampf gerade, weil die Kommunalwahlen ja anstehen. Er lebt in einem kunterbunten, darf ich sagen, Wohnprojekt und von hier aus zeichnen wir auch die heutige Ausgabe aus. Wir haben gerade draußen vor der Tür gestanden und Dirk hat uns erzählt, wie es zu diesem Projekt gekommen ist, wer hier im Haus wohnt. Und ich glaube, wir hätten gerne, dass du das dem Publikum jetzt auch noch mal erzählst, Dirk.
00:03:40: Ja, okay, danke für die Einführung. Also die Idee ist entstanden, lange bevor ich Ortsvorsteher war, weil ich auch wusste, ich werde auch mal 60 oder älter als 60 und wollte dann gerne behindertengerecht leben und habe andere Mitstreiter gefunden. Und die Genossenschaft hier in Trier-Nord hatte Menschen gesucht, die an einem Wohnprojekt teilnehmen. 20 Familien oder Einzelpersonen, die Hälfte davon Sozialhilfeempfänger oder Hartz IV hieß es damals noch und die andere Hälfte freiberufliche Menschen, die in diesem Projekt arbeiten und leben sollten. Und daraus ist das Wohnprojekt hier in Trier-Nord entstanden, in einem Stadtteil, der nicht so einfach ist. Und wir waren am Anfang sehr viele Menschen und dann hat es sich reduziert, weil es doch so eine sehr heterogene Gruppe war, alles durcheinander. Die Hälfte von den Menschen waren behindert, mit Rollstühlen und betreut und die andere Hälfte waren Menschen aus allen möglichen Lebenslagen. Alleinerziehende Mütter, sehr viele MigrantInnen aus dem Kosovo, Pakistan, Polen und so weiter, die auch hier leben wollten. Natürlich, weil es auch eine günstige Wohnung sein sollte.
00:04:50: Wir haben dann vier Jahre daran gearbeitet, zwischen 2011 und 2015 und dann hatten wir endlich einen fertigen Architektenentwurf und konnten dann loslegen mit dem Bau und jeder wurde Mitglied der Genossenschaft, hat natürlich auch eingezahlt. Jetzt leben wir mittlerweile acht Jahre in diesem Projekt. Nach acht Jahren hat es fünf Wohnungswechsel gegeben und wir sind immer noch monatlich haben wir unsere Besprechungen, unsere Gemeinschaftsbesprechungen, wo wir alle Dinge des gemeinschaftlichen Lebens regeln. Die sind natürlich nicht konfliktfrei, alleine wenn es um den Garten geht, ist ja klar, dass ich lieber nicht umgrabe, kein Schneckenkorn reinschmeisse. Aber es gibt andere Menschen, die kommen aus Eifler Bauernhöfen, sind 80 und wollen immer noch umgraben und Schneckenkorn streuen. Das sind dann so praktische Sachen, wo wir uns einigen müssen und da braucht man sehr viel Toleranz. Aber das Projekt funktioniert immer noch so nach acht Jahren, dass mehr als die Hälfte der Wohnungen tatsächlich monatlich an den Versammlungen teilnehmen. Ich fühle mich hier wohl. Die Wohnungen sind alle behindertengerecht, alle barrierefrei und von den Kosten her, auch ganz wichtig für die Menschen mit Wohnberechnungsscheinen, liegt es bei €6 die Miete oder Nutzungsgebühr ist bei uns. Wir sind ja nicht Mieter, sondern Miteigentümer. Und für uns die keinen Wohnberechtigungsschein haben, wir zahlen €9,50 . Das ist immer noch günstig für Trier Nord. Und so lässt es sich hier gut leben.
Corinna: Toll. Und vielen Dank, dass wir heute Morgen hier sein dürfen und dass deine Tochter uns Kaffee gereicht hat und Tee und Wasser. Wir fühlen uns gut umsorgt. Und ich würde jetzt Alf gern mal bitten, weil du dich ja so gern mit Statistiken auseinandersetzt, dass du vielleicht mal uns in das Thema Demographie ein bisschen einführst.
Alf: Ja, vielen Dank. Das finde ich toll, den Dirk hier neben mir sitzen zu haben. Der Dirk ist mir schon seit vielen, vielen Jahren bekannt. Schon meine Kinder waren bei ihm in Maßnahmen oder in Projekten mit dabei. Der Dirk ist also in Trier-Nord wirklich ein Markenzeichen, das man gerne hat.
Alf: Ja, zum Thema Demografie arbeite ich seit über 40 Jahren in den unterschiedlichsten Stellen und Positionen. Und sie ist so ein Teil von mir geworden. Ich bin ja selbst, komme ja aus der Verkehrsbranche und ein Punkt war immer in der Verkehrsgestaltung, in der Verkehrsprojektierung: Wie entwickeln sich irgendwelche Kohorten, Alterskohorten? Wie entwickeln sich die Zahlen in den Kindergärten, in den Schulen und in den Gymnasien? Was passiert durch die sich ehrlich verändernden Altersjahrgänge? Das werden mal weniger, mal mehr. Aber es gibt grundsätzliche Trends, die weit über den Horizont eines Verkehrsplaners hinausgehen. Verkehr ist nur ein kleiner Teil, der sich von der Demografie ableiten lässt. Die Demographie, die beeinflusst uns in allen Punkten unseres Lebens. Sie ist eine Konstante, die man sehr, sehr leicht und sehr, sehr genau vorausschauen kann. Man kann über viele Jahrzehnte hinaus die Bevölkerungsveränderungen projizieren und prognostizieren. Und ich bin immer wieder erstaunt, wie wenig die Menschen darüber wissen. Beispielsweise wird immer noch gern gesagt, ja, die Überbevölkerung ist die größte Gefahr für die Menschheit. Die Überbevölkerung ist es nicht mehr. Es gibt klare und deutliche Hinweise, dass schon im Jahre 2046 der Peak überschritten wird. Das heißt also, die Bevölkerung wird in den nächsten 20 Jahren noch wachsen und danach schrumpfen. Bei uns schrumpft sie eigentlich schon und sie schrumpft in Deutschland schon seit vielen Jahren. Aber das wird aufgefangen. Das wird aufgefangen durch Zuwanderungen. Wir haben eine kontinuierliche Zuwanderung, die sich leider Gottes immer wieder in großen Wellen bewegt. Manchmal sind es ganz wenige, also viel zu wenige, und dann sind es wieder viel zu viele. Aber auf die lange Sicht haben wir in Deutschland ein Privileg, dass wir ein, ja, einen Zuwanderungs- oder für die Zuwanderer ein interessantes Ziel sind. Und dieses interessante Ziel müssen wir erhalten. Im Moment zeichnet sich in der politischen Wirklichkeit so etwas ab wie: "Ja, die Ausländer, die bedrohen uns". In Wirklichkeit ist es genau das Gegenteil. Das ist das Problem, was wir in der Demografie nur schwer lösen können.
Alf: Das zweite große Problem in der Demografie ist die Überalterung, die die Zahlen, die Geburtenraten sind seit Anfang der oder Mitte der er Jahre stark gesunken. Wir haben in Trier, in der Stadt Trier, seit 1978 einen natürlichen Bevölkerungsverlust. Das heißt, es sterben jedes Jahr mehr Menschen, als auf die Welt kommen. Nun, dennoch ist die Bevölkerung in der Zeit von 95.000 auf 110.000 gewachsen. Und das ist einzig und allein auf Zuwanderung zurückzuführen. Noch 1980 waren nur 2,5 % der Trierer mit einer ausländischen Wurzel. Heute sind es 19,5 %. Das ist eine fast, sagen wir mal, eine Versiebenfachung. Das heißt, wir leben jeden Tag mit sehr, sehr vielen ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern zusammen. Unser ganzes System würde vermutlich nicht mehr so relativ reibungslos funktionieren, wenn wir nicht diesen Zuzug hätten. Vor allen Dingen das Problem des Alterns. Wir sitzen hier mit drei älteren Männern zusammen. Wir sagen bewusst älteren, nicht alten Männern. Dieses Problem der Überalterung, das Problem der Überalterung ist in Wirklichkeit gar kein richtiges Problem, sondern es ist eine große Chance. Corinna, es ist viel mehr. Wir müssen mit den Alten oder auf die Alten zählen.
Corinna: Ich glaube, wir haben gar keine andere Wahl, als auf die Alten zu zählen. Manchmal hat man den Eindruck, dass die allgemeine gesellschaftliche Diskussion ein bisschen anders verläuft und dass die Generationen ein Stück weit fast aufeinanderprallen. Wenn wir uns die aktuelle Rentendebatte anschauen beispielsweise, dann können die Jungen den Eindruck gewinnen, dass es immer mehr Alte gibt, und die Jungen müssen dann die Suppe auslöffeln. Aber vielleicht kommen wir später noch tiefer in diese Themen hinein, auch in die Fragestellung, wird Migration die Probleme der demografischen Entwicklung in Deutschland insgesamt lösen können, oder gehört nicht ein bisschen mehr dazu?
Corinna: Wir hatten jetzt am Anfang dieser Diskussion, und das ist auch nicht weiter verwunderlich, und das ist auch gut so, ist, glaube ich, eine der Stärken dieser Runde, dass wir den Fokus ein bisschen auf die Stadt gelegt haben. Wir haben von Dirk gehört, in welchem Umfeld, in welchem Stadtteil er lebt. Alf hat etwas dazu gesagt. Und unser zweiter Gast, Bernd Garth, hat eine andere Perspektive. Der hat die Perspektive auf die Dörfer hier in der Region. Und vielleicht können Sie uns mal berichten, wie sie eigentlich dazu gekommen sind, dieses Thema demografische Entwicklung zu Ihrem persönlichen Schwerpunkt in der politischen Arbeit zu machen.
00:12:21: Ja, Frau Rüffer, zunächst bedanke ich mich mal für die Einladung hier im Kreis der alten Männer, haben wir ja gerade gehört, sehe ich aber anders, werde ich dann auch noch natürlich erläutern. Ich fühle mich übrigens hier sehr wohl. Wir hatten Vorgespräche gehabt, die Linie stimmt, sind Gleichgesinnte, das muss auch so sein. Außerdem sagten Sie gerade, Herr Löwe Trier-Nord, problematisch - Also ich habe in der Schönbornstrasse jahrzehntelang gearbeitet und ich muss Ihnen sagen, diese Menschen waren mir lieber wie manch andere. Die sind ehrlich, sind einfach ehrliche Menschen. Auch die Trier-Wester sind ehrliche Menschen. Da weiß man, wo man dran ist, das ist ein wesentlicher Unterschied.
00:12:57: Ja, ich möchte auch mich so ein bisschen vorstellen. Also im Endeffekt Berater für behinderte Menschen. Ich bin gelernter Rohinstallateur, Baujahr 48, Nachkriegskind. Das heißt, ich bin eben auch entsprechend geprägt, bin von Vereinen großgezogen worden. Ganz einfach, Vater kam aus Stalingrad mit Lungensteckschuss. Da kommt auch mein Satz: Die Vergangenheit bewahren ist wichtig. Ein Volk, das seine Vergangenheit vergisst, hat eine schlechte Zukunft. Dabei sind wir aber zur Zeit, dass wir nicht mehr darüber nachdenken, wo wir herkommen. Wir haben 78, 80 Jahre Friedenszeit und wir haben eine Zeitenwende. Und die Zeitenwende ist tatsächlich eingetreten. Und das muss man kapieren. Aber Wohlstandsschleim hat Viele satt gemacht. Aber dazu vielleicht später mehr. Ja gut, und dann eben Berater für behinderten Menschen und Teamleiter bei der Agentur hier. Also ich habe viele Menschen am Beratungstisch gehabt, circa 40.000, jung und alt, ob Rollstuhlfahrer, psychisch krank oder Skelett- und Bewegungsapparateinschränkungen, einfach egal. Das heißt, eine große Erfahrung.
00:13:51: Und ich beschäftige mich also an sich mit dem Menschen an sich. Also das Alter ist bei mir relativ ganz einfach. Und Alter hat Potenziale. Wenn ich geboren werde, werde ich alt. Ganz einfach. So fängt das Ganze an. Und dann entwickle ich mich halt. Und da brauchen wir eine ganz andere Einstellung. Wir brauchen ein positives Denken in diesem Bereich. Das ist also sehr wichtig. Wir müssen positiv denken. Und da braucht es auf klarer Grundlagen. Das heißt also, wir sind ja eine Gesellschaft, die pathogen ausgerichtet ist. Wir haben Krankenhäuser und keine Gesundheitshäuser. Die Prävention spielt immer noch eine untergeordnete Rolle bei uns. Und jetzt komme ich einfach dazu, dass das Thema alt werden, demografische Entwicklung hängt natürlich sehr stark mit dem Thema Gesundheit zusammen. Also wie wir unsere Lebensqualität, wie wir unsere Lebensqualität gestalten, was dazu notwendig und erforderlich ist. Und das hängt natürlich auch mit Wissen zusammen. Wir wissen heute sehr, sehr viel. Wir wissen sehr, sehr viel, was wir tun können. Ich sage immer, wir sind Wissensriesen, aber Umsetzungszwerge, es fehlt uns einfach das Umsetzen, das Verstehen und Begreifen. Und da sollte man oder muss man natürlich ansetzen.
00:14:53: Ja, dann habe ich, habe ich mich noch, wie gesagt, dann bin ich natürlich in den Ruhestand gegangen. Und das muss man sich vor, muss man sich alles auf der Zunge zergehen lassen. Ruhestand, das ist ein totaler Unsinn. Ja, wir brauchen auch da eine ganz andere Einstellung. Sondern ich bin in die neue Freiheit gegangen. Ja, ich habe einen super schönen Job gehabt. Ich konnte viel bewegen, vielen Menschen helfen. Und dann habe ich meinen Ruhestand sauber vorbereitet mit dem Oberbürgermeister hier. Wir hatten einen Betriebsausflug organisiert. Der Herr Leibe war damals mein Chef. Und dann habe ich mir aber vorher schon die Planung gemacht. Ich war vorher schon ein halbes Jahr früher Ortsbürgermeister, weil meine Frau gesagt hat, willst du was tun? Bei uns bewegt sich nichts, bei uns tut sich nichts im Ort, willst du nicht mal was tun? Habe ich eine Nacht drüber geschlafen und war dann freier Bewerber und bin dann gewählt worden. 2004 war ich allerdings schon Vorsitzender vom Heimat- und Kulturverein, der neu gegründet wurde. Damals hat der Ortsbürgermeister Manfred Anoli dafür gesorgt. Er hat das auch schon erkannt, dass wir Gemeinschaft brauchen, weil die Gemeinschaft war am Boden. Das gibt es. Es gibt ja immer Entwicklungen in Dörfern. Ja, und dann fing ich da schon mit Projektgruppen an und habe das Dorf kennengelernt. Und dann 2009 war ich dann 10 Jahre Bürgermeister. Hab, wie die Frau Rüffer eben schon erklärt hat, das Mannebacher Mobilitätsmodell entwickelt, dass diese demografische Entwicklung aber alles einbezieht. Kinder, Jugendliche, demographische Entwicklung, wie man ein Dorf betrachtet, von den großen Herausforderungen aus gesehen. Und habe daraus das Mannebacher Mobilitätsmodell, - das Saarburger Modell entwickelt. Also Mannebach war klein, Saarburg ist größer. Und das ist zwischenzeitlich, sage ich mal, war ich auch bundesweit mit diesem Modell unterwegs und bin immer noch unterwegs. Das hat klare Grundlagen, jetzt noch mal zur demografischen Entwicklung zu kommen. Die Grundlage ist im Endeffekt unsere Lebensqualität, die Gesundheit, die ökologische und psychosoziale Gesundheit ist die Basis. Salutogenese, Gesundheitsentwicklung. Wir sind pathogen ausgerichtet. Und jetzt geht es darum, positiv zu denken. Salutogen, Aaron Antonowski. Will ich jetzt nicht näher ausführen, dann haben wir eine klare Stimme.
00:16:49: - Vielleicht den Begriff einmal erklären.
00:16:51: Kann ich einfach erklären. Saluto heißt Gesundheit, Genesis, Entwicklung. Aaron Antonowski hat eins gemacht: Er ist ein israelisch amerikanischer Medizinwissenschaftler gewesen. Und Aaron Antonowski hat israelische Frauen in der Menopause untersucht, die den Holocaust überlebt haben. Was hat er festgestellt? Diese Frauen haben deshalb überlebt, weil sie ihre Scheiß-Situation erkannt haben. Sie haben diese Situation erkannt, sie haben gesagt, wir helfen uns gegenseitig, wir unterstützen uns. Sie hatten ein ganz klares Ziel: Sie wollten leben und das haben sie auch geschafft. Das ist diese Denkweise, Salutogenese ist die Grundlage der Weltgesundheitsorganisation, der BZGA, der Landeszentralen für Gesundheit. Also das ist an sich diese Botschaft des positiven Denkens. Das versuche ich auch zu vermitteln in meinen Dorfaktivierungsprozessen, dass ich einfach sage: Wir müssen optimistisch sein, egal wie jung, wie alt, egal welche Schicksalsschläge einen einfach mal im Leben treffen, dass man trotzdem wieder aufsteht. Dass man aufsteht und sagt, ich habe neue Ziele. Und das ist so wichtig, gerade wenn man im Alter, wenn man alt ist, ich habe in meinem Gesundheitspunkt die Frau Kleinus, 89, und die kommt jeden Tag, auch jetzt kommt sie wieder zu Fuß von Beurig sind zwei 3 km. Und wenn ich sage, wie geht es, sagt sie, mir geht es gut, sie fühlt sich wohl, sie macht das, was sie tun kann. Und das sind für mich absolute Vorbilder. In Lampaden war jetzt ein 91-jähriger Landwirt bei dieser Veranstaltung Start up Kommune.
00:18:14: Und mit ihm habe ich mich vorher länger ausgetauscht. Er ist 34 geboren, hat die Kriege erlebt und sieht auch jetzt diese Entwicklung und sagt, ich habe das alles durchgemacht, ich finde das alles schlimm. Beklagt sich natürlich drüber, hat ein Riesenhaus, dass er €4000 im Jahr zahlen muss an Beiträgen. Er wohnt alleine, aber es ist ein Mensch für mich, wo ich sage, das war wieder ein Beispiel, wie man alt werden kann, optimistisch alt werden kann. Bis 85 bin ich noch mit wandern gegangen, jetzt geht es nicht mehr, jetzt muss ich langsamer machen. Dann sage ich, es hat alles seine Zeit. Genießen Sie diese Zeit, wo Sie auch langsam machen. Also wir brauchen eine, was das Alter anbelangt, einfach eine neue Philosophie. Alter hat Potenziale. Alte Menschen haben - alte Menschen, ich nenne es einfach so, wir reden nachher später vielleicht über hochaltrige Menschen, wann das anfängt. Alte Menschen haben Potenziale, das heißt Berufserfahrung, Lebenserfahrung. Alte Menschen machen im Berufsleben, erfahrene Menschen, machen weniger Fehler. Weniger Fehler, ja. Jüngere Menschen machen viele Fehler, Flüchtigkeitsfehler und auch große Fehler. Und das ist halt die Erfahrung, die man hat.
00:19:16: Und jetzt kommen wir einfach noch, eben ist angesprochen worden, Fachkräftemangel. Was ist denn eigentlich dabei, mal diese Grenzen freizulassen und einfach zu sagen, lass doch die Menschen so lange arbeiten, wie sie wollen, lass sie doch selber entscheiden. Wir werden zu sehr bevormundet, von oben bevormundet. Das fängt bei ganz oben an, das geht über die Mittelbehörden, die Landesregierung, geht runter bis zur ADD, geht hin bis zur Bezirksregierung, in die Verbandsgemeinde hinein. Menschen möchten sich frei entwickeln können und mit Kreativität, mit Freiheit schaffe ich viel mehr. Wir mit ständigen Vorschriften und ständigen Erlassen, das hemmt nur. Und das gilt eben auch für diese älteren Menschen. Ich habe kein Problem mit - jeder älteren Mensch, der sein Leben super gelebt hat und einfach sagt, ich bin jetzt im Ruhestand, der kann auch dreimal die Aida buchen, habe ich kein Problem mit. Jeder soll das für sich entscheiden. Aber jetzt gibt es eine klare Botschaft: Wenn ich aufhöre zu arbeiten, mein Gehirn nicht mehr zu bewegen, der Blutfluss nimmt ab, ja, hier oben in der Birne, hier, da passiert etwas, da fange ich an zu sterben und das wirkt sich aus auf meine Gliedmaße und irgendwann bin ich weg vom Fenster. Also die klare Botschaft ist die: Solange wie möglich aktiv bleiben, bewegen, arbeiten, sich vor allen Dingen interessieren, neugierig sein. Es gibt viele Hochaltrige in den USA, die sind 80, 90, die haben Werte wie 30-, 40-Jährige, die besuchen Studiengänge, die sind aktiv. Das sind so positive Beispiele. Alter, wie gesagt, ist relativ kalendarisch, biologisch, ganz klar. Aber wenn wir aktiv, wenn wir aktiv bleiben, aktiv sind in jeder Phase unseres Lebens, es gibt immer oben und unten, ist ganz klar, dann hat man eben auch ein gutes Leben, eine gute Lebensqualität. Und da kann man irgendwann auch mal sagen, ich habe wirklich, ich habe ein gutes Leben gehabt, das ist für mich in Ordnung.
Corinna: Das war jetzt ein klares Plädoyer und Dirk, glaube ich, du hast das Bedürfnis dazu jetzt was zu sagen habe ich gemerkt.
00:21:07: Ja, genau. Ich würde es jetzt nicht so groß formulieren, wie der Bernd das gemacht hat, sondern eher sozusagen an der Basis, arbeite gerne an der Basis mit den Menschen. Und von daher hatte ich mir überlegt, mit 63 schon aus der Jugendarbeit auszusteigen, weil ich auch da merkte, so langsam werde ich zu alt dafür für immer auf dem Fußboden zu übernachten, in Turnhallen und sonst was alles, große Freizeiten zu machen. Und habe mich mit 63, mit einem geringen Rentenabzug natürlich, verabschiedet und gesagt, ich muss mich jetzt anderen ehrenamtlichen Tätigkeiten widmen. Und da kamen halt auch hier die Grünen ins Spiel, sagten so, wir brauchen jemanden, der als Ortsvorsteher gerne hier mal kandidiert, obwohl ich gar nicht wusste, was da auf mich zukommt damals und wie viel Arbeit das ist. Das war mir dann, hätte ich es vielleicht nicht gemacht, aber jetzt mache ich es natürlich auch gerne und kandidiere nochmal. Aber das Entscheidende war nicht nur dieses Projekt, sondern es gab das Bürgerhaus Trier-Nord schon. Die hatten Kreise mit Migranten, Kreise mit Alten, wo man sagt, wir machen hier eine Nachbarschaftshilfe. Und habe bin ich direkt eingestiegen. Die Nachbarschaftshilfe kümmert sich um alte Menschen, die keinen haben, der sie betreut, die übrig geblieben sind oder einsam sind und einfach nur Hilfe brauchen. Das machen wir alle Ehrenamtlichen, das sind die jungen Alten, so wie ich, die dann halt gerade 60, 65 oder so sind, die natürlich noch 20 Jahre Zeit haben, sich um die Menschen zu kümmern, ehe sie selbst soweit sind. Und wollte auch in diesen Strukturen verstehen, wie das funktioniert. Und parallel dazu habe ich geguckt, wie das in Luxemburg funktioniert. Die sind uns in Weitem voraus. Sie haben in jedem kleineren Städten überall solche Club Aktiv Aktivitäten, Eist Heem heißt das dort, die bezahlt sind vom Staat und die auch ganz viel organisieren für alte Menschen, wo die sich treffen. Habe dort mitgekocht, bin mitgegangen und als Ortsvorsteher kam ich natürlich an viele Möglichkeiten dran. Es gab hier direkt im Stadtteil, den ich so gut kenne, auch Führungen auf dem Friedhof. Habe dann da gelernt und habe dann gesagt, okay, das kann ich gut machen, mit dem Friedhof fange ich mal an. Und natürlich hatte das.
Corinna: Was hast du da gelernt?
00:23:08: Wie man Führung am Friedhof macht, dass man nicht nur guckt, was gibt es da für Regeln, sondern was für Tiere leben auf dem Friedhof, also Füchse und der berühmte Bienenengel, der am Friedhof ist, wo also eine wilde Bienenschar drin ist, Bienenstock drin ist und solche Dinge. Dann welche Baumstruktur wir haben und was sich vor allen Dingen an der Struktur der Friedhöfe in den letzten 20 Jahren also geändert hat. Natürlich nicht mehr so viele Ganzkörperbeerdigungen, sondern mehr Urnen oder sowas wie ein Friedhofswald, auch innerhalb von Trier, wo man sich anonym bestatten kann und auch ohne große Kosten. Und das Gesundheitsamt, das war das Interessante, um nochmal, das habe ich gerade aufmerksam gehört, das Gesundheitsamt suchte Menschen, die Führung anbieten für alte Menschen, damit sie gesund bleiben. Dass man eine Führung oder einen Spaziergang macht, nicht länger als anderthalb Stunden, nicht sehr weit und alles behindertengerecht. Es gibt keine Stufen, nichts. Es muss auch immer eine Toilette in der Nähe sein, ganz wichtig. Es muss, wenn es geht, auch ändern, damit enden, dass Leute freiwillig danach noch einen Kaffee trinken, also was Gutes für die Seele noch tun und dass sie danach diesen Gang auch selbstständig machen können. Und da ich drei solche - Dann habe ich drei solche Spaziergänge entwickelt in Trier Nord, das ist das Maarviertel, das ist ein ganz altes Viertel in Trier, wo früher viele Gärtnereien waren. Und dann eben der Friedhof. Das ist bei den Senioren der beliebteste Spaziergang, weil sie halt auch eine ich ich habe immer eine Liste dabei. Was kostet welches Grab? Wie lange muss man darauf warten? Kann man alte Grabsteine auch kaufen oder mieten, die schon da rumliegen, die kaputt sind und, und, und. Gibt sehr viel spannende Diskussionen. Und dann eben der andere Spaziergang ist der durch den Nellspark, mein Lieblingspark, der größte übrigens von Trier. Größer noch als der Palastgarten, das wissen viele nicht. Und in diesem Park war sowohl wir als Ortsbeirat, ich als Ortsvorsteher, dann die Stadt und natürlich das Jugendamt viel involviert, den ersten inklusiven Spielplatz zu bauen, einen richtig großen Spielplatz, der auch jetzt fertig ist, geworden ist. Und dort erkläre ich gerne diese ganzen Dinge. Und die Spaziergänge sind weniger historisch über die Geschichte dieses Stadtteils, sondern mehr das was können, wie kann ich dort langgehen? Wo gibt es für mich eine Toilette? Was ändert sich in diesem Park oder im Friedhof in der heutigen Zeit? Wo finde ich Schatten, gerade wenn es sehr heiß wird im Sommer? Und das sind ganz andere Gesichtspunkte. Und wo können wir noch dran arbeiten? Auch die Senioren sich beteiligen, dass man sagt, so hier auf dem Weg, da brauche ich eine Wasserstelle, dort müssen Gießkannen hängen und da muss eine Wasserstelle sein, dass ich meine Flasche auffüllen kann. Und vor allem die Leute mit Rollstühlen, die also auch noch selbst fahren. Das ist sehr viel mehr geworden im Stadtteil, diese selbstfahrenden Rollstühle. Wo finden sie ein Café, wo sie mit dem Rollstuhl reinkommen und Toiletten, die nicht im Keller sind und solche Dinge. Und dann den Stadtteil oder die einzelnen Teile des Stadtteils so neu kennenzulernen. Wichtig war mir dabei, dass diese Prospekte, die ich mit dem Gesundheitsamt zusammen mache, dass sie im Prinzip nur in Trier Nord ausliegen und nicht Touristen oder irgendwer da reinkommt. Diese Führung, ich bin froh, wenn es nur 10 sind, manchmal werden es dreißig Leute. Das schaffe ich dann von der Stimme her nicht mehr, die zusammenzuhalten. Und weil ja auch unterschiedlich schnell gehen, Leute mit mit Rollatoren, die brauchen natürlich viel länger. Aber so mit 10-15 Leuten -heute Nachmittag ist noch einer um 2h wieder einer durch das Maarviertel, dass ich hauptsächlich zu 90 % Menschen aus Trier Nord habe. Deshalb liegt es nur aus im Bürgerhaus, in Gemeinschaftsräumen, in den Cafés, die wir noch in Trier-Nord haben. Dort liegt es aus und dann noch beim Seniorenbüro. Und in der Regel klappt das auch, dass es hauptsächlich Menschen aus Trier-Nord sind, die nachher diese Spaziergänge auch selber dann gehen können. Natürlich kommen dann immer noch Fragen: Können Sie das für uns auch noch machen? Also für das Bürgerhaus selbst, fürs Gesundheitsamt, für das Museum Simeonstift. Alle wollen natürlich auch diese Führung gerne haben und diesen Stadtteil mal anders kennenlernen. Mittlerweile habe ich jetzt den elften Spaziergang, mache ich jetzt auch noch während dem Wahlkampf. Und das Schöne daran ist, oder was mir Spaß macht, ist, dass man direkt mit vielen Menschen in Kontakt kommt, die man sonst nicht kennenlernt. Also es ist keine Blase, es sind ganz fremde Menschen, die da kommen, die dann auch mitkriegen, was macht so ein Ortsvorsteher, ist der nahbar? Was ist Politik vor Ort? Kein Mensch weiß was von einem Ortsberater, was sie machen können, was sie finanzieren können. Also z.B. im Nellspark habe ich den Schlüssel für ein Rautenschrauchpavillon, dort gehen wir rein. Den hat der Ortsbeirat, nicht ich alleine, sondern über fünf Jahre restauriert. Steht auch jetzt gerade in der Rathauszeitung drin, solche Dinge, wie man auch alte Dinge bewahrt, die die Stadt sonst verfallen lassen würde. Und dann kann man die besichtigen. Alles kostenlos. Das ist für die Menschen sehr nah und das macht mir auch Spaß, sehr nah mit den Menschen zuzuhören. Was interessiert sie? Sie können Fragen stellen unterwegs und daraus entwickeln sich immer völlig unterschiedliche Spaziergänge. Natürlich kommen auch Jüngere mit, nicht nur Senioren, das ist der größte Anteil, weil es ist Freitagsnachmittags, das heißt, da kommen auch manchmal Frauen mit Kindern oder Studenten dazu. Aber die Mehrheit sind natürlich Senioren über 60. Und sozusagen die sich dann auch engagieren wollen, dann sagen so, Herr Löwe, wo können wir sie unterstützen, was können wir machen? Wo können wir sie im Wahlkampf unterstützen? Also so toll, was sie hier machen. Das nehme ich natürlich gerne an dann. Und diese praktische Arbeit vor Ort in Trier-Nord ist für mich selbst auch sehr bereichernd, weil ich auch immer wieder ganz andere Lebensperspektiven dabei mitbekomme. Natürlich kommen auch hier aus dem Haus Menschen mit, die Migranten, migrantische Wurzeln haben, und mittlerweile hier in Trier angekommen sind. Und die Neuen, die noch nicht so viel Deutsch sprechen, versuche ich auch mitzunehmen, aber das klappt noch nicht so gut. Das ist noch ein weiteres Ziel.
00:28:44: Also ich finde das, was du jetzt hier erzählt hast, hier spannend, weil du machst ja an sich das jetzt, sage ich mal, jetzt gehe ich mal eine Stufe höher. Du setzt ja die Demografie Strategie des Landes Rheinland-Pfalz um, und zwar richtig praktisch und mit viel, sage ich mal, mit vielen neuen Gedanken und Ideen. Ja, das ist ja der Ansatz, den man braucht. Man braucht ja solche Menschen wie dich, die sich so kümmern. Nur man müsste dich also klonen lassen, weil das sind ja, das sind ja in unserer Gesellschaft sind es ja wirklich, ich sage, es gibt die Regel, es gibt Ausnahmen von der Regel. Wir brauchen viel mehr Menschen, die sich uneigennützig für andere Menschen einsetzen. Dieses Helfende, dieses Altruistische, was wir in uns haben. Wir sind Egoisten, das ist ganz klar. Das brauchen wir, sonst wird man nicht überleben. Aber einfach hier zu sagen, pass mal auf, das ist ja ein neues Spielfeld, was du aufgemacht hast, wo du selber Freude und Begeisterung spürst und sagst, guck mal hier, das bringt mir ja auch was. Also im Endeffekt machst du doch mit deiner Tätigkeit eins oder mit deinem, was dir Freude bereitet. Du stellst eine Win-Win-Situation her für beide Seiten. Und da muss es dann letztlich, letztlich eben auch hingehen. Aber das ist einfach in unserem Land, ich sage einfach von meinem Blick, ich reise ein bisschen durch die Gegend, ist es so, wir sind in diesem, ich sage immer, der Wohlstandsschleim hat uns zäh gemacht. Er hat uns auch die Augen zugemacht. Wir müssen mehr miteinander pflegen. Wir müssen einfach gucken, dass wir also mehr Gemeinschaften bilden, dass wir das zurückgewinnen, was wir ja auch noch permanent verlieren. Wir haben seit 21, glaube ich, 16.000 Vereine haben im Land dicht gemacht. Und diese Gemeinschaften sind von zentraler Bedeutung. Einfach zu sagen, man trinkt einen Kaffee zusammen. Und es gibt ja eben auch neue Formen, die man suchen kann. Ich sage immer, wenn wir, wenn ich jetzt keine Gaststätte, keine Kneipe mehr im Dorf habe, soll man jetzt resignieren und sagen, es ist so, wo gehen wir denn noch hin zum Frühshop und wo diskutieren wir noch politisch? Wo setzen wir uns doch noch auseinander? Nirgendwo mehr? Ja? Sind wir am Verblöden? Ja, dann machen wir doch einfach mal eins. Ihr habt einen Raum, nehmt es doch mal selber in die Hand. Jeder bringt etwas mit. Man muss nicht immer bespaßt werden. Da bringe ich halt mein Bier mit, mein Wein mit, mein Wasser mit. Es geht darum, dass man zusammensitzt, miteinander kommuniziert. Wenn das mal einer in die Hand nimmt und es spielt sich ein, dann wird jeder feststellen, dass man Mehrwert hat, dass es einem was bringt. Also die Lokalitäten sind weggefallen, die Geschäfte fallen weg. Das sieht man einfach. Es gibt noch, da funktioniert es noch. Nur der Trend ist einfach ein anderer. Es ist ein anderer Trend. Und da braucht man auch noch mal neue Formen der Begegnung. Ich finde den Ansatz richtig gut, wenn das am Anfang so ein bisschen auch schockierend klingt. Ich mache Friedhofsführungen. Ich finde das spannend. Ich gehe also wenn ich im Urlaub bin in Österreich, Schweiz, gehe ich auch immer auf den Friedhof, weil das ist eine ganz andere Kultur, was man da sieht. Es ist schon etwas, was dazugehört. Und wenn ich in dieser Lebensphase bin, beschäftige ich mich damit. Das sind Gespräche, die ich mit meiner Frau schon vor zwei, drei Jahren geführt haben. Was passiert mit uns? Ja, ganz einfach. Ich weiß, wo ich lande, das haben wir jetzt schon festgelegt und ich weiß nicht, wann es ist. Kann heute sein oder in 10 Jahren. Aber das sind wichtige Gedanken, die zum Leben einfach dazugehören. Finde ich einen tollen Ansatz.
Alf: Ja, also ich bin begeistert. Es klappt ja richtig gut hier. Also zwei Profis, die sich wirklich vor Ort richtig um das kümmern, was wir Theoretiker immer nur so im Kopf herumwälzen. Und hier sehen wir zwei Leute gleichzeitig am Tisch, Corinna, die sich intensiv vor Ort, ganz, ganz intensiv damit beschäftigen. Also ich bin ganz begeistert. Dirk, ich habe an dich aber noch eine weitergehende Frage. Du hast sehr viel erzählt über das, was du vor Ort machst im Bereich der Alten. Ich sehe das wirklich so, Trier-Nord ist nicht überaltert, weil Trier-Nord hat sehr viele junge Neusiedler, sage ich mal im weitesten Sinne. Man hat den Stadtteil sehr stark verdichtet. Es gibt eine Vielzahl von Einrichtungen auch die für junge Leute geeignet sind. Eine davon in der Engelstrasse, wo du dich auch am Rande um junge Migranten kümmerst. Das hätte mich jetzt wirklich mal noch dazu interessiert. Kannst du dazu vielleicht noch zwei, drei Sätze sagen oder hat sich das mittlerweile aufgelöst? Das war ja nicht ganz unumstritten.
00:32:47: Stimmt, das ist ein ganz anderes Thema. Eines meiner schwierigsten Thema als Ortsthemen, als Ortsvorsteher, die ich hatte, weil es da sehr komplex und sehr schwierig war. Also es war klar, also in Trier-Nord ist ja die Aufnahmeeinrichtung für Flüchtlinge und die ist sehr groß. Und dadurch sind hier vor allem im Nells Park auch sehr viele Ausländer gewesen, während Corona sehr viel auch draußen natürlich, was für den Park und die Bewohner in der Umgebung nicht so einfach war. Und dann kam noch dazu, dass eben in den letzten zwei Jahren sehr viele jugendliche Geflüchtete auftauchten und das Jugendamt natürlich gesagt hat, die müssen getrennt untergebracht werden, wenn sie traumatisiert sind. Und das sind Jugendliche zwischen 13 und 20. Und dann war klar, die müssen auch irgendwo untergebracht werden. Jetzt ist die Waschmaschine, die Kaffeemaschine macht krach.
00:33:35: Gut, auf jeden Fall, es gab ein Problem. Wo werden die untergrbracht, das Jugendamt tatsächlich ein stillgelegtes Hotel gefunden, was sie angemietet haben mit dem roten Kreuz zusammen, um dort bis zu 17 Jugendliche unterzubringen in der Engelstraße, direkt neben dem Jugendzentrum, wo ich gearbeitet habe und wo auch viele Protestanten noch in Häusern drumherum wohnen. Und in der Engelstrasse ist es sehr eng. Und das kam dann natürlich innerhalb von einer Woche ist das dann explodiert, weil die Jugendlichen, die dort waren, wussten gar nicht, wo sie sind und wie sie sich benehmen müssen. Klar, woher sollen sie es auch wissen? Und die Anwohner sind sozusagen ausrichtig ausgerastet, was da jetzt passiert. Es war Ramadan, die Jungen haben abends angefangen ab 10 Uhr zu telefonieren, laut auf der Straße zu kochen, Pizza zu machen und so weiter. Es war laut, es haben auch jugendliche Mädchen, die dann auf der Straße nach Hause wollten, sozusagen angebaggert, wie man das von Trier sagt. Und alle diese Probleme tauchten natürlich sofort auf. Und die Stellen der Sozialpädagogen, die sich um die Jugendlichen kümmern, waren nicht voll besetzt. Es war nachts dort nur ein Security Service, um aufzupassen, dass die Einrichtung selber nicht angegriffen wird oder die Jugendlichen. Und natürlich gab es sofort einige Trier-Norder haben mich angerufen und haben gesagt, das geht so nicht, Herr Löwe, wieso wird das überhaupt über unseren Kopf entschieden? Und diese Junglichen benehmen sich unmöglich, unsere Töchter leiden und unsere Lebensqualität leidet darunter. Menschen, die im Homeoffice arbeiten, Krankenschwestern sagten, hier ist immer Krach, ich kann nicht mehr schlafen, die schmeißen den Müll auf die Terrasse und und und. Das rote Kreuz hat dann mit dem Jugendamt und mir haben wir mehrere lange Gespräche gehabt, weil das Problem ließ sich nicht so einfach mehr lösen. Und Anwohner haben teilweise wirklich unverschämte Dinge geschrieben, dass da hatte einen Jugendlicher, weiß ich nicht, 13, 14 Jahre alt, der hat nachts einen epileptischen Anfall gehabt. Und dann kam Polizei und Rettungsdienst natürlich und dann ist ein Anwohner rausgegangen, hat den Rettungsdienst, den Arzt angeschrien, hauen sie ab, bringen sie ihn sofort auf den Friedhof und das können sie auch wegen mir filmen, ist mir egal. Es waren wirklich furchtbare Szenen und so genau wusste ich auch nicht, wie es da rauskommt. Wir haben dann mehrere Treffen gemacht mit dem roten Kreuz und so. Die Stellen müssen jetzt besetzt werden, es muss nachts eine Aufsicht da sein, die pädagogisch gebildet ist und nicht nur Security. Die müssen den Jugendlichen in allen Sprachen sofort Verhaltensregeln geben. Wie habe ich mich hier in Deutschland einer Frau oder einem Mädchen gegenüber zu verhalten? Und wir haben das dann, sag ich mal, innerhalb von drei, vier Monaten mehr oder weniger auch hingekriegt. Der Kicker darf nicht an der Wand stehen, wo die Krankenschwester schläft, der muss zur Einfahrt hin, an solche ganz einfachen, praktischen Dinge, dass sie nicht, dass sie Kopfhörer kriegen oder Turnschuhe, hat der Ortsbeirat. Wir haben ihnen Turnschuhe besorgt, dass sie auf den Bolzplatz gehen. Wir haben drei Bolzplätze hier, dann können die Betreuer mit den dahin, da können sie sich austoben. Und diese Zusammenarbeit hat dazu geführt, dass es sich jetzt weitgehend beruhigt hat. Ich hatte natürlich Angst, es gab auch andere Schmierereien gegen das Heim, dass die AfD da aufspringt oder der NPDler, den wir in Trier-Nord haben, dass das sofort nutzen. Die haben es auch versucht in der Kneipe, dass sozusagen die Bevölkerung aufzuwiegen gegen diese Einrichtungen. Und ich habe mich dem zum Gespräch gestellt, auch in dieser Kneipe. Dann wollte natürlich keiner mit mir reden, weil sie wussten, dass ich eine andere Einstellung hatte. Und mit solchen Menschen wollen sie einfach nicht reden. Das ist nicht einfach. Das Problem ist auch noch da, existent. Aber ich bin mal gespannt, wie es sich dazu bei der Wahl aussieht.
Alf: Aber das heißt doch letztendlich auch solche Probleme lassen sich vor Ort lösen, wenn man engagiert darauf zugeht. Und das finde ich, das ist einfach bemerkenswert. Und das hat auch mit Demografie zu tun. Das ist ein großer Teil dessen, was uns zurzeit beschäftigt, dass man also eine diffuse Angst schürt, die vor Ort eigentlich relativ gut lösbar ist oder zumindest mit dem notwendigen Engagement lösbar ist. Und das finde ich toll.
00:37:35: Naja, wir sind ja, wir sind ja jetzt, wir stellen ja jetzt eins fest, es gibt ja immer Querverbindungen, demografische Entwicklung, dann das Thema Gesundheit. Und hier haben wir jetzt das Thema der Migration. Das Thema der Migration hätte, das ist ja, das Land ist am Zerreißen. Das muss man ja mal einfach sehen. Und da möchte ich eins sagen, da muss man sich mit der Herkunft des homo sapiens mal beschäftigen, wo wir alle herkommen. Ganz einfach.
00:38:00: Muss man einfach mal klarstellen.
00:38:02: Wir sind alle Migranten und ich als Saarländer sowieso, muss man einfach mal klar feststellen. Also das ist so, das ist eine, eine, ich sag mal so eine idiotische und dumme Auffassung, die innerhalb der Bevölkerung so verbreitet ist. Ich möchte einfach noch mal darauf hinweisen, die meisten wissen das gar nicht. Viele ausländische Mitarbeiter, die heute eingedeutscht, Menschen, die heute eingedeutscht sind, haben dieses Land mit aufgebaut. Wir hatten in den 70er, 80er Jahren Anwerbekommissionen gehabt in Portugal, in Spanien, Jugoslawien, in Italien und haben dort Menschen angeworben, die hier im Stahlwerk gearbeitet haben. Das waren Portugiesen, wir haben italienische Frauen, Männer am Bau gehabt. Also das ganze Spektrum. In der Kur gen in Konz haben Türken, Jugoslawen gearbeitet. Es gab die einen oder anderen Konflikte, gibt es immer, die gibt es aber auch zwischen uns Deutschen. So ist das immer, wenn man die Dinge so herausstilisiert, dann funktioniert Zusammenleben nicht. Also da braucht man einen anderen, einen besseren Blick. Letztendlich gehören wir alle zusammen. Ja, also da plädiere ich dafür. Und ich hatte in Mannebach, in dem kleinen Dorf 11 Nationen gehabt und in Wincheringen haben wir 42 und in Luxemburg haben wir 280. Das sind unzählige Diskussionen, die geführt werden, die natürlich von gewissen Seiten entsprechend befeuert werden, um politisches Kapital daraus zu schlagen. Aber wir sind doch 2024, nicht 1908, ja. Also da muss man einfach mal darauf hinwirken, wenn wir so eine Linie weiterfahren, wenn wir diesem Gedankengut folgen, dann haben wir tatsächlich Probleme mit unserer demokratischen Grundordnung. Das ist einfach so.
00:39:36: Ja, ich wollte noch kurz ergänzen, also die Probleme, da hat Alf recht, lassen sich auch lösen. Es ist ein schwieriges Unterfangen, aber dort wurden z.B. dann auch migrantische Sozialpädagogen eingestellt aus Marokko und anderen Ländern, die auch Muslime sind, die die Situation der Jugendlichen eher verstehen und auch mit denen anders kommunizieren. Ich bin selber oft in diese Einrichtung selber gefahren, habe geguckt, was braucht ihr denn tatsächlich an Finanzmitteln, weil immer nur bezahlt wurde, das was Flüchtlingen zusteht und nicht mehr eben z.B. keine Fußballschuhe, keine Trikots oder sowas. Und dann zu gucken, wo kann man, wo können die andocken. Die Jugendlichen konnten dann andocken an die ehemalige Jugendarbeit des Exhauses, die jetzt in der Geschwister-Scholl-Schule ist, sodass sie dort am Bolzplatz auch andere Jugend treffen können, abends bis teilweise bis 12 Uhr in diese Jugendeinrichtung gehen, sind dann nicht in ihrer Einrichtungen eingeschlossen, sondern können da auch die anderen Angebote der Jugendarbeit wahrnehmen. Und diese Vernetzung führt dann dazu, dass sie auch andere Möglichkeiten haben, sich in der kurzen Zeit, sie sind ja immer nur eine kurze Zeit hier in dieser Einrichtung, dann werden sie ja verteilt über das ganze Land auf die Dörfer, dass sie da schon mal viele Dinge lernen können und mitmachen können und nicht da isoliert sind, weil wir können sie ja nicht in den Wald schicken, was manche Anwohner natürlich sagen, schickt die sonst wohin. Aber Trier-Nord ist ein großer Stadtteil und kann das auch verkraften. Man muss halt sich wirklich nur gucken, wie kriegt man das strukturell hin. Und das ist da, sie liegen die Lösung in den Einzelheiten und da muss man sich auch drum kümmern. Und ich habe gemerkt, in dem Fall ist es halt sehr schwierig. Bei den Senioren ist es ein bisschen einfacher, neue Strukturen zu schaffen. Man kann es schaffen. In der Jugendarbeit hatte ich aufgehört. Da waren 41 ehrenamtliche Mitarbeiter in der Jugendarbeit auf dem Höhepunkt. Und bei den Senioren ist es auch so, dass wir tatsächlich Menschen, die über 60 sind, jetzt immer mehr gewinnen können. Die tatsächlich sagen so, wir müssen uns auch selbst um unser eigenes Alter und das Altern der anderen kümmern und die Probleme anpacken. Und das wächst und wächst tatsächlich in Trier Nord, weil es tatsächlich auch noch viele eine sehr gute Mischung in Trier-Nord gibt. Also Trier-Nord, gebe ich dir recht, überaltert nicht. Wir haben sehr viele Einrichtungen hier, auch Altersheime, die natürlich alle voll sind. Aber wir haben auch natürlich noch zwei neue Mehrgenerationen-Projekte, die angefangen haben. Das sind auch ältere Menschen, die sagen, wir suchen hier ein Gebiet und würden gerne irgendwo was bauen. Und Trier-Nord hat Nachverdichtungspotenzial. Das ehemalige Grünflächenamt z.B. ist so ein Potenzial, wo ich jetzt versuche mit Mut e.V. Das ist dieser Verein, dass die dort auch ein etwas anderes Projekt mit auch mit Betreuung, mit Pflege und so weiter aufbauen, wo man erst selbstbestimmt wohnt und dann nachher in die Pflege reinkommt. Von daher, da sehe ich unglaublich viel Potenzial im Stadtteil, viele Flächen, wo man solche Dinge noch realisieren kann und auch Menschen, die wirklich Lust haben, aktiv mitzuarbeiten. Das ist richtig schön. Deshalb, ich beschränke alles auf diesen Stadtteil. Ich gucke nicht viel weiter hinaus, weil das fordert mich schon genug und versuche da in diesem Stadtteil, was sozusagen mein Stadtteil als Ortsvorsteher auch ist, mein kleines Königreich, wo ich was bewirken kann, da zu bleiben. Die anderen Dinge, nämlich -
Alf: So klein ist das nicht. Das ist das größte Königreich in Trier. Nord ist der einwohnerstärkste. Größer als Konz -
00:42:50: 15.000 Menschen.
Alf: Okay, okay. Bisschen kleiner.
Corinna: Da hast du auf jeden Fall ausreichend ausreichend zu tun.
00:42:57: Da kann ich mich austoben, ja.
Corinna: So, aber wir stellen fest, also auch so an der Demografie am Tisch, dass ältere Personen, ich glaube, das kann man auch ganz grundsätzlich sagen, die Politik zu dominieren scheinen. Ja, und manchmal erscheint es so, dass die Themen der Alten im Vordergrund stehen, auch wenn sie nicht gelöst werden. Aber zumindest ist da einiges in Bewegung. Und wenn ich auf diesen Stadtteil schaue, dann denke ich natürlich ans Exhaus, also an eine ganz wichtige Einrichtung der Jugendkultur, die nicht gepflegt worden ist. Das Exhaus ist eine tolle Einrichtung, die alleine vom Gebäude her vergammelt, dahin siecht und mutmaßlich nicht mehr als Einrichtung der Jugendarbeit genutzt werden kann in Zukunft. Wie sehen Sie das? Sie beide? Du, Dirk? Ja, also wie viel Einfluss haben die Alten auf die Politik und wie viel Rolle spielen die Interessen der Jungen eigentlich?
00:44:04: Also ich würde gern, ich würde gerne den Großen mal was dazu sagen und dann natürlich runterbrechen auf den Insider hier, auf dich, der ja das alles kennt und dann zu Exhaus was sagen kann. Also jung und alt gehören zusammen. Das ist eine klare Botschaft. Also wenn wir immer dieses Thema der demografischen Entwicklung im Blick haben und sehen dann immer nur,das älter werden. Ich muss anfangen, wo die Jugend ist. Das wichtigste, was wir haben, sind unsere Kinder. Also bitteschön, wir müssen uns um die Kinder kümmern. Und da sieht es ja übel aus. Wir haben über 700 Kinder in Armutsverhältnissen in Rheinland Pfalz. Bundesweit sind es 2,3 Millionen. Das ist an sich für so ein reiches Land eine Schande. Man muss gucken, dass man für seine für seine Kinder was tut. Im Bereich der Gesundheit: Jedes vierte Kind ist adipös. Ganz einfach, muss man so sehen. Und 10 % unserer Schulkinder, gibt es Statistiken der Kassen, sind psychisch krank. Da müssen wir mal gucken, dass das wertvollste Gut, das wir haben, nicht vergammelt. Ganz einfach, sondern dass wir den Fokus auf die Kinder legen. Und da gehören natürlich Einrichtungen dazu wie das Exhaus. Ich habe das nur so ein bisschen am Rande verfolgt. Dein Königreich ist ganz klar. Ich finde den Ansatz auch gut, das da zu machen und richtig zu machen, wo man es macht. Das ist, denke ich, ein richtig guter Ansatz. Aber mit dem Exhaus habe ich also eben auch verfolgt, in so einer Stadt und in Trier-Nord braucht man Stätten für Kinder und Jugendliche, wo sie sich treffen, wo sie zusammen spielen, wo sie was entwickeln, wo sie kreativ sind.
00:45:32: Ja, das stimmt. Wir haben das, glaube ich, auch weitgehend geschafft. Also das Exhaus ist sozusagen ersetzt an verschiedenen Orten jetzt. Die Aktivitäten laufen weiter, nicht alles, aber das meiste. Also das Fanprojekt mit der Eintracht läuft weiter, die Betreuung der ausländischen Jugendlichen läuft weiter, die Jugendarbeit findet auch statt, das Integrationsprojekt bzw. die Internetführerscheine, das läuft alles weiter, wird auch finanziert vom Jugendamt weiter. Nur nicht alles mehr im Exhaus, sehr ortsbereit. Wir haben uns lange damit beschäftigt. Es ist lange links liegen gelassen worden von der Stadt und Stadtverwaltung, das ordentlich zu renovieren. Von daher gibt es einen riesen Renovierungsstauch und die Zahlen sind sehr unterschiedlich zwischen 10 und 20 Millionen. Es gibt da keine vernünftige Grundlage, bis jetzt nicht. Und es gibt auch viel Streit im Stadtrat deswegen. Und es gibt diese Exhaust Initiative Exhaus bleibt!, die sich sehr engagiert darum kümmern, das weiter zu erhalten. Wir haben im Ortsbeirat gesagt, also erstens, es wird nicht verkauft, es bleibt in städtischem Besitz. Es soll wenn dann verpachtet werden weiterhin an neuen Verein oder neue Nutzer. Das zweite ist, es soll auch renoviert werden. Das dauert natürlich lange. Wir wollen deshalb absichern, dass in dieser alten, maroden Schule mindestens für fünf Jahre die Jugendarbeiten alles erhalten bleibt, was dort stattfindet. Die vier Teile des Exhauses, die Jugendkulturarbeit, das war sozusagen das, was ein bisschen hintenüber gefallen ist, die konnte nicht ins Stadtzentrum reinziehen, aus unterschiedlichen Gründen.
Corinna: Kannst du das mal erklären, was Jugendkulturarbeit konkret bedeutet?
00:47:04: Also was früher im Exhaus war, waren sehr viele Konzerte, die dort stattgefunden haben, Bands, die dort proben und andere kulturelle Projekte, nicht nur Musik. Das hat sich verteilt und haben sich neue Gruppen gegründet, wie die Kulturkarawane, Kulturgraben, Bühne 1 und so weiter. Die haben jetzt ein eigenes Projekt, zum Glück auch in Trier Nord, wie davor, dass sie, nachdem es den Schiessgraben nicht gibt, als wäre das Gebiet im Stadtzentrum gewesen. Das hatte ich auch bevorzugt, hat sich aber, gab es zu viele Einschränkungen bezüglich des Lärms. Jetzt gibt es die Möglichkeit, hier hinter unserem Haus ist der Studententurm, da ist unten ein riesiges Café raus, das Post Signor. Und dort gäbe es die Möglichkeit, wenn die Miete nicht zu hoch wäre, dass eben alle Kultureinrichtungen dort reingehen, des ehemaligen Exhauses, das mieten. Der Vermieter will noch sehr viel Geld dafür haben für die 800 Quadratmeter €7000 monatlich. Das ist noch so ein bisschen der Knackpunkt. Ich hoffe, dass das klappt, weil dann hätten wir auch die gesamte Kulturarbeit und das Jugendcafé in Trier-Nord und die Jugendarbeit erst mit der Geschwister-Schollschule. Das Ziel soll schon sein natürlich, dass das Exhaus irgendwann renoviert ist und dort die meisten Teile der Jugendarbeit, die dann noch bestehen, hoffentlich, dort wieder unterkommen, weil das natürlich durch diese verschiedenen Orte nicht alles aufgefangen werden. Das Bürgerhaus Trier-Nord fängt noch viel auf, macht ja viel Jugendarbeit, ist auch das sozusagen, was der größte Antragsteller im Ortsbeirat ist, was Finanzen angeht, egal ob die Räume renoviert werden oder sie neues Spielmaterial brauchen. Aber alle diese Dinge zusammenzubringen, zusammenzuführen und zu gucken, dass sozusagen die gesamte Altersstruktur, die wir haben und auch die Struktur mit Migrationshintergrund und den Bewohnern hier von Trier-Nord, dass das weiterhin klappt. Das ist eins der wichtigsten Aufgaben, die ich so sehe, wo ich immer versuche, das zusammenzubringen, zu gucken. Es gibt viel Potenzial in Trier-Nord, was noch da ist. Was nicht verschwunden ist. Also auch das Exhaus ist nicht komplett verschwunden. Wir haben hier nebenan in der Thyrsustrasse auch noch den Bunker, wo 30 Gruppen proben könnten. Das ist der Rest vom Exhaus, der auch übrig geblieben ist, ist jetzt das Musiknetzwerk. Sie arbeiten weiter und haben den Bunker mehr oder weniger kostenfrei, müssen nur die Betriebskosten zahlen. Von daher ist es alles noch vorhanden. Man muss nur gucken, dass es wieder in Zukunft in vernünftige Strukturen kommt. Und das ist der Knackpunkt. Das muss der Stadtrat letztendlich entscheiden. Da gibt es verschiedene Vorstellungen, auf die ich als Ortsvorsteher nicht so viel Einfluss habe. Aber bei was hier in Trier-Nord weiter finanziert wird oder stattfindet, da habe ich natürlich Ideen und Einfluss und bringe das in jedem Gremium ein. Und das betrifft ganz viel die Demographie, um eben diese Jugendarbeit mit Kindern, mit Jugendlichen und älteren Menschen, das immer zusammenzuhalten, auch dass die älteren Menschen verstehen, was die Bedürfnisse der Jugendlichen sind. Die kann man nicht einfach, so wie du sagst, Corinna, alles hier auf die Alten konzentrieren. Auf keinen Fall. Das wäre ein großer Fehler.
Corinna: Und haben denn Jugendliche auch hier im Stadtteil genügend Möglichkeiten, sich zu beteiligen an den Entscheidungen? Also wenn ich mir so den Altersdurchschnitt im Stadtrat angucke. Also es ist gut, wenn alte Leute verstehen, was Jugendliche wollen, aber es ist natürlich noch besser, wenn Jugendliche selber mitentscheiden können, tatsächlich in eine Entscheidung mit einbezogen werden. Ist das ausreichend so?
00:50:28: Ja und nein. Also sag mal, das Jugendparlament ist nicht ausreichend, das ist vielleicht ein bisschen abgehoben, da nehmen wenige Jugend aus Trier-Nord teil und auch die Interessen des Jugendparlamentes werden auch oft nicht ernst genug genommen. Viele Dinge, die die schon seit 10 Jahren fordern, dass beobachte ich in der Jugendarbeit oder habs beobachtet, werden einfach nicht ernst genommen. Aber im Kleinen, im Konkreten findet es statt. Hinter mir wird gerade ein Transparent, das große i gemacht und das große i ist ein Bestandteil eines riesigen Transparenz, was das Bürgerhaus zur Eröffnung zu einem Sommerfest im September ausrollen wird. Das geht über vom ganzen Dach bis nach unten und alle verschiedenen Gruppen, also hier, das i malt jetzt meine Tochter mit anderen Jugendlichen, alle beteiligen sich dran. Alte Menschen, ausländische Menschen, die flinke Nadel, Menschen, die nähen im Bürgerhaus und da wird zusammengearbeitet. Das heißt dann nachher, Nord lässt sich nicht spalten, wird da draufstehen auf diesem Transparent. Das ist eine riesige Gemeinschaftsaktion, weil wir auch noch aktive, künstlerisch betätigende Jugendliche haben, die hier sozusagen aktiv sind. Und das ist so meine Hoffnung, dass die Jugendlichen sich da überall auch noch einklinken und auch alte Menschen und dann immer sich das gegenseitig in irgendeiner Form befruchtet und sie mitkriegen, was machen die, was können die. Aber natürlich können auch alte Menschen auch ein Transparent malen. Von daher ist das meine Hoffnung, dass es klappt und auch, dass die Jugendlichen ihre Wege finden. Es gibt Jugendliche, die sich engagieren in Trier-Nord, sehr viele, die auch Demos mitorganisieren, die an Aktionen teilnehmen und sozusagen, dass die miteinander kommunizieren, also Ältere und Jugendliche. Das ist eins der schwierigsten Probleme, weil jeder hat so seine Blase, mit der er gerne rumgeht oder rumhängt oder sonst was macht. Und klar, die alle Menschen wollen die Musik der Jugendlichen nicht hören, die Jugendlichen auch nicht die Schlager der Alten. Das ist nicht so einfach, aber es gibt überall Berührungspunkte. Und das sozusagen das Verständnis zu wecken für die Interessen, was alte Menschen haben, einfach auch andere Interessen, was Einkaufen und sonst was angeht oder mit Technik hier umzugehen, das ist für Jugendliche einfacher als für mich z.B.; dieses Verständnis immer herzukriegen und dann zu sehen, aha, und diese Menschen wahrzunehmen, das ist richtig schön.
Corinna: Das ist toll. Und jetzt haben wir ja gelernt, dass Trier-Nord ein eher junger Stadtteil ist, also wo wir eigentlich dieses Problem immer mehr Alte und immer weniger Junge gar nicht so sehr haben. Das ist, glaube ich, in Mannebach anders und in vielen Dörfern hier in der Umgebung. Wie schaffen sie das auf dem Land, die Jugendlichen mit einzubeziehen?
00:53:10: Also es ist einfach so, man muss sich, wenn ich also mit einer Dorfentwicklung beginne, dann schaue ich mal die Statistik an, also mal ein Tipp: rlpDirekt, bekommen sie die Statistik jetzt vom März, sehen sie ganz genau, wie die Altersstruktur aussieht. Und da ist eben eine klare Entwicklung festzustellen. Ausnahmen gibt es immer, dass wir rund 40 % über 60-Jährige haben, darunter auch viele Menschen über 80. Also man kann dann, sagen wir mal rechnen, bei einem Dorf von 400 Einwohnern haben sie 20, 22 über 80-Jährige, mal einen 90-Jährigen dabei. Und je mehr sie also - Bad Salzig z.B. 2400 Einwohner, bin ich jetzt aktiv, da steigert sich das Ganze, potenziert sich das natürlich, das ist vollkommen klar. Die guckt man sich dann an. Das soll ein sich nicht sein, das ist mein Handy. Moment, machen wir mal aus jetzt.
Corinna: Das ist ein Pausenfüller.
Alf: Genau.
00:53:58: Das war ja so an sich beabsichtigt, weil wir sind schon lange unterwegs.
00:54:07: Das ist ein ehemaliger Bürgermeister von Oberstadtfeld.
Alf: Jetzt angerufen?
00:54:11: Ja
Corinna: Der Ärmste.
Corinna: Genau, das lassen wir drin, da schneiden wir nicht raus.
Alf: Jetzt hat er gemerkt, dass er weggedrückt wurde.
00:54:18: Er war Abteilungsleiter im schönfelder Hof, Koch des Jahres 1995 in Deutschland. Und hat in der Nationalmannschaft gekocht, hat sich sehr viel um Menschen mit Handicaps gekümmert, war als Bürgermeister sehr aktiv, auch in Oberstadtfeld in der Eifel. Dort gibt es einen ganz interessanten Prozess, der ja so vielen rechts und links nicht bekannt ist, den Wegeprozess Wandel erfolgreich gestalten, auch mit ganz klarem Schwerpunkt demografische Entwicklung, weil der Werner Klöckner einfach festgestellt hat, wir sind eine ältere Bevölkerung, bei uns ist nichts los, wir müssen etwas tun. Und hat dann ein ganz tolles Konzept, das vom jetzigen Verbandsbürgermeister Zschäpe auch weitergeführt wird. Die haben sogar Kräfte dafür eingestellt, dass ist ja das, was ich anstrebe, für Nachhaltigkeit zu sorgen, mit professionellen Strategien.
00:55:05: Ja gut, also diese Frage war ja, wie komme ich an Jugendliche ran? Das ist immer das schwierigste Thema. Das schwierige Thema ist, Kinder ist nicht das Problem, aber Jugendliche ab einem gewissen Alter, 14, 15, vielleicht schon ein bisschen früher, da ist eine andere Interessenlage, da bist du ein prädestinierter Fachmann. Und das sind schon die Schwierigkeiten. Da mache ich immer als Dorfentwickler sehr viele Gedanken darüber. Und wenn ich mich so ein bisschen umsehe und sehe, dass jetzt gibt es auch schon, mein Ziel ist es also mal eine Dorfschule analog und digital auf den Weg zu bringen. Da geht es auch um Wertevermittlung letztlich, weil das, was in der Schule heute vermittelt wird, das kann man natürlich auch betrachten, das ist ja oft noch mit frontal und und und und ist nicht unbedingt das. Es gibt tolle Schulsysteme, aber die üblichen Schulsysteme vermitteln diese Dinge nicht mehr.
00:55:54: Also 6x7 können nur noch wir rechnen. Das ist einfach so trendy. Und ich sage, wir brauchen die Kinder und die Kinder, Jugendliche brauchen also Basics, die brauchen also Grundlagen. Da geht es um Respekt, Toleranz, da geht es um Teamfähigkeit, diese Auseinandersetzung, sich auseinanderzusetzen. Und das kann ich nicht mit meinem Gameboy oder da kann ich mich nicht auseinandersetzen, sondern: Wie schaffe ich diese Gemeinschaften? Und jetzt komme ich zu dem Punkt, und da gehören jung und alt zusammen. Also der ältere Schreinermeister oder die älteren, die Berufserfahrung haben im handwerklichen Bereich. Ich habe früher noch handwerkliche Unterrichtsstunden gehabt. Ich habe an Pfeilen gelernt in der Volksschule, ich habe Volksschulabitur im Saarland. Ja, und das hat man also gelernt. Ich habe also festgestellt, ich habe so bisschen zwei linke Hände, die anderen waren viel besser. Und so haben die Mädchen haben häkeln, stricken und all diese Sachen gelernt. Die Oma hat es vermittelt oder der Opa, die es heute in der Großfamilie vielleicht gar nicht mehr gibt. Und da ist mein Traum und eine Vision, also einer Dorfschule, analog und digital, also auch diese digitale Welt hineinzubeziehen. Da gibt es Schulen, die vermitteln, da wird programmiert, da lernen 6-, 7-Jährige programmieren. Also wir wollen uns diesen genau diesen, diesen Trend oder wie? Was ist Google Copilot? Was ist ChatGPT? Wie kann ich damit umgehen? Wie kann ich die digitale Welt nutzen, positiv nutzen für Ziele, die ich erreichen will? Die Gefahren sind klar, mit denen muss ich mich natürlich auch auseinandersetzen. Und das ist so im Dorf schon relativ schwierig, obwohl ich jetzt auch sehe, dass ich - eine meiner Strategien ist einfach, wenn ich in einem Dorf die Mütter erreiche, erreiche ich die Kinder und über die Mütter erreiche ich auch die Väter von der Strategie her. Und dann muss man auch einfach mal sagen, dass wenn, wenn Frauen sich engagieren in diesem Bereich für Kinder, egal in welchen Bereichen, machen sie es sehr konsequent. Die ziehen es also auch durch. Aber grundsätzlich stellt das eine Herausforderung dar. Wie erreiche ich da Jugendliche? Und wenn man heute schon sieht, dass die Krankenkassen, die Barmer z.B. ein Programm hat, wie bleibe ich bei Gaming Sport gesund? Dann wissen wir, wo der Trend hingeht. Und dem kann man sich nicht verschließen. Man kann sich dem Mainstream nicht verschließen, sondern man muss versuchen, Ideen zu entwickeln. Wie kann ich die Jugendlichen da abnehmen, wo sie letztlich, wo sie sich befinden und trotzdem dann sagen: Wir erzeugen Gemeinschaft, wir erzeugen Gemeinschaft, also dass diese Grundwerte vermittelt werden, damit ich sauber durchs Leben komme.
00:58:21: Also wenn man jetzt noch mal die Diskussion um die Wehrpflicht holt, ich sage einfach, ich finde, zwei Möglichkeiten muss es immer geben. Man muss wählen können. Es gibt verschiedene Modelle, aber auch in der Zeit sind viele gerade gebogen worden, die auch noch mal einen beruflichen Weg gefunden haben, sich ganz anders entwickelt haben. Also wir haben so bis in den letzten 30 Jahren Strukturen verloren. Wir haben die Daseinsvorsorge abgebaut. Es ist alles sehr beliebig geworden, weil wir gedacht haben, es läuft immer so weiter. Und es ist also einfach notwendig. Und das kann man nur an der Wurzel erreichen. Also z.B. in den Dörfern, da wo sich das Leben abspielt, bei den Menschen kann ich Veränderungen erreichen, nicht auf der Ebene der Verbandsgemeinde, des Kreises oder der Landesregierung. Und das muss man verstehen. Wir brauchen einen Paradigmenwechsel. Wir brauchen also einfach hier unten vor Ort auch professionelle Struktur. Ich brauche Menschen mit Wissen. Ja, wir werden die kommunalen Strukturen nicht ändern. Aber wenn ich jetzt, wie wir es machen, ich sage das abschließend, wir sind jetzt dabei und schaffen es dann zum ersten Mal, einen Dorfbegleiter, Dorfberater einzustellen, der ausgebildet wird in Bad Salzig, der Kreis Trier-Saarburg hat so ein System, habe ich vor sieben Jahren mit dem Herr Schatz auf den Weg gebracht, wird aber nicht genutzt. Die Gründe möchte ich jetzt. Das ist auch nachvollziehbar, aber wir brauchen einfach dort Menschen, die die über die Perioden einer Legislatur eines Bürgermeisters hinaus das, was jetzt geschaffen wurde, nachhaltig und verstetigen. Sonst dieses Gießkannenprinzip bei Entwicklung, das gilt ja auch für das, was wir für Jugendliche, für Ältere auf den Weg bringen der Entwicklung. Das schafft keine Nachhaltigkeit und keine nachhaltige Dorftransformation. Aber die Kinder sind ja. Das ist wirklich ein ganz wichtiger Punkt, die Kinder und Jugendliche, dass man den Fokus darauf legt. Da fangen wir auch beim Kindergarten an. Ja, wir haben Kindergärten, die sind absolut vorbildlich. Kindergärten für Bewegung, Kindergärten für Ernährung, die klare Konzepte haben, wo man einfach Wald-Kindergarten in Trier. Wir haben in Schweiden im Kreis Paderborn aktiv mit zwei Vorträgen und habe dann da das System kennengelernt.
01:00:16: Da führen Sportvereine einen Kindergarten. Der Kreis Sportbund hat zwei, drei Kindergärten und ganz klarer Fokus auf dem Thema Bewegung. Und da muss man hinkommen, dass die Stätten, die da sind, auch entsprechend qualifiziert werden und das eben auch vermitteln können. Das ist vieles schon, vieles schon vorhanden. Aber wir haben gerade im Bereich der Kindergärten ja riesige Probleme, was die Nachmittagsbetreuung an. Es ist ja, es ist ja, sage ich mal, es sind viele große Herausforderungen. Und er macht mir ja Mut mit seinem sehr geduldigen Ansatz, dass er sagt das ist mein Königreich, hier arbeite ich, hier bringe ich mich ein und so muss es sein. Wir können die Welt nicht retten. Aber gerade in diesen kleinen Dörfern. Wir haben 1000 Dörfer in Rheinland Pfalz unter 300 Einwohner. Wir sind das kleingliedrigste Bundesland und wir brauchen eins, wir brauchen interkommunale Zusammenarbeit. Die Dörfer hat Lampaten erkannt. Finde ich gut, dass man dort mit den Dörfern, Händlern, schömerisch paaschel kooperiert. Die Bürgermeister und Ex Bürgermeister waren auch da und sagt, wir müssen die Themen Mobilität, ja, über das alles, was wir reden, Versorgung der Älteren, wir reden über Ärztemangel. Das ist. Es brennt an allen Ecken und Kanten. Geht nur über Solidarisierung. Solidarisierung und das Thema Demografie ist da ein riesiges, dass man da zusammenwächst und einer macht es vor. Und das ist ja immer dann, wenn Interessenlagen entstehen, z.B. Vereine, da gibt es z.B. dort die SG Hochwald, Spielgemeinschaft Hochwald. Im Fußball hat man irgendwann erkannt, da sind keine Kinder mehr, da läuft nichts mehr. Wir müssen uns zusammenschließen. Und sie haben es geschafft, haben Spielgemeinschaften gebildet. Und wenn ich heute sehe, dass es Spielgemeinschaften gibt auf dem Saargau, wo 10, 12 Dörfer Jugendarbeit betreiben und es Menschen gibt, die tatsächlich das auf sich nehmen, das ist ja organisatorisch eine riesen Herausforderung.
01:02:07: Dann sage ich doch, dann müsste es doch möglich sein, auch im kommunalen Bereich, im dörflichen Bereich, endlich mal das Kirchturmdenken über den Haufen zu werfen und zu sagen: Mensch, da wo wir gemeinsam uns verbinden können, ich brauche nicht in der Kommune, das habe ich ja zwar in Mandelbach gemacht, ein Dorfmobil.
01:02:24: Ich habe gedacht, die anderen machen mit, haben sich auch nicht dafür interessiert vor 12, 15 Jahren, dass ich ein sage, jetzt da oben brauchen wir ein Dorfmobil für die Älteren, auch für Senioren. Wie komme ich von A nach B? Wie komme ich zum Arzt? Die Mobilität ist ein riesiges Problem oder Carsharing. Also diese Modelle sind alle da. Und das ist das, was ich mit dem Baukasten auch demnächst digital verbreiten werde, damit die Ideen reinkommen. Und da sind dann Menschen, die sagen, guck mal hier, der stößt mich ja an, das können wir ja zusammen vielleicht machen. Und da spielt, wie gesagt, die demografische Entwicklung, das Älterwerden eine Riesenrolle. Und dann ist eine klare Botschaft, auch Alter hat Potenziale. Der Seniorennachmittag, die Bespassung, super schön, Kaffee und Kuchen, alles gut und schön. Warum sollen die selber, sollen die Älteren sich nicht mal selber organisieren? Die brauchen doch keinen Vorturner. Ja, wenn ich da die Anstöße gebe, wir drei oder wir vier hier, ja gut, dann treffen wir uns mal, fahren nach Mainz mit dem Zug ins Guteberg Museum, wir gehen in den Schoppe trinke und was weiß ich dann und organisieren uns selbst. Also dieses selbstbestimmte Leben zu pflegen bis zum letzten Atemzug, dass ich noch den Deckel zumachen kann. Das ist
01:03:35: Alle lachen.
01:03:35: Von innen, das ist meine Botschaft.
01:03:37: Ich glaube, Alf wollte schon ganz lange jetzt was sagen.
Alf: Also eine Sache finde ich wunderbar. Das, was der Bernd gerade erzählt hat, ist eigentlich ziemlich deutlich. Da wird mir ziemlich deutlich, dass, dass man, um diese Dinge umzusetzen, die Alten braucht. Denn da ist das Wissen, da ist all das, was in einem Leben aufgehäuft wurde, an Verantwortlichkeiten, an Wissen, an allem, das kann er weitergeben und er hat die Zeit dazu oder sie hat die Zeit dazu, das zu machen und das Potenzial zu nutzen.
Corinna: Dem hat Thomas gerade widersprochen. Er hat gesagt, seitdem er im Ruhestand ist, hat er noch weniger Zeit als vorher. Irgendwie passt da was nicht. Aber das nur am Rand.
Alf: Ja, ich glaube, wir sind auch weitgehend durch, oder?
01:04:26: Nein, der Dirk ist dran.
01:04:29: Ja, der Dirk, der kam noch zu wenig zu Wort.
01:04:31: Ja, nicht unbedingt, aber also was mir noch mal noch auffällt, ist, dass es auch Dinge gibt, da muss man einfach ja auch ein bisschen Humor reinbringen, die ganze Aktion.
01:04:41: Es gibt viele Menschen bei den Spaziergängen, die ich dann kennenlerne, ältere Menschen auch, die sagen, genau, die Jugend von heute. Und wenn ich das höre, dann geht mir die Hutschnur hoch, weil die Jungs sind natürlich nicht schlechter als früher.
Corinna: Das hört man immer häufiger wieder.
01:04:54: Und dann widersprechend sage: Die natürlich sind die engagiert, ich kann nichts anderes berichten. Und natürlich haben die andere Interessen, aber die sind nicht gewalttätiger oder sonst was als früher.
Alf: Oder sogar viel weniger.
01:05:05: Manchmal auch weniger, aber manchmal. Aber letztendlich ist die Probleme sind immer die gleiche. Die Generationskonflikte oder die Verliebtheit oder die Pubertät. Ich meine, da ändert sich nichts dran. Das ist also biologisch gegeben. Und wie sich das äußert, ob durch neue Geräte oder damals war bei den Älteren das Telefon, als das aufkam, dass der Tod des Schreibens, dann schreibt keiner mehr Briefe oder geht keiner mehr ins Kino. Von daher, das aufzuheben, zu sagen, der Blickwinkel ist anders.
01:05:28: Und wenn die Jungchen laut sind, also auch die Alten, wenn wir im Friedhof sind, wir waren lauter, diese Friedhofsordnung gilt nicht mehr. Man kann dort auch Fahrrad fahren, man kann dort auch mit dem Rollator durchfahren, man kann auch Hunde mitnehmen und dort spazieren an der Leine. Man darf auch picknicken auf der Bank. Und dann sage ich, man nutzt einfach die Zeit hier. Ihr könnt hier auch also rübset und furzet wie früher, warum nicht? Und dann kann jetzt auch jeder mal rülpsen oder furzen, wie er will, und dann lachen sie alle. Natürlich ist das alles erlaubt. Und sie können auch einfach mal sich anders benehmen und ihre Ängste abbauen, dann wird das auch lustig und dann macht man das vor.
01:06:05: Was willst du denn damit sagen? Willst du damit sagen, lass uns mal Mensch sein?
01:06:08: Genau. Einfach sozusagen sagen.
Corinna: Einfach Mensch! Wir gehen auf die Zielgerade, oder Alf?
Alf: Einfach leben. Einfach leben. Das ist schön. Das Motto unseres Podcasts.
Corinna: Schön leben und möglichst lange und über die Generation hinweg. Und ich glaube, was wir gemerkt haben, ist, dass dieses Thema so vielfältig ist, dass wir noch stundenlang weiterreden könnten. Aber es wird hier gefuchtelt mit einer CD. Es gibt noch einen Werbeblock ganz zum Schluss.
01:06:38: Ich kann jedem nur empfehlen, das Buch oder diese CD zu erwerben von Professor Sven Phoebel. Das ist ein Altersforscher, der irgendwo an der Uni in Bremen forscht. Das heißt also, entscheide selbst, wie alt du bist. Und ich befasse mich seit Jahren mit diesem Thema und kann sagen, dass da, wenn Sie dieses Buch gelesen haben, haben Sie einen Plan, wie sie wirklich gesund und selbstbestimmt alt werden. Also Sven Vöbel, entscheide selbst wie alt du bist.
Corinna: Es war eine muntere Runde. Wir sind sehr dankbar dafür und wünschen allen einen schönen Tag.
Alf: Ja ebenfalls.
Corinna: Nein, wir sind noch nicht am Ende.
Corinna: Dirk hat auch noch was beim Werbeblock.
01:07:19: Darf ich auch was sagen?
Corinna: Auf jeden Fall.
01:07:21: Als mich dazu einladen, dass am siebter Juli wird eine Ausstellung eröffnet, an der ich mitarbeite.
01:07:26: Da wurden auch Ortsvorsteher gesucht, die heißt "Alltagsgegenstände, die in Vergessenheit geraten sind" und ich sammle sowohl von Jugendlichen, die vor 20 Jahren Jugendliche waren und Tamagotchis oder tragbare CD-Player hatten, dass sie so etwas mitbringen und die alten Menschen die Sachen mitbringen, die sie früher benutzt haben. Wie hat man früher telefoniert oder Kaffee gemacht oder oder gibt es viele Gegenstände. Die Ausstellung wird jetzt zusammengestellt, da ist irrsinnig viel zusammengekommen und die wird am siebter Juli eröffnet und dort werden dann sowohl die Jugendlichen als auch Jugendarbeit, Bürgerhäuser, alte Menschen eingeladen zu der Eröffnung, daran teilzunehmen, zu gucken, was hat man früher wie gemacht und das ist sehr spannend sowas. Dazu möchte ich auch gerne dazu einladen, dass dort dann Menschen ab dem siebter Juli im Museum Simeonstift auftauchen und sich das angucken. Diese Ausstellung ist nicht neu, die gab es das letzte mal 1904 und das Museum hat gesagt, jetzt 1924 nach 120 Jahren machen wir die nochmal. Gleiche Thema.
01:08:24: Klasse. Aber jetzt wünsche ich allen einen schönen Tag und vielen Dank für die Runde.
01:08:29: Ja, dankeschön auch.
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